Woelki hält den Einsatz militärischer Gewalt in bestimmten Fällen für legitim. Am Rand des Soldatengottesdiensts gibt es Protest.
WeltfriedenstagKardinal Woelki feiert den internationalen Soldatengottesdienst in Köln
Beim internationalen Soldatengottesdienst zum Weltfriedenstag hat Kardinal Rainer Woelki den Einsatz militärischer Gewalt moralisch gebilligt, sofern sie der Verteidigung aus Notwehr dient und auf einen gerechten Frieden zielt. „Notwehr ist im Letzten deshalb gerechtfertigt, weil ohne sie möglicherweise der Terror oder die Despotie das Regiment übernehmen, eine legitime staatliche Gewalt ersetzen und Unheil über die Menschen bringen würden“, sagte der Kölner Erzbischof am Donnerstagmorgen im Dom.
Zu den Besuchern und Besucherinnen des Gottesdiensts, den der Leiter des Katholischen Militärdekanats Köln veranstaltete, zählten neben zahlreichen Vertretern von Militär und Polizei Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Iryna Shum, Leiterin des ukrainischen Generalkonsulats in Düsseldorf.
Woelki billigt den Einsatz von Gewalt, wenn er eine „moralisch gute Intention“ aufweise
Nachdem er den „völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine“ angesprochen hatte, fragte Woelki anknüpfend an Worte Jesu in der Bergpredigt: „Muss man den Menschen wirklich raten, dem Feind die andere Wange hinzuhalten?“ So sei es keineswegs, denn aus christlicher Sicht geselle sich zum radikalen Pazifismus und ihn relativierend die Lehre vom „bellum justum“, dem „gerechten Krieg“, wie sie Augustinus entwickelt und die Eingang sowohl in die Charta der Vereinten Nationen als auch den Katechismus der Katholischen Kirche gefunden habe.
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Demnach sei Gewalt nicht völlig ausgeschlossen, sondern in engen Grenzen ethisch tolerierbar. Dann nämlich, wenn sie von einer „legitimen Autorität“ erlaubt sei, einen gerechtfertigten Grund und ein realistisches Ziel habe sowie eine „moralisch gute Intention“ aufweise.
Köln: Mahnwache kritisiert den Umgang der Kirche mit der deutschen Waffenpolitik
Trotzdem stellten Krieg und Gewalt immer ein Übel dar, hielt Woelki fest. Gerecht könne letztlich nur der Frieden sein, deshalb solle man besser von einem „gerechtfertigten“ statt „gerechten“ Krieg sprechen. Es handele sich „lediglich um ein Abwehrrecht“, betonte er, „nicht um ein positives Recht oder gar eine moralische Pflicht zur Selbstverteidigung mit allen Mitteln“.
Grundsätzlich gelte es, „mit allen moralisch legitimierten Mitteln“ den noch langen Weg zu einer gewaltfreien Welt zu bereiten, ob durch gewaltlosen Widerstand, eine „weltweite friedensethische Bildung“ oder „im Zweifelsfall das pragmatisch geduldete Übel der Notwehrgewalt, das uns vor ungezügelter Barbarei bewahrt“. Den Soldaten und Soldatinnen, denen als „Garanten und Garantinnen des Friedens“ eine wichtige Rolle zukomme, sprach der Erzbischof Dank für ihren Einsatz aus.
Derweil hielten rund 20 Menschen in der Nähe des Doms eine Mahnwache ab. Dazu aufgerufen hatten Kölner Friedensgruppen, die den internationalen Soldatengottesdienst als „kirchliche Verharmlosung der deutschen Aufrüstungs- und Kriegspolitik“ kritisieren. Flugblätter wurden verteilt, auf denen zu lesen war, wenn Menschen „in ihrer Funktion als Soldaten gesegnet“ würden, werde „der Krieg zur gesellschaftlichen Normalität gemacht“. Für alle Kriege gebe es „nur eine Lösung: Stopp der Waffenlieferungen, Waffenstillstand, Verhandlungen“.