Köln – Wo darf das Dreigestirn aktuell auftreten und wo nicht? Zwei parallele Karnevalsveranstaltungen im Lindner Hotel an diesem Wochenende zeigten das Dilemma, in dem das Festkomitee Kölner Karneval (FK) und seine Tollitäten derzeit stecken. Denn einerseits haben die Karnevalsoffiziellen gemeinsam mit der Landesregierung allen Vereinen und Veranstaltern empfohlen, auf Sitzungen zu verzichten, dafür bietet das Land NRW eine Kostenübernahme von 90 Prozent. Andererseits will man in kleinerem Kreis das Brauchtum pflegen, das Dreigestirn sichtbar machen und den totalen Zusammenbruch von jeckem Vereinsleben verhindern.
Eine Zwickmühle, in der kommerzielle Veranstalter nicht stecken, weil sie das finanzielle Risiko übernehmen, und – im Gegensatz zu so manchem kleinen Verein – offensichtlich auch tragen wollen und können.
Auch moralische Vorhaltungen von außen sind ihnen eher egal, denn das, was sie dem jecken Volk anbieten, ist im Rahmen der Coronaschutzbestimmungen und legal. FK-Sprecher Michael Kramp sagt dazu: „Ohne klare staatliche Vorgaben ist die Corona-Lage in diesem Winter lange nicht so eindeutig wie im Lockdown des Vorjahres. Rechtlich ist vieles möglich, aber deswegen ist nicht alles vernünftig. Denn die Omikron-Welle hat auch Köln längst erreicht.“
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Dennoch würden sich die Menschen nach dem Gemeinschaftsgefühl sehnen, das ihnen der Karneval gebe. Die FK-Gesellschaften seien sehr kreativ, um im kleinen, Corona-konformen Rahmen ein wenig Fastelovendsjeföhl möglich zu machen. „Diese Mini-Formate unterstützt das Dreigestirn durch seine Besuche, denn diese kleinen karnevalistischen Momente sollen ermöglicht werden. Die Betonung liegt hier auf klein“, appelliert Kramp an die Eigenverantwortung der Veranstalter, jeder Auftritt des Dreigestirns werde geprüft. „Im Zweifel zieht das Dreigestirn aber nicht in den Saal oder – wenn erkennbar ist, dass Abstände nicht eingehalten werden oder das Setting der Veranstaltung nicht passt – sagen wir von vorneherein ab.“
„Humba Tätärä“ ohne Kölner Dreigestirn
Trotz vorhergehender Zusage durfte das Dreigestirn bei den beiden „Humba Tätärä“-Veranstaltungen von Deiters am Samstag und Sonntag nicht auftreten. Dabei haben die jeweils rund 240 kostümierten Besucher – darunter am Sonntag auch viele Kinder – die ganze Zeit diszipliniert an ihren Tischen ausgehalten und sich über die Künstler auf der Bühne gefreut.
Zuschuss zum Zoch
Der Finanzausschuss hat einem Zuschuss für die alternative Variante des Rosenmontagszugs 2022 in Höhe von 127.825 Euro zugestimmt. Aufgrund der Pandemielage wird der Zoch nicht in traditioneller Form stattfinden, sondern in einer alternativen Variante durchgeführt.
Geprüft wird derzeit, den Zug entweder als „Rosenmontagsfest“ im Rhein-Energie-Stadion in Müngersdorf auszurichten. Zweite Möglichkeit wäre das sogenannte Platzkonzept, bei dem die Persiflage-Wagen auf verschiedenen Plätzen in den Kölner Vierteln als Ausstellungsstücke zu sehen sein würden.
Zudem gibt es einen Zuschuss zur Aufstellung von Straßendekoration in Höhe von 25 600 Euro. In den sechs Wochen vor Aschermittwoch schmücken Leuchtfiguren einiger Karnevalsgesellschaften die Straßen entlang des Zugwegs. (stef)
Durch diese erhöhten Aufbauten war stets ausreichend Abstand zwischen Auftretenden und Publikum. „Das Gesundheitsamt hat mir an diesem Montag noch einmal bescheinigt, dass es am Hygienekonzept des Hotels nichts zu beanstanden gebe“, sagte Lindner-Direktor Dirk Metzner. Er ist ebenso wie Agentur-Chef Horst Müller Mit-Organisator von „Humba-Tätärä“, das am kommenden Wochenende fortgesetzt wird.
„Ich mache doch keine Kostümsitzung, sondern eine Art Dinner-Show mit Fastelovends-Programm. Ich mache genau das, was in der Corona-Schutzverordnung drinsteht und was erlaubt ist“, sagte Deiters-Chef Herbert Geiss. „Ich will nicht irgendwelchen Karnevalsgesellschaften Konkurrenz machen, sondern einen Stein ins Rollen bringen und zeigen, was geht, und wo auch der Normalo-Jeck mitfeiern kann.“
Bei der ursprünglichen Zusage für den Auftritt des Dreigestirns sei von einer Veranstaltung mit Abendessen ausgegangen worden, so FK-Sprecher Michael Kramp, nicht von einer Kostümsitzung. Von solchen Formaten habe man ja auch den eigenen Mitglieds-Gesellschaften abgeraten. Und diesen KGs, die auf ihre normalen Sitzungen verzichtet hätten und sich nun teilweise um kreative, kleinere Formate bemühten, wolle man nicht in den Rücken fallen.
Andere Veranstaltung im Lindner-Hotel mit Dreigestirn
Im selben Hotel – in dem zum Festsaal benachbarten Restaurant-Bereich – absolvierte das Dreigestirn am Samstagabend einen ganz normalen Auftritt mit Reden und Sessionslied. „Das war auch schon langfristig so geplant. Ein Gesellschafter meiner Firmen ist bei den Altstädtern und sponsert die Tollitäten“, sagte der Kölner Unternehmer Jörg Topfstedt, der zu dem Abend gut 50 Firmenkunden, Geschäftspartner und Freunde zu Essen und Karnevalsprogramm eingeladen hatte. Es war eine Art Netzwerk-Veranstaltung, bei der auch gesungen, geschunkelt und getanzt wurde.
Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte Kramp den Auftritt des Dreigestirns dort als Spendenübergabe der „Kölschen Fründe“ bezeichnet – so habe es im Buchungsplan gestanden.
Doch hier war Kramp wohl falsch informiert. Von mehreren Teilnehmern dieses Abends wurde betätigt, dass kein Scheck übergeben wurde. Zudem sei er der alleinige Veranstalter, betonte Topfstedt. Er sei zwar auch einer der Gründer des Hilfsvereins „Kölsche Fründe“, der sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche in der Stadt einsetzt. „Für die spenden wir, aber nicht an das Dreigestirn.“