Die Jubiläumskundgebung von „Arsch huh“ in der Lanxess-Arena war ein Abend voller Emotionen. Dabei gab es aber auch befremdliche Töne, an denen der WDR maßgeblichen Anteil hatte. Ein Kommentar.
Kommentar zu „Arsch huh“Befremdliche Töne in der Lanxess-Arena
„Wachsam bleiben.“ Das Kölner Künstler-Kollektiv hatte den Titel der Jubiläumsveranstaltung bewusst mit diesem Zusatz versehen. Schließlich sollte der Blick auf die Probleme der Gegenwart gelenkt werden, was auch gelang.
Längst geht es nicht mehr nur um ein Thema. Deutschlands langlebigste Künstlerinitiative gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit kritisiert jegliche Form der Ausgrenzung und Gewalt, schaut dabei auch in den Iran oder die Ukraine.
„Arsch huh“ in der Lanxess-Arena: Köln zeigt Flagge
Der Auftritt der iranischen Sängerin Sogand Soheili setzte ein starkes Zeichen der Solidarität und rührte viele Zuschauer zu Tränen. Ebenso bewegend waren die klaren Worte des 97-jährigen Ludwig Sebus als Zeitzeuge der NS-Zeit. Und auch Carolin Kebekus oder Anke Schweizer und Rolf Lammers setzten Ausrufezeichen, wie zahlreiche weitere Künstler auch.
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Gerne wäre die „AG Arsch huh“ wie 1992 am Chlodwigplatz oder auf dem Heumarkt aufgetreten. Sicherheitsbedenken der Polizei machten einen Strich durch die Rechnung. Für das Riesengelände Deutzer Werft fehlte im Gegensatz zum 20-jährigen Bestehen 2012 das Geld. Nur dank der Lanxess-Arena konnte das Jubiläum stattfinden.
Es mag daher auch an der ungewohnten Umgebung für eine Demo gelegen haben, dass der Abend nicht so sehr als Kundgebung wahrgenommen wurde. Vor allem aber sorgte der WDR für befremdliche Töne und bemühte sich, dem Abend einen unpassenden Event-Charakter zu verleihen.
Sicherlich, 30 Jahre „Arsch huh“ ist wahrlich auch ein Grund zum Feiern. Aber die Moderatorinnen Anja Backhaus und Shary Reeves trieben es zu sehr auf die Spitze. „Das geht noch lauter“ – „Kölle, ich hör' euch nicht“ – ja, war denn schon gestern Karneval? Es war teilweise zum Fremdschämen.
Dass der musikalische Leiter des Abends von Backhaus immerzu Steffens genannt wurde, wird Arno Steffen weglächeln, wie man ihn kennt. Die Fernsehzuschauer dagegen mussten mehr ertragen; immer wieder kam es zu Bildaussetzern. Störend waren auch die Live-Schalten zu Isabel Schayani, die offenbar den Nicht-Kölnern im Land Köln erklären sollte.
„Biggi Wanninger steht jetzt neben mir“, begann sie etwa. „Ich kenne Sie nur von der Bühne. Ich bin richtig ehrfürchtig. Deshalb sage ich auch ‚Sie‘ zu den Gästen, weil ich so ehrfürchtig bin ...“ Ehrfürchtig wäre gewesen, wenn der WDR nicht wild hin- und hergeschaltet und so mitten in die Beiträge „gefunkt“ hätte.
„Arsch huh“ ist ein Aufruf, ein politisches Statement – aber mitnichten eine Show. Insofern kann man sich bei den Verantwortlichen nur bedanken, dass zum Finale nicht noch die Konfetti-Kanone herausgeholt wurde. Es wäre ihnen zuzutrauen gewesen.