- Gewalt und Aggression haben in diesem Jahr an Karneval auf der Zülpicher Straße deutlich zugenommen. Sogar vor Angriffen auf Beamte schrecken die betrunkenen Feiernden nicht zurück.
- Streetworker der Stadt beobachten an dieser Feiermeile sowie an einem weiteren Hotspot, der Frankenwerft, aber auch eine andere besorgniserregende Entwicklung.
- Und auch in der Südstadt scheinen sich die Probleme zu häufen, wie ein Gastronom berichtet.
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Köln – In der Nachbereitung der Karnevalstage gerät vor allem der Zülpicher Platz in den Blickpunkt. An mehreren Tagen kam es hier zur Eskalation: Schlägereien, zahlreiche Körperverletzungsdelikte, Platzverweise und als neue Eskalationsstufe Gewalt gegen Polizisten. Am Freitag und Samstag räumte die Polizei den Platz.
„Wir sind die, die dazwischenstehen, wenn es zu Ausschreitungen kommt. Daher richteten sich die Aggressionen in Teilen gegen uns“, sagt Polizeisprecher Karlo Kreitz. Eine erste Analyse des Karnevalsbrennpunkts lässt zwei Tendenzen erkennen. Es gibt eine deutliche Altersverschiebung: Die alkoholisierten Randalierer werden jünger. „Ein sehr großer Teil der alkoholisierten Karnevalisten, die auf dem Zülpicher Platz gefeiert haben, war zwischen 14 und 17 Jahren alt“, konstatiert Uwe Schärpf, Koordinator für Streetwork bei der Stadt. Den Anteil der Minderjährigen schätzte er dem Augenschein nach auf 70 Prozent.
Noch vor einigen Jahren war das Viertel nach den Erfahrungen des Streetworkers die Feierzone für Studenten. „Das hat sich komplett verschoben.“ An der Frankenwerft, dem anderen Hotspot junger Feiernder, schätzt Schärpf den Anteil Minderjähriger gar auf 90 Prozent.
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Insgesamt 2254 Jugendliche haben der Streetworker und seine 20 Kollegen an Weiberfastnacht angesprochen. Dabei fiel ihm auch auf, dass „die wenigsten aus Köln kamen“. Überproportional viele seien aus dem Umland angereist, „viele sogar aus der Eifel.“ Das deckt sich mit den Beobachtungen von Christian Schmalz, dem Betreiber des Kinos Off-Broadway an der Zülpicher Straße: „Vor Jahren war es hier eher ein Studentenbesäufnis. Heute kommen junge Leute aus ganz Deutschland, um hier wie am Ballermann zu feiern. Die wenigsten wissen um die Spielregeln des Karnevals, geschweige denn wie man positiv Stimmung macht.“
„Problematische Verrohung“
Während des Tages an Weiberfastnacht sei die Stimmung zunächst friedlich gewesen, so Schärpf. „Alle Angesprochenen haben freundlich reagiert.“ Aber als sich die Streetworker gegen Abend verabschiedeten, sei spürbar gewesen, dass sich die Stimmung durch den Alkohol massiv aggressiv aufgeheizt habe. Neben Schlägereien flogen Flaschen aus Wohnungen in die Menge und umgekehrt. Eine neue Dimension war neben der großen Zahl Minderjähriger, dass die Gewalt sich auch gegen die Polizei richtete. Jugendliche traten einen Diensthund und schlugen eine Beamtin mit der Faust auf den Helm. Eine Glasflasche verfehlte den Kopf einer Polizistin knapp. Schärpf sprach von einer „problematischen Verrohung“, die auch in anderen Kontexten zu beobachten sei.
Der Wirt des „Aller Kolör“, Daniel Rabe, beobachtete Ähnliches in der Südstadt. „Auch hier wird das Publikum jünger und aggressiver“. Es würden Boxen auf die Straße gestellt und bis nachts Dosenbier konsumiert. Er habe beobachtet, wie einem Polizisten, der einen Randalierer verfolgte, von hinten ein Bein gestellt wurde. Er sei mit dem Kopf auf den Boden gestürzt. „Statt sich auf die Kontrolle der Drängelgitter zu kaprizieren, sollte das Ordnungsamt sich auf die wesentlichen Kontrollen konzentrieren.“ Dazu zähle die Abgabe von Alkohol an Minderjährige durch Kioske, Supermärkte oder Straßenverkauf.