Köln – „Die Abendkleider sind ordentlich verpackt wie fürs Museum“, sagt Bettina Spillmann. Die Geschäftsfrau führt seit vielen Jahren den Laden Cologne Couture an der Dürener Straße in Lindenthal. Und ist vom verlängerten Lockdown wie die ganze Modebranche mit am härtesten betroffen. „Wir zittern alle.“
Das Corona-Jahr war für Spillmann, die auf Abendkleider und Second-Hand-Verkauf von hochwertigen Marken spezialisiert ist, besonders schwer. Keine Feiern, geschlossene Restaurants. Nichts, für das man sich fein machen müsste – die Ware blieb liegen. Ab Oktober ging der Umsatz fast gegen null. Und dann wurde der Lockdown auch noch verlängert. Dabei seien doch gerade in einem überschaubaren Modeladen die Hygieneregeln viel besser einzuhalten als in einem vollen Supermarkt.
Ob sie ans Aufgeben denkt? „Ich denke andauernd ans Aufhören, weil ja nichts planbar ist. Aber ich gebe nicht auf.“ Vielmehr versucht sie, ihre Situation zu verbessern. In einem ersten Schritt hat sie sich eine Mitmieterin geholt, die nun im ersten Stock ebenfalls Mode anbietet. Außerdem baut sie ihre Online-Präsenz weiter aus.
Und sie plant, eine UPS-Annahmestelle einzurichten. Pakete zwischen feinen Abendkleidern – wie passt das? „Dann kommt mal ein ganz anderes Publikum zu uns. Und kommt vielleicht wieder, wenn wir wieder geöffnet haben“, so Spillmanns Strategie.
Ansonsten heißt es: Durchhalten. Ihr Vermieter ist ihr schon einmal entgegengekommen und sie hat im Frühjahr staatliche Überbrückungshilfe bekommen. Die neue ist beantragt, aber noch nichts auf dem Konto angekommen. „Davon kann man natürlich keinen Laden halten.“
Langes Warten auf Entschädigung
Während für Gastronomiebetriebe für November und Dezember 75 Prozent des Umsatzes der Monate des Vorjahres als staatliche Entschädigung gezahlt werden, ist die Regelung für Einzelhändler komplizierter. Ihnen werden abhängig vom Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat Fixkosten erstattet. Die neueste Regelung: Bei 30 und 50 Prozent Umsatzrückgang werden 40 Prozent der Fixkosten erstattet. Bei 50 und 70 Prozent sind es 60 Prozent Erstattung, bei über 70 Prozent sind es 90. Bei unter 30 Prozent Umsatzrückgang gibt es keine Erstattung.
In einem bundesweiten Aufruf „Wir machen aufmerksam“ einer privaten Initiative werden die Einzelhändler aufgefordert, am kommenden Montag mit Plakaten in ihren Schaufenstern auf ihre Lage aufmerksam zu machen. (cv)
Im Mai, so glaubt sie, werde man klarer sehen, wer die Krise übersteht. Große Geschäfte mit Kleidung aus Massenproduktion mit ständig wechselnden Kollektionen werde es so nicht mehr geben, glaubt sie. „Ich mit meinem Nischen-Angebot habe da vielleicht bessere Chancen.“
Durchhalten ist auch die Devise bei Gitte Clausen, die in der Severinstraße seit 20 Jahren Kerzen macht. Sie hat das Ladentelefon auf ihr Handy umgestellt, damit die Kunden sie weiter erreichen und bestellen können. Und sie ist von 12 bis 14 Uhr im Geschäft, damit die Bestellungen abgeholt werden können – alles kontaktlos wie vorgeschrieben. „Leute, die am Fenster vorbeigehen, freuen sich unglaublich, dass hier jemand sitzt“, sagt sie. Der Verkauf laufe recht mau. „Aber ich will und muss trotzdem etwas machen.“
Lager ist komplett gefüllt
Das Geschäft sei selbst dann schwierig gewesen, als sie öffnen durfte. Denn sie fertigt vor allem Kerzen für Familienfeiern, Taufen und Hochzeiten an. Und diese Anlässe sind fast alle weggefallen. Trotzdem hatte Clausen noch einmal neues Material bestellt. Am Tag der Verlängerung des Lockdowns kamen dann zwei Tonnen Wachs an, die nun ihr kleines Lager komplett ausfüllen.
„Ich müsste jetzt auch über Osterfarben nachdenken, ohne dass ich weiß, ob Ostern gefeiert werden kann.“ Und für Taufkerzen bietet sie an, das Datum zunächst mal wegzulassen – falls die Feier doch wieder verschoben werden muss.
Staatliche Hilfe hat Gitte Clausen noch nicht beantragt, obwohl sie schwere Einbußen hinnehmen musste. Dabei sei doch gerade in dieser schwierigen Zeit warmer Kerzenschimmer sehr tröstlich. „Kerzen sind eigentlich systemrelevant“, sagt Gitte Clausen.