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Comeback der KVB-Linie 8?Stadt Köln lehnt direkte Verbindung vom Deutzer Hafen zur Messe ab

Lesezeit 3 Minuten
Domblick: Der Deutzer Hafen rund um das Hafenbecken wird bebaut, es soll auch ein Rheinbad geben.

Domblick: Der Deutzer Hafen rund um das Hafenbecken wird bebaut, es soll auch ein Rheinbad geben.

Zu teuer, zu aufwendig: Laut Studie ist eine direkte Bahnstrecke vom Neubaugebiet im Deutzer Hafen zum Messe-Bahnhof schwierig umzusetzen.

Es ist eines der größten Neubaugebiete Kölns: Nach dem Umbau des Deutzer Hafens vom Industrie- zum Wohn- und Arbeitsviertel sollen dort später einmal rund 6900 Menschen wohnen und 6000 Arbeitsplätze entstehen. So ist der Plan der „Modernen Stadt“, die städtische Stadtentwicklungsgesellschaft ist für die Umwandlung der Fläche verantwortlich. Das Gebiet ist so groß wie umgerechnet rund 52 Fußballfelder, der Abbruch läuft teilweise schon, bis etwa 2035 soll der Umbau rund um das Hafenbecken fertig sein.

Eine Frage ist, wie das Areal an das Verkehrsnetz angebunden ist. Ein Gutachter untersuchte anhand einer Machbarkeitsstudie eine neue, direkte Stadtbahnverbindung zwischen dem Deutzer Hafen und dem rund zwei Kilometer entfernten Bahnhof Messe/Deutz. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Blick auf den Deutzer Hafen.

Blick auf den Deutzer Hafen.

Wie ist die Situation momentan?

Über die Deutzer Brücke fahren drei Stadtbahnlinien der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB): 1, 7 und 9. Aus der Innenstadt kommend biegen 1 und 9 nördlich zum Bahnhof Messe/Deutz ab, die 7 fährt südlich Richtung Deutzer Hafen. Deshalb ist die Haltestelle Deutzer Freiheit zweigeteilt, ein Teil befindet sich nördlich der Deutzer Brücke, der andere südlich davon (siehe Grafik). Dazwischen sind mehrere Fahrspuren für Autos und der Tunnelmund, weil die Linien 1 und 9 hinter der Haltestelle unter der Erde verschwinden. Von der Haltestelle Deutzer Freiheit (Linie 7) bis zum Bahnhof sind es zu Fuß rund 600 Meter.

Warum soll der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ausgebaut werden?

Weil das neue Wohn- und Arbeitsviertel für mehr Bedarf sorgt — und zwar für 18.000 ÖPNV-Fahrten pro Tag. 11.000 davon fahren laut Verwaltung in die Innenstadt, 7000 Richtung Deutzer Bahnhof. Deshalb urteilt die Stadt: „Eine direkte ÖPNV-Anbindung des Deutzer Bahnhofs vom Deutzer Hafen aus erscheint grundsätzlich sinnvoll.“

Was ist das Ergebnis der Studie?

Dass der Gutachter sich wegen der komplizierten baulichen Situation an der Deutzer Freiheit kurz- bis mittelfristig gegen eine durchgehende Linie vom Deutzer Hafen bis zum Bahnhof Messe/Deutz ausspricht. Der Experte hatte dazu mehrere unterirdische Trassenführungen, aber auch oberirdische untersucht, um einen direkten Weg zu schaffen. Doch entweder sind sie seiner Aussage nach zu aufwendig und damit zu teuer oder reduzieren den Platz für den Autoverkehr.

Blick in den neuen Deutzer Hafen rund um das Hafenbecken.

Blick in den neuen Deutzer Hafen rund um das Hafenbecken.

Der Gutachter kann sich höchstens langfristig eine direkte Bahnstrecke vorstellen, nennt aber auch die damit verbundenen Probleme. Die Stadtverwaltung folgt der Empfehlung des Gutachters, sie schreibt: „Die Verwaltung hat deshalb erhebliche Zweifel, was den Umfang der ingenieurtechnischen Umsetzung, insbesondere im Bereich der Deutzer Brücke, und die Kosten beziehungsweise das Nutzen-Kosten-Verhältnis der Maßnahme angeht.“

Und was schlägt der Gutachter vor?

Stattdessen soll die KVB-Buslinie 150 angepasst werden, um den Hafen mit dem Messe-Bahnhof zu verbinden. Da die neuen Bewohnerinnen und Bewohner das neue Wohngebiet nach und nach beziehen, soll der 150er zunächst tagsüber alle 20 Minuten fahren, später alle zehn Minuten.

Zusätzlich soll es zudem eine Stadtbahnlinie 8 von Porz zur Universität nach Sülz geben, um den Takt zu verdichten. Schon jetzt fährt ja die Linie 7 rechtsrheinisch direkt am Deutzer Hafen vorbei und hält unter anderem an der Drehbrücke und dem Poller Kirchweg. Der Verkehrsausschuss beschäftigt sich mit der Studie am 5. März und könnte am 23. April entscheiden.

Erhält der Deutzer Hafen neue Haltestellen?

Ja, zumindest ist das angedacht, aber zeitlich noch weit weg. Am südlichen Ende des Areals soll eine neue S-Bahn-Linie 16 halten, sie fährt zuvor über die Südbrücke.