AboAbonnieren

„Funktion-Schnitt“ auf der EhrenstraßeKölner verkauft T-Shirts aus Algen und Holz

Lesezeit 3 Minuten

Geschäftsführer Peter Dirski zeigt im neuen Geschäft auf der Ehrenstraße die Materialien, aus denen seine T-Shirts sind.

  1. Peter Dirski verkauft in seinem Laden „Funktion-Schnitt“ auf der Ehrenstraße nur T-Shirts.
  2. Der gebürtige Pole experimentiert mit Materialen und bietet Shirts an, die Eukalyptus-, Buchenholz oder Meeresalgen enthalten.
  3. Produziert wird nicht in Asien, sondern in Portugal, wo die sozialen Standards eingehalten werden.

Innenstadt – Manche Ideen sind so naheliegend, dass man sich wundert, weshalb sie bisher niemand umgesetzt hat. Nun ist Peter Dirski der erste in der Stadt, der einen Laden eröffnete, in dem es ausschließlich diesen einen Artikel gibt, den nahezu jeder von uns früher oder später im Schrank liegen hat.

Die einen tragen ihn Tag und Nacht, andere überwiegend im Sommer; wieder andere nur beim Sport oder ausschließlich unter der Kleidung; manche tragen ihn sogar drunter und drüber. Meist jedoch wird dieses Teil nach außen getragen und dabei oft als Plattform für ein Statement genutzt. Außer der Unterhose und vielleicht noch dem Schuh gibt es wirklich kein Kleidungsstück, das – neudeutsch formuliert – so basicmäßig zu unserem täglichen Leben gehört, wie das T-Shirt.

T-Shirts gibt es wie Sand am Meer, aber bei nur wenigen sind Material und Form so sinnvoll aufeinander abgestimmt sind, wie im jungen Kölner Unternehmen „Funktion-Schnitt“.

Nur zwei Baumwoll-Klassiker

Momentan tut Peter Dirski im Laufe eines Tages vor allem eines: viel reden. Denn für die meisten Leute, die den erst seit wenigen Wochen bestehenden Shop auf der Ehrenstraße besuchen, ist die Vorstellung von einem T-Shirt in erster Linie mit Baumwolle verbunden.

In dem hell und minimalistisch gestalteten Geschäft findet man zwar auch das klassische Cotton-Shirt-Klassiker – wenngleich aus weicher Biobaumwolle. Darüber hinaus gibt es jedoch eine noch größere Zahl an Shirts, die Eukalyptus-, Buchenholz oder Meeresalgen enthalten.

Wenn beispielsweise Seacell-Fasern im Spiel sind, entsteht laut Dirski „ein sehr, sehr trockener Stoff, in dem man extrem wenig schwitzt“. Ferner hätten Algen eine heilende Wirkung, so dass dieses reizarme Shirt vor allem von Menschen mit Hautproblemen als besonders angenehm empfunden werde. Menschen, die stark transpirieren, seien dagegen mit Bio-Baumwolle schlechter beraten, „weil der Stoff schlecht trocknet“.

Tencel wiederum, ein Material, in dem Eucalyptusholz aus Südafrika verwoben ist, fühlt sich besonders seidig an. Da der Stoffweich fällt, macht es keinen Sinn, ein Tencel-Shirt eng am Körper zu tragen; ganz im Gegensatz zum Shirt aus Merinowolle, das seine Temperatur regelnden Eigenschaften nur entfalten kann, wenn es eng anliegt.

Merinowolle hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie keine Schmutzpartikel anzieht. Wer also mit extrem wenig Gepäck reisen wolle, braucht nach Worten von Dirski bei kluger Materialwahl lediglich drei Shirts.

Produktion unter sozialen Standards

Der 35-jährige gebürtige Pole hat der eigenen Schilderung nach zwei Jahre in Malaysia gelebt und dort den Vertrieb für eine Stahlfirma gemacht. In dieser Zeit sei er viel herumgereist, habe viel gesehen und wisse demzufolge, zu welchen Konditionen die Leute dort arbeiteten. Deshalb hätten er und sein Creative Director Simon Hariman, der hier in Köln für die Schnitte verantwortlich zeichnet, die Produktion der Shirts bewusst nicht nach Asien, sondern nach Portugal verlegt, wo die sozialen Standards eingehalten werden.

Im Store auf der Ehrenstraße kann man sowohl Bilder aus der Produktion sehen, als auch die Entwicklung der Materialien mitverfolgen. Im April werde es die ersten Leinen-Shirts geben und spätestens im Herbst auch welche aus Kaschmir, verspricht Dirski.

„Weil ich es selber hasse, wie eine Lifasssäule herumzulaufen, haben wir komplett auf Aufschriften verzichtet.“ Die Shirts von Funktion-Schnitt tragen nicht mal ein Logo. Es gibt sie auch nicht in einer unendlich großen, modischen Farbpalette, weil Fair-Trade-Anhänger Dirski obendrein ein Befürworter von Nachhaltigkeit ist. Er gewährt im Übrigen auch keine Rabatte, „weil unsere T-Shirts in ein paar Monaten noch dasselbe wert sind wie heute.“

Funktion-Schnitt, Ehrenstraße 84, 50672 Köln, Tel.: 0221/27243143, Öffnungszeiten: Montags bis samstags 10 bis 20 Uhr.