Die Mayersche Buchhandlung am Neumarkt wird seit Januar umgebaut. Was schon zu sehen ist und was noch kommt.
Größte Buchhandlung in KölnWarum 300.000 Bücher am Neumarkt immer wieder umgeräumt werden müssen
„Hier riecht es wie bei Ikea“, sagt die junge Kundin und lacht. Und es stimmt: In den Mayerschen Buchhandlung am Neumarkt sind viele Meter „Ivar“-Regale aufgestellt und verströmen den unverkennbaren Duft. Kölns größte Buchhandlung wird seit Januar bei laufendem Betrieb umgebaut. Und deshalb werden die rund 300.000 Bücher, die hier im Angebot sind, immer wieder umgeräumt und auf die Interimsregale gestellt. Wechselnde Bereiche sind mit Spannplatten abgesperrt. Dahinter wird alles neu gemacht. Die Abteilungen bleiben geöffnet, müssen aber ihr Programm auf kleinerem Platz anbieten. Eine Sisyphusarbeit, die nicht etwa von einem Computer, sondern von den Buchhändlerinnen und Buchhändler gesteuert wird.
Die Arbeiten in dem dreistöckigen Gebäude mit 3800 Quadratmeter Verkaufsfläche sind aktuell im Erdgeschoss angekommen, deshalb musste nun der Eingangsbereich verkleinert werden. Hier wird unter anderem eine Abholstation gebaut, an der Kunden von außen Tag und Nacht mit einem Code bestellte Bücher abholen können. Lärm von Kreissägen schallt durch den Raum. Auf Plakaten ist die Buchhandlung zur „Kulturbaustelle“ erklärt.
„Bei laufendem Betrieb umzubauen, ist schon eine Herausforderung. Das ist wie eine OP am offenen Herzen“, sagt Elke Steinhanses, Bereichsleiterin des Buchhandelsunternehmens Thalia, mit der die Mayersche-Kette im Jahr 2019 fusionierte. Die Stimmung sei aber sehr gut. „Die Kunden finden das spannend. Sie interessieren sich dafür, wie sich alles verändert“, erzählt Filialleiter Christopher Rebmann. Klar, die Kolleginnen und Kollegen würden nun öfter um Hilfe gebeten, weil nicht alles am gewohnten Platz zu finden ist. Und es müssten immer wieder Bücher umgestellt werden. „Aber alle sind mit Begeisterung dabei.“
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Mayersche ist seit 1998 am Kölner Neumarkt
Denn die Mayersche, die 1998 in die Neumarkt-Galerie einzog, hat eine Generalüberholung durchaus nötig. Wie sie am Ende aussehen wird, das ist bereits in der obersten Etage zu sehen: Der Teppichboden flog raus, jetzt geht man über helles Holz. Die Deckenverkleidung wurde abgenommen, die Betondecke freigelegt und mintgrün gestrichen. Die Regale sind filigraner, es ist alles luftiger und heller. An einem großen Tisch im Fachbuchbereich sitzen viele Lesende mit Büchern und Laptops.
Das Café „Kaffeefleck“ hat nun wesentlich mehr Plätze und ist direkt an die Fensterfront gewandert. Hier bieten sich ganz neue Ausblicke auf den Neumarkt und die Ecke Zeppelinstraße/Schildergasse. Nach Beobachtung von Christopher Rebmann verbringen hier inzwischen viele Mitarbeiter aus den umliegenden Büros ihre Mittagspause. „Und die Hängesessel am Fenster in der Reiseabteilung sind der Renner, die sind immer belegt“, sagt er.
In der Kinderabteilung wird es eine Rutsche geben
Die Mayersche folgt mit den Änderungen einem Trend. „Buchhandlungen sollen zum Verweilen einladen, Platz bieten zum bequemen Hinsetzen und Lesen“, so Elke Steinhanses. Und ein bisschen Erlebnis soll auch dabei sein: Als Clou wird es im Erdgeschoss hängende Gondeln geben, die an die Rheinseilbahn erinnern sollen. Einige von ihnen werden vom Treppenhaus aus zugänglich sein und Kunden können sich zum Lesen oder auch nur Schauen hineinsetzen. Und in die Kinderbuchabteilung wird eine große Rutsche gebaut. Damit knüpft die Mayersche an die Rutschen-Tradition der Kämpgen-Schuhläden an – die Älteren werden sich erinnern.
Im Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, dann hätte der Umbau mehr als neun Monate gedauert. Eine vorübergehende Schließung sei nie angedacht gewesen, so Elke Steinhanses. „Die Umbauten wären dann nicht wesentlich schneller realisiert worden und eine monatelange Schließung eines so wichtigen Hauses an dieser zentralen Stelle in der Stadt war keine Option.“ Das Kölner Geschäft ist nach der Buchhandlung in Nürnberg der größte Thalia-Standort in Deutschland. Wie viel der Umbau kostet, möchte Steinhanses nicht sagen. „Aber diese Investition ist ein klares Bekenntnis zum Standort.“
Trotz Online-Konkurrenz sei die Mayersche weiterhin sehr erfolgreich. Der Renner seien derzeit englischsprachige Titel, die zum Beispiel bei Booktok, beworben werden, so nennt sich die Bücherszene auf der Social-Media-Plattform Tiktok. Bücher zu Netflix-Serien und „alles, was mit Japan und Korea zu tun hat“, sei sehr gefragt. „Es kommen sehr viele Jugendliche, direkt nach Schulschluss ist sehr viel los“, sagt Rebmann. Auch „New Adult“- Liebesromane werden sehr viel verkauft. „Die Kunden wollen die Bücher sehen, anfassen und sich mit anderen darüber unterhalten.“
Zum Ende des Umbaus wird es ein Fest geben und dann wird an der Fassade auch der Name angebracht sein, den die Buchhandlung offiziell schon seit 2019 hat: Thalia Mayersche.