Köln – Seit vier Jahren ist klar, dass die Stadtverwaltung das bei Touristen beliebte Rheinufer vor der Altstadt vollständig sanieren lassen muss. Wie jetzt bekannt wurde, sollen die Arbeiten Ende des Monats oder Anfang Oktober beginnen und insgesamt 15 Monate dauern.
In dieser Zeit wird in dem Bereich für Fußgänger und vor allem für Radfahrer kaum noch ein Durchkommen sein. Das Rheinufer wird sich bis Ende 2023 zur Großbaustelle entwickeln.
Im Bereich zwischen Deutzer Brücke und Hohenzollernbrücke liegt eine Besonderheit vor, die eine Instandsetzung erheblich verkompliziert. Der Abschnitt besteht einerseits aus dem von Landschaftsarchitekt Georg Penker Anfang der 1980er Jahre gestalteten Rheingarten sowie einer Kragplatte, die 1963 gebaut wurde. Dabei handelt es sich um eine Art Balkon, der notwendig war, um neben der dort vor dem Bau des Rheinufertunnels oberirdisch verlaufenden Straße und der damaligen Rheinuferbahn Platz für die Promenade zu schaffen.
Untersuchungen der Kragplatte hatten ergeben, dass vor 60 Jahren ein Spannstahl verbaut wurde, der unter bestimmten Bedingungen zur sogenannten Spannungsrisskorrosion neigt. Im schlimmsten Fall kann ein betroffenes Bauteil durchreißen, was in der Vergangenheit anderenorts bereits zu schweren Unfällen geführt hat. Das zuständige Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau hatte daher bereits im Jahr 2018 die zulässige Höchstbelastung der Rheinuferpromenade für Lieferfahrzeuge vorsorglich von 16 Tonnen auf vier Tonnen reduziert.
Die Kragplatte muss aufgrund des schlechten Zustands vollständig abgerissen und dann wieder neu gebaut werden. Die Stadt kalkuliert derzeit mit Planungs- und Baukosten in Höhe von insgesamt 13,2 Millionen Euro. Die Stadt hat per europaweiter Ausschreibung bereits ein Unternehmen, das Abbruch und Neubau übernimmt, beauftragt. Die Arbeiten sollen in zwei Schritten ablaufen. In den ersten neun Monaten soll der Abschnitt zwischen Fischmarkt und Hafengasse bearbeitet werden – danach folgt in den weiteren sechs Monaten der Abschnitt zwischen Hafengasse und Deutzer Brücke.
Radverkehr wird durch Tunnel unter Maritim-Hotel umgeleitet
Fußgänger werden während der Bauzeit nicht mehr unmittelbar am Rhein entlanglaufen können. Geöffnet bleibt die Frankenwerft hinter dem Rheingarten, die unmittelbar vor den Altstadt-Häusern entlangläuft.Der Radverkehr wird während der gesamten Zeit durch den Tunnel unterhalb des Maritim-Hotels umgeleitet – so wie während der Sanierung der Promenade im Abschnitt zwischen Deutzer Brücke und Malakoffturm, in dem neue Bodensteine aus Basaltlava verlegt wurden.
Einer Überlegung von Fahrradaktivisten, den Radverkehr während der Bauzeit durch den Rheinufertunnel umzuleiten und dort eine Autofahrspur wegzunehmen, erteilte das Verkehrsdezernat eine Absage. Die Führung des Radverkehrs durch den Tunnel sei laut einer Machbarkeitsstudie erst nach einer Sanierung des Bauwerks möglich. Nach der Instandsetzung mit einer modernisierten Technik und nach einer Ertüchtigung des Brandschutzes sei die Öffnung für den Radverkehr umsetzbar, so die Stadt.
Der Zeitraum bis zum Abschluss der Tunnelsanierung wird allerdings auf mindestens acht Jahre veranschlagt. Aufgrund des schlechten Zustandes der Kragplatte ist es aus Sicht der Verwaltung nicht möglich, den Neubau der Kragplatte noch so lange zurückzustellen – zumal die Sanierung des Rheinufertunnels in nächster Zeit nicht geplant ist.