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Neuer Tauschraum im AgnesviertelDas Iglu erweitert sein nachhaltiges Angebot

Lesezeit 4 Minuten
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Britta Happl mit einer ihrer selbst genähten Hüfttaschen

Innenstadt – Jährlich werden in Deutschland knapp 400.000 Tonnen Kleidung weggeworfen, das heißt jeder Deutsche wirft etwa 4,7 Kilo seiner Klamotten im Jahr weg. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten entstehen immer mehr innovative Konzepte, von Recycling- und Upcycling-Angeboten bis hin zu Tauschpartys, eines davon mitten im Kölner Agnesviertel. Am Sudermanplatz ist mit dem Iglu ein Raum entstanden, dessen Konzept nachhaltigen Konsum fördern und den Lebenszyklus von Kleidung verlängern will.

Faire Kleidung im Kölner Agnesviertel

Inhaberin Katharina Partyka ist seit Langem im Kölner Agnesviertel mit dem Laden Kiss the Inuit in der Schillingstrasse vertreten, mittlerweile hat sie diesen abgegeben, um sich voll auf neue Projekte wie das Iglu zu konzentrieren. Im ersten Raum des Ladens am Sudermanplatz begann sie 2019 mit Co-Inhaberin Britta Happl faire Kleidung aus dem Kiss the Inuit, die bis zum Saisonende nicht verkauft wurde, für die Hälfte des Preises abzugeben: „Das war die Grundidee für IGLU, wir wollten die nicht-verkauften Waren vor dem Wegwerfen retten und gleichzeitig den Menschen, die sich faire Kleidung sonst eher nicht leisten können, ein Angebot bieten, sich diese so doch leisten zu können“, so Happl.

Raum für Tauschkonzept

Im angrenzenden Raum fanden einige Zeit Upcycling-Workshops und Tauschpartys statt, bis sich Partyka und Happl 2021 dazu entschlossen, den angrenzenden Raum neben ihrem Verkaufsraum nicht mehr für Upcycling-Workshops zu nutzen, sondern dem bewährten Tausch-Konzept einen festen Platz im Agnesviertel zu bieten.

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Das Iglu - Nachhaltigkeit ist Programm

Im IGLU gibt es jeden Dienstag frische Waren von The Good Food, einem jungen Ehrenfelder Unternehmen, das Lebensmittel, die kurz vor oder bereits hinter dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen, vor dem Wegwerfen rettet. Gegen eine Spende gibt es dort noch gutes Gemüse, Obst, Getränke, Snacks und allerlei Lebensmittel wie Müsli, Milch und Süßigkeiten. Im eigentlichen IGLU-Verkaufsraum findet man neben der reduzierten Kiss the Inuit Kleidung auch kleine Upcycling-Labels. Britta Happl verkauft dort beispielsweise ihre selbstdesignten Taschen aus alten Jeans unter dem Namen „Keep Left“. Der Tauschraum befindet sich am Sudermanplatz 1 im Agnesviertel und ist wochentags von 11 bis 18 Uhr und jeden zweiten Samstag von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen auf www.iglu-gug.org

Jetzt besteht der Laden aus verschiedenen Räumen, im dritten und größten ist der eigentliche Tauschraum. Dort sind Kleiderstangen und Regale aufbaut, in denen sich die nach Damen, Herren und Kindern unterteilten Kleidungsstücke wie Jeans, Kleider, Hemden aber eben auch Kinderstrampler sauber gefaltet nach Größen geordnet befinden.

15 Euro im Monat für die Nutzung

Die Nutzung des Tauschraums kostet monatlich 15 Euro, man kann so oft man mag dort hingehen und beliebig viele Kleidungsstücke tauschen: „Als Regel sagen wir gerne, dass etwa drei Teile pro Besuch getauscht werden können, dann gibt es genug für alle und gleichzeitig platzen wir nicht aus allen Nähten.“

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Der Tauschraum richtet sich auch an Eltern, die Sachen für ihre Kinder suchen. 

Besonders für Eltern mit Kindern lohnt sich das Angebot des Tauschraums, der Verbrauch ist in dem Alter durch das schnelle Wachsen sehr hoch und im IGLU können Eltern die Teile, aus denen ihre Kinder herausgewachsen sind, anderen Eltern zur Verfügung stellen und gegen passende Kleidung eintauschen. Aber auch ohne Kinder mache ein Tausch-Abo Sinn, nicht nur um aussortierter Kleidung ein zweites Leben zu schenken, sondern auch, um den eigenen Kleiderschrank ohne monatliche Shopping-Touren modern zu halten und sich umweltfreundlich neu einzukleiden.

Iglu ist seit 2019 am Sudermanplatz

Das Iglu selbst gibt es schon seit 2019 am Sudermanplatz, seit der Eröffnung des Tauschraums ist die Kundschaft aber noch einmal deutlich gewachsen: „Die Leute hier im Agnesviertel sind total offen und freuen sich über die vielen Dinge, die das Iglu bietet, vom geretteten Essen über die günstigere Fairtrade-Mode bis hin zum Tausch-Konzept. Das hat es so wie hier an einem festen Standort in ihrer Nachbarschaft auch noch nicht gegeben“, freut sich Happl und ergänzt: „Bei uns dreht sich alles um das Motto ,Weniger wegwerfen und weniger verschwenden’, die Feuerwache nebenan und auch der stets gut besuchte Wochenmarkt auf dem Sudermanplatz verfolgen dieses Konzept natürlich schon lange und dementsprechend sind auch die Menschen im Veedel aufgeschlossen für diese Ideen.“

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Nähmaschinen stehen zur Verfügung

Im Unterschied zu einem Sozialkaufhaus wie Emmaus oder der Kleiderei in Ehrenfeld, bei der man Kleidung monatlich mieten kann, liegt der Fokus im Iglu auf dem Tauschen. Eine gute Beratung bieten außerdem die Ehrenamtlerinnen, die die vielen Angebote im Iglu koordinieren und vor Ort sind. Ganz hinten im Tauschraum befinden sich neuerdings auch zwei Nähplätze mit Nähmaschinen, die Dienstags von 11 bis 13 Uhr und jeden ersten Donnerstag im Monat auf Spendenbasis genutzt werden können, inklusive professioneller Hilfe beim Kürzen einer Hose oder sonstigen kleinen Ausbesserungen. Auch die Tauschpartys bleiben weiterhin eine Säule des Iglu, aktuelle Daten findet man entweder auf deren Website oder Instagram.