Bis zum 12. Dezember muss rund jeder zweite Zug um den Kölner Hauptbahnhof herumgeleitet werden – mit vielen Einschränkungen für Reisende. So laufen die Arbeiten.
Große Sanierung am Bahnknoten KölnWeichen-Austausch in Deutz wird zur Millimeterarbeit
Nein. Es geht nicht schneller. Weil die bis zu 50 Meter langen Weichen auf der Brücke zwischen dem Deutzer Bahnhof und der Hohenzollernbrücke auch auf einer Brücke liegen und so schwer sind, dass man sie vor dem Einbau nicht an einem Stück anliefern kann, sondern Schwelle für Schwelle, Gleisstück für Gleisstück. Und sie vor Ort zusammensetzen muss. Das dauert.
„Das kann man nicht mit einem Gleisbauzug machen. Der hätte das in ein paar Stunden erledigt.“ Bauüberwacher Miroslaw Radacz steht auf dem Bahnsteig in Deutz und versucht zu erklären, warum die Bahn in der Vorweihnachtszeit drei Wochen lang noch bis zum 12. Dezember rund die Hälfte aller Züge aus dem Hauptbahnhof heraushalten muss, während es auf den Displays in der Bahnhofshalle kaum noch einen Zug gibt, der nicht als verspätet oder gleich als ausgefallen angezeigt wird.
Der Kölner Hauptbahnhof wird im Juli 2023 erneut zur Großbaustelle
Fakt ist: Die Weichen sind nach 25 Jahren und 1400 Zügen täglich derart verschlissen, dass sie ausgetauscht werden müssen. Fünf in Richtung Hauptbahnhof, drei in Richtung Lanxess-Arena. Und während der Bauüberwacher noch erklärt, dass das in sechs Arbeitsschritten geschieht, jede Weiche ein maßgefertigtes Einzelstück ist, das millimetergenau eingepasst wird, kündigt Projektleiter Naim Selimovic schon mal an, dass man im Sommer weitermachen werde.
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Wahrscheinlich vom 3. bis 14. Juli. Dann mit fünf Weichen zwischen dem Hauptbahnhof und der Hohenzollernbrücke und drei weiteren im Deutzer Bahnhof. Die Folgen für Bahnnutzer werden ähnlich sein.
Wer genau hinschaut, erkennt die alten Gleisstücke sofort. Sie lagern auf modrigen Holzschwellen, während ihre neuen Schwestern in Beton gebettet sind, was ihre „Stabilität und Liegedauer“ deutlich erhöht, sagt Radacz.
Bahn investiert in diesem Jahr in NRW zwei Milliarden Euro
Auf einer sechsspurigen Bahntrasse kann man eben nicht wie auf der Autobahn mal eben eine Spur für ein paar Stunden sperren und nebendran einfach weiterfahren wie bisher. Und so lassen die meisten ICE den Hauptbahnhof links liegen, quetschen sich auf zwei Gleisen durch das Kellergeschoss des Deutzer Bahnhofs, machen Teile des Regionalverkehrs eine Zwangs-Stadtrundfahrt über die Südbrücke.
„Wir wissen, dass wir unseren Kunden in diesem Jahr einiges zugemutet haben und künftig auch noch zumuten werden“, sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann und fügt hinzu, dass die Bahn in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr die Rekordsumme von zwei Milliarden Euro investiert habe.
2,3 Millionen Euro koste allein die Weichentausch-Aktion, die man gerade besichtige. „Wir haben sehr viele Baustellen im Bahnknoten Köln, parallel rund um Essen, wird bauen den Rhein-Ruhr-Express in Leverkusen, an der Betuwe-Linie zwischen Arnheim und Oberhausen“, sagt Pohlmann.
Wenn doch die Pendler nur einmal anerkennen würden, wie komplex das Bahnsystem ist. Gemeinsam falten Bauüberwacher Radacz und Projektleiter Selimovic am Ende des Bahnsteigs den Einbauplan jener Weiche auseinander, für die man einen Güterzug mit fünf Wagen einsetzen musste, um sie nach Köln an den Einbettungsort zu transportieren.
Dass sie auf ihrer einzigen Fahrt vom Weichen-Werk gleich mit mehrstündiger Verspätung ankam, hat Radacz die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Auf die Bauzeit werde das aber keine negativen Auswirkungen haben. „Wir werden pünktlich am 7. Dezember fertig.“
Ein Dekaden-Projekt - in Köln sei einfach immer zu viel los
Pünktlich. Fünf Tage später will auch Brücken-Projektleiter Arno Jäger auf der anderen Seite des Deutzer Bahnhofs seine beiden Weichen an der neuen Brücke über die Deutz-Mülheimer Straße im Schatten der Arena eingebaut und angeschlossen haben.
Es ist das Bauwerk C und damit ist auch klar, dass es noch die Bauwerke A und B, aber auch D und E geben wird, die ebenfalls abgebrochen und erneuert werden müssen. Das sei ein Dekaden-Projekt, sagt Jäger. Und nein, es geht nicht schneller. Dazu seien die Zeitfenster zu kurz und in Köln einfach immer zu viel los.