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Schwarze Box am RheinboulevardVerein verschließt Bronzemodell aus Protest gegen Stadt

Lesezeit 3 Minuten
Das Bronzemodell des Deutzer Kastell Divitia ist in einem schwarzen Gehäuse verschlossen. Aus Protest gegen nicht eingehaltene Zusagen durch die Stadtverwaltung hat der Förderverein Historischer Park Deutz das Modell eingehaust.

Das in einem schwarzen Gehäuse verschlossene Bronzemodell des Deutzer Kastell Divitia am Rheinboulevard.

Eine schwarze Box am Rheinboulevard ist das Zeugnis eines zerrütteten Verhältnisses zwischen Stadtpolitik und Ehrenamt in Deutz.

Der Förderverein Historischer Park Deutz (FHPD) wirft der Stadtverwaltung vor, vier Jahre alten Zusagen nicht nachgekommen zu sein. Das offenbare eine „mangelnde Wertschätzung bürgerschaftlichen Engagements“, heißt es in der Bekanntmachung. Aus Protest haben die Ehrenamtler nun das Bronzemodell Kastell Divitia in eine schwarze Box verschlossen.

Das Bronzemodell bildet das 1700 Jahre alte römische Kastell Divitia ab, das sich im heutigen Historischen Park Deutz befand. Das einstige Militärlager gilt als Ursprung für die Gründung von Deutz. Die Ausgrabungen des Kastells 2010 bezeichneten Forscher als sensationell und in der Qualität einmalig.

Dem FHPD geht es konkret um die Aufstellung eines Informationssystems, womit die Verwaltung 2018 beauftragt wurde. Vier Jahre später gibt es viele Pläne, aber scheinbar nicht ausreichend Mittel für das Infosystem, das auf das Unesco-Weltkulturerbe hinweisen soll.

Im Historischen Park Deutz, direkt am Deutzer Rheinboulevard, befindet sich das Bronzemodell des Deutzer Kastells Divitia.
Es dient zur erlebbaren Präsentation von rechtsrheinischer Archäologie und Geschichte.

Archivbild: Das Bronzemodell des römischen Kastell Deutz vor dem Protest.

„Ursprünglich war die Finanzierung des Infosystems durch Restmittel des Rheinboulevards vorgesehen“, sagt FHPD-Ehrenvorsitzender Thomas-Georg Tremblau. Doch im vergangenen September teilte die Bezirksvertretung dann mit, dass aufgrund von steigenden Preisen im Baugewerbe die Finanzierung „zur Zeit nicht absehbar“ sei.

„Hätte man die Pläne früher umgesetzt, dann wäre es nie zu den Mehrkosten gekommen“, meint Tremblau. Dem federführenden Grünflächenamt liegen Pläne für 20 Informationsstelen, eine Informationsleiste auf dem archäologischen Balkon, einen Schriftzug an der Balkonmauer und zwei Fernrohre mit historischen Einblendungen der römischen Stadtsilhouette vor.

Bezirksbürgermeister: Ehrenamt sollte in Ehren gehalten werden

Die Infotafeln, die bereits auf die archäologischen Funde hinweisen, hat der Verein selbst aufgestellt. Tremblau kann der Begründung der Stadt keinen Glauben schenken, dass die Mittel für weitere Infotafeln nicht ausreichen würden: „Eine Infotafel kostet 49 Euro. Gleichzeitig soll der Tanzbrunnen für acht Millionen Euro saniert werden.“

„Das sind marginale Summen, die für ein Unesco-Weltkulturerbe zur Verfügung gestellt werden sollten“, meint Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister (Grüne) und FHPD-Mitglied. „Wenn man auf höchster Ebene der Verwaltung das Ehrenamt in Köln zelebriert, dann muss man auch dieses exzeptionelle Ehrenamt weiter in Ehren halten. Auch wenn es sehr kritisch und fordernd ist, sollte man es dann nicht beiseite stellen“, so Hupke weiter.

Brunnen vor Deutzer Messe soll abgerissen werden

Die Gelder, die für das Infosystem vorgesehen waren, würden nun für den Abbruch eines Brunnens verwendet werden, so Tremblau. Der steht auf dem Charles-de-Gaulles-Platz, etwa 500 Meter entfernt vom Bronzemodell.

Der Messebrunnen auf dem Kölner Charles-de-Gaulle-Platz soll laut Beschluss der Bezirksvertretung 1 abgerissen werden.

Der Messebrunnen auf dem Charles-de-Gaulle-Platz soll laut Beschluss der Bezirksvertretung abgerissen werden.

Dazu teilte das Grünflächenamt dem FHPD mit, dass es noch nicht abzusehen sei, wie viel Restmittel nach dem Brunnenabriss für das Infosystem übrig bleiben. Jedoch sollen die Abrisskosten das Infosystem-Budget nur geringfügig belasten. Zudem sei eine Umsetzung des Infosystems „zu keiner Zeit“ infrage gestellt worden. Das geht aus einem Schreiben an den FHPD hervor, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.

Daraufhin bat der FHPD in einem Bürgerantrag den Stadtrat daraufhin darum, die Entscheidungen zu überprüfen. Die Stadt Köln antwortet auf Anfrage darauf: „Dieser Bürgerantrag wird in der Bezirksvertretung Innenstadt diskutiert. Das Grünflächenamt bereitet aktuell eine entsprechende Vorlage für die Bezirksvertretung vor.“