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„Le Café Fleur est mort, vive le Café Fleur“Kölner Traditionscafé zeigt sich in neuem Look

Lesezeit 3 Minuten
Maximilian Koeser, der neue Pächter und Mark Vomberg, von der „designerdirektive“.

Maximilian Koeser, der neue Pächter und Mark Vomberg, von der „designerdirektive“.

Die neuen Pächter haben dem traditionsreichen Café Fleur einen frischen Anstrich verpasst. Der Umbau wird durchaus auch kritisch gesehen.

Das Café Fleur in der Lindenstraße war 40 Jahre lang ein Treffpunkt für Nostalgiker. Viele Stammgäste schätzten den Charme der schweren Eichenbar und der goldenen Tapeten. Diese etwas verstaubte Atmosphäre gehört jetzt der Vergangenheit an, geblieben sind die großzügige Fensterfront, die hohen Decken und der wohlklingende Name.

„Wir haben das alte Café gepachtet und wollten es kosmetisch updaten. Dabei ist uns die gesamte Technik hinter der Theke und in der Küche um die Ohren geflogen. Schnell wurde klar, dass nur ein neuer Anstrich nicht ausreichen würde“, erzählt Maximilian Koeser, der gemeinsam mit Nikolas Lutz als neuer Pächter das alte Café übernommen hat.

Neue Pächter des Café Fleur haben Erfahrung in Kölns Gastro-Szene

Die beiden haben Erfahrung im Gastronomiebereich. 2020 haben sie in Köln die Biermarke Zappes Broi gegründet und seitdem zusätzlich noch zwei Gastronomieläden eröffnet: die Zappes Zentrale in der Roonstraße und das Zappes Süd im Stollwerck.

Die neuen Pächter mussten auf die desolate Bausubstanz reagieren und entschieden sich für eine Generalsanierung. Beim Umbau und der Neugestaltung wurde ganz bewusst darauf geachtet, dass die Handwerker und Designer aus Köln kamen. So sind die Decken- und Wandlampen von der Kölner Designerin Hannah Kuhlmann entworfen worden. Die Stühle, Originale aus den 30-er Jahren, wurden in der Kölner Werkstatt „Möbelkiste“ komplett abgeschliffen und neu versiegelt.

„Die Idee mit den Farben Dunkelgrün und Pink zu arbeiten, haben wir gemeinsam mit der Künstlerin Fred Nussbaum entwickelt. Deshalb sind die Tischplatten aus dunkelgrünem Linoleum und die Tischbeine hat uns ein Kölner Betrieb extra für das Café pinkfarben pulverbeschichtet“, berichtet Mark Vomberg von der „designerdirektive“. Auch hinter dieser Firma steckt eine Gruppe von jungen Kölnern, die vor sechs Jahren als Retter alter Möbel die „Möbelkiste“ gegründet haben. Die Möbelretter von einst sind inzwischen gewachsen und bieten unter dem Firmennamen „designerdirektive“ die komplette Gestaltung von Innenräumen an.

Nachhaltigkeit und Wandel im neuen Café Fleur

„Wir möchten mit unserer Arbeit etwas bewirken, deshalb versuchen wir überwiegend nachhaltig zu produzieren. Wir haben in Köln inzwischen fünf Läden umgestaltet und dabei unter anderem Bodenplatten, die die Köln Messe entsorgen wollte, gerettet. Wir sind davon überzeugt, dass man mit vorhandenen Ressourcen neu gestalten kann“, so Mark Vomberg, Geschäftsführer der „designerdirektive“.

Für Stammgäste des alten Café Fleur, die so gar nichts mit dem neuen Konzept und der jetzt eher kühlen Inneneinrichtung anfangen können, bietet die Außengastronomie eine gute Alternative. Die Bistrostühle sind handgeflochten und die Bistro-Tische in der Farbe pink, ein eye-catcher.

Nach dem Motto „Le Café Fleur est mort, vive le Café Fleur“ (dt.: Das Café Fleur ist tot, es lebe das Café Fleur) ist innerhalb von drei Monaten ein komplett neues französisches Bistro entstanden. Der Umbau wird in den sozialen Medien durchaus auch kritisch gesehen. Zu lesen ist beispielsweise, „das Café hätte nach dem Umbau den Charme verloren und es herrsche jetzt Mensafeeling“ oder „das Café Fleur ‚wäre auf dem Weg zu einem generischen Café, das es an jeder Ecke gäbe“.

„Die Stadt lebt von der Gastronomie, deshalb braucht sie Vielfalt und Veränderungen. Köln hat eine französische Vergangenheit, mit dem französischen Bistro im Art-Deco-Stil sind wir ein Mikrokosmos im Kölner Komponisten-Veedel und hier spielt die Zukunftsmusik“, reagiert der neue Betreiber und Gründer von Zappes Broi, Maximilian Koeser, selbstbewusst und optimistisch auf die Kritik.

Im neuen Café Fleur gibt es am Nachmittag Kaffee und Gebäck und am Abend wird französische Küche angeboten. Ein Cappuccino kostet 3,50 € und ein Glas Grauburgunder gibt es ab 5 € für 0,15l. Die Öffnungszeiten sind: Mo.–Do. 9–24 Uhr, Fr.–Sa. 9–01 Uhr und So 9–22 Uhr. Am 11.11. bleibt das Café Fleur geschlossen.