Gemeinsam trauern die Menschen am Heumarkt am ukrainischen Unabhängigkeitstag um die Opfer des Krieges.
Kundgebung am Kölner HeumarktGemeinsame Feier und Trauer zum ukrainischen Unabhängigkeitstag
Einige knien nieder, viele Menschen schließen die Augen, und alle stimmen am Donnerstagabend mit einer Hand am Herz ein, als eine Sängerin auf der am Heumarkt errichteten Bühne die ukrainische Nationalhymne begleitet. Manche von ihnen weinen still. Es ist der 24. August, der 32. ukrainische Unabhängigkeitstag, an dem wenige hundert Menschen in der Innenstadt diesen emotionalen Moment bei Nieselregen miteinander teilen.
„Heute hierherzukommen, ist ein wichtiges Signal an die Menschen in der Ukraine und stärkt die Gemeinschaft all derjenigen, die ihre Heimat verlassen mussten“, sagt Serhii Mazur. Er ist mit seiner Frau Mariia sowie seinem Sohn Nazarii und seiner Tochter aus Troisdorf nach Köln gekommen und sie begrüßen in traditionelle ukrainische Trachten gekleidet herzlich zahlreiche andere Personen auf dem Heumarkt. „Wir müssen stark bleiben und für die Freiheit, die Basis jeder Demokratie, kämpfen – auch, damit die kommenden Generationen die Möglichkeit haben, freie Entscheidungen zu treffen“, sagt der 40-Jährige.
Verschiedene Rednerinnen und Redner am Kölner Heumarkt
„Slawa Ukrajini“, übersetzt „Ruhm der Ukraine“, rufen Linda Mai, die Vorsitzende des deutsch-ukrainischen Hilfsvereins Blau-Gelbes Kreuz, sowie weitere Rednerinnen und Redner aus Politik und Stadtgesellschaft den Menschen vom Mikrofon auf der Bühne aus zu. Die Menge antwortet laut und einstimmig mit „Herojam Slawa“ - „den Helden Ruhm“. Nach Mai gratulieren neben anderen auch Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen sowie Kölns Bürgermeister Andreas Wolter (beide Grüne) und seine ehemalige Amtskollegin Elfie Scho-Antwerpes (SPD) den Menschen, „zu Ihrem Feiertag“, wie Wolter sagt.
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„Es ist trotz allen Leids und Verzweiflung tatsächlich ein Tag, um zu feiern“, betont Neubaur, „denn noch immer ist es den russischen Aggressoren mit ihrem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg nicht gelungen, das ukrainische Volk trotz all der Grausamkeit zu brechen, ihre Identität zu vernichten und sie im Schulterschluss mit ihren Verbündeten zu entzweien“, sagt die Wirtschaftministerin. In Köln, Düsseldorf und ganz Deutschland fühlten sich die Menschen tief mit der Ukraine verbunden und „neben Lippenbekenntnissen leisten wir auch ganz praktische und umfangreiche Unterstützung“, hebt Neubaur hervor und schließt mit der Zusicherung: „Wir stehen weiterhin fest an Ihrer Seite!“
Gemeinsam trauern um die Opfer des Krieges
Auf dieses und die zahlreichen weiteren Solidaritätsversprechen des Abends antworten die Menschen mit Beifall und Jubel. Das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Menschen ist deutlich spürbar, sie bleiben trotz schlechter Witterung bei Chorgesang und anderer Musik noch lange auf dem Heumarkt zusammen. Auch Serhii Mazur und seine Familie, die bereits 2016 nach Deutschland gekommen sind.
„Ich habe hier schnell Arbeit und Freunde gefunden und bin dankbar, dass meine Familie in Sicherheit ist“, hebt der 40-Jährige hervor. „Trotzdem fühle ich in Momenten wie diesen den Zwiespalt zwischen hier bleiben und mich selbst dem Kampf um unsere Heimat anzuschließen“, räumt Mazur ein. Gemeinsam trauern die Menschen am Heumarkt um die Opfer des Krieges, sammeln Spenden und danken allen Unterstützerinnen und Unterstützern – vor allem aber all denjenigen, die jeden Tag im Kampf für die Ukraine ihr Leben riskieren.