Die Kölner Innenstadt steckt mitten in der Umsturkturierung. Eine Baustelle konnte nun abgeschlosen werden: Die Freitreppe am Kapitholshügel.
Ein „Meilenstein für unser Vorhaben“Freitreppe am Kölner Kapitolshügel eingeweiht – Kulturpfad nimmt Form an
Wo früher eine Stützwand und Garagen den Kapitolshügel, auf dem die Basilika St. Maria im Kapitol steht, und die Pipinstraße voneinander trennten, erstreckt sich nun auf 90 Metern eine Freitreppe. Ihr Bau, der 2,5 Millionen Euro kostete, begann im November 2021; jüngst wurde sie fertiggestellt. Am Samstag hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker sie im Rahmen des „Tags der Städtebauförderung“ feierlich eröffnet, nachdem das „Make a Move“-Kollektiv das Bauwerk im Beisein zahlreicher Gäste mit einer Tanzperformance bespielt hatte.
Freitreppe gehört zum Kölner Kulturpfad Via Culturalis
Die Freitreppe ist ein wichtiger Baustein der Via Culturalis, die zwischen St. Maria im Kapitol und Dom entsteht. Auf diesem 800 Meter langen Kulturpfad sollen 2000 Jahre Kölner Stadtgeschichte buchstäblich in einem Durchgang für Fußgänger erlebbar werden, von der Antike über das Mittelalter und die Renaissance bis zur Moderne. Das Praetorium, St. Maria im Kapitol, der Dom, die Rathauslaube und das Museum Ludwig sind Beispiele für bestehende Bauten, die eingebunden werden. Andere müssen erst noch geschaffen werden, darunter das jüdische Museum Miqua und das Ensemble der „Historischen Mitte“. Als Urheber des Projekts gilt der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers.
Zum einen werte die Freitreppe das unmittelbare Umfeld auf, sagte Reker, zum anderen schaffe sie eine neue Blickbeziehung von St. Maria im Kapitol aus zum Dom. Die Treppe sei ein „Meilenstein für unser einzigartiges Vorhaben“, ein „städtebauliches Gesamtbild“ zu gestalten. Dass der Bund allein für den südlichen Abschnitt der Via Culturalis aus dem Fördertopf „Nationale Projekte des Städtebaus“ 5,5 Millionen Euro bereitstellt, lasse erkennen, dass die Bundesregierung „den einmaligen Charakter unserer Stadtmitte erkannt hat und schätzt“.
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Kölner OB bittet um Verständnis für die vielen Baustellen
Reker warb um Verständnis dafür, dass es seine Zeit brauche, die Innenstadt umzugestalten. Die Wunden, die durch den Krieg, durch eine Nachkriegsplanung mit dem Ziel einer „autogerechten Stadt“ und „eine lange Unentschlossenheit“ entstanden seien, ließen sich „nicht von jetzt auf gleich“ schließen. Davon zeugten die vielen Baustellen. Zugleich seien sie ein Zeichen dafür, „wie viel sich in Köln tut“. Beispielsweise wird zurzeit die Gürzenichstraße als Abschnitt der Via Culturalis neu gestaltet.
Architekt Ulrich Coesmeier erinnerte daran, dass die von ihm geplante Freitreppe schon 1992, beim Wettbewerb für die Zukunft der Ost-West-Achse, als wichtiger Baustein dafür erkannt wurde, Teile der Innenstadt wieder zusammenwachsen zu lassen. Nach Fertigstellung der U-Bahn-Haltestelle Heumarkt seien zunächst drei Plätze an der Pipinstraße umgestaltet worden, etwa der Hermann-Joseph-Platz. Danach habe die konkrete Planung für die Treppe begonnen.
Pipinstraße in Köln umgestaltet – Neuerung für Radfahrende
Deren Bau sieht der Architekt nicht als Schlusspunkt der Entwicklung. Längst überfällig sei die Entscheidung, ob die Trasse der Stadtbahn in diesem Bereich unter die Erde verlegt werden solle. In diesem Fall könnten die Pipin- und die Augustinerstraße „in das Platzgefüge einbezogen“ werden, sagte Coesmeier, der die Tunnellösung befürwortet.
Im Zuge des Treppenbaus ist die Pipinstraße zwischen Hermann-Joseph-Platz und Heumarkt umgestaltet worden. Radfahrer werden auf einem Schutzstreifen zur Deutzer Brücke geführt, sodass Fußgänger mehr Platz auf dem Gehweg haben. In der Podiumsdiskussion nach Einweihung der Treppe sagte Verkehrsdezernent Ascan Egerer, Teil des Projekts sei, den Durchgangsverkehr zu reduzieren und für mehr „Aufenthaltsqualität“ zu sorgen. Matthias Hamann, Direktor des Museumsdiensts Köln, nannte die Via Culturalis eine „Riesenchance“. Denkbar sei, sie zum Quartier zu erweitern, etwa wenn Kulturbauten wie das Museum Kolumba und die Oper einbezogen würden. So lasse sich „aus der Strecke ein Netz machen“.