Arbeitsbedingungen, Gehalt und Fachkräftemangel standen bei der zentralen Streikveranstaltung auf dem Kölner Heumarkt unter anderem im Fokus.
Verdi-Kundgebung am Heumarkt„Wir halten dieses Land am Laufen!“ – Weitere Streiks in Köln möglich
Vom Hans-Böckler-Platz, Willy-Brandt-Platz und von der Deutzer Werft aus sind am Dienstagmorgen in Köln jeweils tausende Mitglieder der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) aus dem Großraum Köln zur zentralen Kundgebung am Heumarkt marschiert. Die Tarifbeschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen folgten dem Aufruf zu mehrtägigen Warnstreiks am 20. und 21. März im Verdi-Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen.
„Es ist toll zu sehen, wie viele von Euch heute hier erschienen sind, um den berechtigten Forderungen nach mehr Lohn, Wertschätzung und Anerkennung für die Arbeit zu bekräftigen, die Ihr seit Jahren an der Grenze zur Belastbarkeit tagtäglich für die Menschen hier in der Region leistet“, ruft Bezirksgeschäftsführer Daniel Kolle den nach Veranstalterangaben 11.000 Menschen auf dem Platz zu.
Die Versammlung setzt sich zusammen aus Beschäftigten nahezu aller Kindertagesstätten, der kommunalen Krankenhäuser, der Ver- und Entsorgungsbetriebe sowie dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und den Bürgerämtern in Köln, Bonn, Leverkusen sowie Troisdorf, Hennef und Gummersbach. „Wir halten dieses Land am Laufen! Das ist zehneinhalb Prozent mehr Lohn, mindestens 500 Euro Gehaltsplus im Monat wert“, so Kolle weiter.
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Eine Forderung, die auch Dietmar Schütteler mit seiner Trillerpfeife sowie lautem Jubel auf dem Heumarkt unterstützt. Mit Kollegin Sabine Neuß und rund 20 weiteren Angestellten des Wasserwerks Perlenbach ist der 60-Jährige aus Monschau nach Köln gekommen. Mit dem Reisebus - denn im öffentlichen Nahverkehr kommt es durch die Streiks seit Montag zu erheblichen Einschränkungen.
„Wir sind in der Eifel nicht unbedingt für unsere revolutionäre Haltung bekannt, aber jetzt ist es wirklich an der Zeit, für spürbare Verbesserungen und mehr Attraktivität in den Berufszweigen im öffentlichen Dienst auf die Straße zu gehen“, sagt Schütteler. Sonst sei schon in wenigen Jahren niemand mehr bereit, dort zu arbeiten.
Die Arbeitsbedingungen, das Gehalt sowie ein „eklatanter Fachkräftemangel“ sind bei der zentralen Streikveranstaltung auf dem Heumarkt am Dienstagmittag auch wichtige Argumente des Verdi-Bundesvorsitzenden Frank Werneke. „Schon jetzt sind 300.000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts werden es durch altersbedingtes Ausscheiden vieler Kolleginnen und Kollegen bis zu 1,4 Millionen sein“, sagte der Gewerkschafts-Chef.
„Der öffentliche Dienst in Deutschland ist über Jahre hinweg verschlissen worden – das muss endlich aufhören.“ Einig sind sich Werneke sowie seine Vorredner und Nachrednerinnen und die 11.000 Frauen und Männer im Ausstand, dass genug Geld vorhanden sei, um ihre Forderungen zu erfüllen.
Auch das Anzapfen der Gewinne von Profiteuren der vergangenen Jahre, nicht zuletzt während der Corona-Pandemie oder aktuell der Rüstungsindustrie, dürfe notfalls kein Tabu sein, hieß es weiter. Die vom Verband der Kommunalen Arbeitgeber (VKA) über zwei Jahre gestaffelt angebotenen sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt seien inakzeptabel, deren Aufforderung, „Einbußen hinzunehmen“ eine „bodenlose Frechheit“.
Streiks der KVB und Co. in Köln: Weitere Tarifverhandlungen Montag
„Ohne eine akzeptable Mindesterhöhung des Einkommens“ werde es keinen Abschluss geben, so Werneke. „Der Frühling beginnt gerade erst, das verbinde ich mit einem Gruß nach Potsdam“, sagte der Verdi-Chef mit Bezug auf den Beginn der dritten Verhandlungsrunde dort ab dem 27. März, „es kann also gut sein, dass wir uns bald alle hier noch einmal wiedersehen.“
Bis 14 Uhr dauerte die zeitweise verregnete Veranstaltung am Heumarkt, untermalt von Auftritten der Musiker von „Fiesta Poets“ und Björn Heuser. Verdi will mit dem Warnstreik den Druck auf den VKA erhöhen und fordert außerdem, das mögliche künftige Tarifergebnis bei einer Laufzeit von zwölf Monaten solle auf Beamtinnen und Beamte, Richterinnen und Richter, Soldatinnen und Soldaten sowie auf Versorgungsempfängerinnen und -empfänger übertragen werden. Runde drei der Tarifverhandlungen findet von Montag, 27., bis Mittwoch, 29. März, in Potsdam statt.