Kanu-Sportfreunde KölnNeues altes Quartier in der Deutzer Brücke
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Köln-Deutz – Kanuten brauchen immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Und einen langen Atem, wenn sie mit der Stadtverwaltung ins Boot steigen. Vor elf Jahren haben die Kanu-Sportfreunde Köln (ksk) ihr Vereinsquartier im Widerlager der Deutzer Brücke verlassen, um Platz zu machen für eine umfangreiche Sanierung des Brückenbauwerks. Am 26. April 2011 schrieb der damalige Bau- und Stadtplanungsdezernent Bernd Streitberger den Kanuten, dass sie nach Abschluss der Arbeiten in ihre dann umgebauten ehemaligen Räume zurückkehren können.
Gelder wurden genehmigt
Nun haben die politischen Gremien die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Rückkehr in die Tat umzusetzen. „Die Kämmerei, der Sportausschuss, der Finanzausschuss und die Bezirksvertretung Innenstadt haben die Finanzmittel genehmigt, um mit dem Umbau beginnen zu können“, berichtet Jelle Verhoef, der den Sportfreunden vorsteht.
Der Umbau soll 693.000 Euro kosten. Die Stadt zahlt laut dem politischen Beschluss 586.000 Euro, der Verein schießt 4000 Euro Eigenkapital zu und nimmt ein Darlehen in Höhe von 60.000 Euro auf. Der Verein mietet das Widerlager von der Stadt. Jelle Verhoef atmet tief durch. Er hat in der Angelegenheit einen weiten Weg hinter sich.
Alles wurde über die Jahre immer kostspieliger. „Mitte 2018 bis heute wurde in verschiedenen großen Runden bei der Stadt und in verschiedenen kleinen Runden auf Arbeitsebene versucht, die Grundlagen für die Einreichung der Baugenehmigung voranzutreiben. Aus Sicht unseres Architekten, der bereits unentgeltlich viel Zeit und Engagement eingebracht hat – zum Beispiel beim Thema Brandschutz – scheiterte dies in erster Linie daran, dass die Gebäudewirtschaft und das Brückenamt sich die Verantwortung insbesondere im Hinblick auf die Erteilung von Restaufträgen hin- und hergeschoben haben. Jeder Monat, der ohne Ergebnis ins Land ging, verteuerte das Bauvorhaben“, fasst der Vorsitzende das Geschehen und die Folgen zusammen.
Die Zahlen sprächen für sich. Ging man Ende des Jahres 2016 noch von netto 284.000 Euro an Gesamtkosten aus, hätten sich die in fünf Jahren auf besagte 693.000 Euro brutto mehr als deutlich verdoppelt.Schlecht für den Verein, denn dessen von der Stadt geforderter Eigenanteil hat sich im Laufe der Zeit entsprechend auf 83000 Euro erhöht. Das könne man gerade eben noch stemmen, erklärt Verhoef. Aber es tut ihm in der Seele weh: „Alles, was wir mehr ausgeben, muss ich den Sportlern wegnehmen.“
Aber denen soll es ja bald besser gehen. Vorbei sind dann die Zeiten, in denen Olympiasieger, Weltmeister und Vereinsmitglied Max Hoff bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt im Kraftraum im Notquartier Gewichte stemmen musste. Und Hoff, der mittlerweile seine Karriere beendet hat, ist nicht der einzige Spitzen-Athlet in den Reihen der ksk: „Wir haben fünf Leute im Bundeskader und zehn im NRW-Kader. Sieben Weltmeistertitel haben unsere Mitglieder in den vergangen Jahren errungen“, berichtet Jelle Verhoef.
Man trainiert auf dem Rhein. „Da kann man hervorragend Wildwasserkajak-Schläge üben: Man hat Wellen von der Rheinströmung und seitlich von den Schiffen. Die Flussmauern schicken die Wellen zurück auf den Fluss“, beschreibt Verhoef die Vorteile des Standortes. Noch bessere Bedingungen finden die Sportfreunde bei den Frühjahrs-Fahrten zur Ardèche und auf der Möll in Kärnten. Aber auch die Rur bei Prüm in der Eifel sei nicht zu verachten.
200 Boote müssen verstaut werden
Alles wird nun besser in den neuen Räumen unter der Brücke am Deutzer Rheinufer. Es wird Gelegenheit geben, die 200 Boote unterzubringen. Umkleidekabinen, Toiletten und Duschen, die jetzt noch in Containern neben der Brücke untergebracht sind, werden auf dem neusten Stand sein. Verhoef freut sich auch auf den neuen Clubraum, in dem nach der Pandemie wieder gefeiert werden soll. In dem großzügigen Raum im Obergeschoss unter der Fahrbahn und der Gleistrasse hat früher Elke Koska gewohnt, Muse des Künstlers HA Schult. 2022 ist übrigens ein ganz besonderes Jahr für die Sportfreunde. Sie paddeln jetzt 100 Jahre mit Domblick. Ende des Sommers plant man ein großes Jubiläumsfest. Bis dahin will man auf der Baustelle erste Fortschritte sehen. Verhoef ist optimistisch, was die Beschleunigung der Prozesse angeht: „Bauherrin ist ja nicht mehr die Gebäudewirtschaft, sondern unser Verein.“