Planung und Umbau des ehemaligen Kämpgen-Gebäudes dauerten vier Jahre. Die Boulderhalle gilt als Vorzeigeprojekt auf der Einkaufsmeile.
Dachcafé und Sechs-Meter-WändeBoulderhalle mitten auf der Kölner Schildergasse eröffnet Samstag
Es ist noch geschlossen, doch auf den Griffen und Wänden sind schon Magnesium-Spuren zu sehen. In der Boulderhalle in der Schildergasse haben die ersten Kletter-Proben stattgefunden. Und die „Schrauber“ – also diejenigen, die die Griffe an den Wänden festschrauben – haben die idealen Wege von Schwierigkeitsgrad Eins bis Neun ausgetüftelt. Am Samstag wird Element Boulders auf der Fußgängerzone eröffnen. Vier Jahre lang haben die Planungen und der Umbau der oberen vier Etagen, die zuvor vom Schuhhaus Kämpgen vor allem als Lager genutzt wurden, gedauert. In den unteren beiden Etagen, der ehemaligen Kämpgen-Ladenfläche, gibt es schon länger das Zalando-Outlet.
2,5 Millionen Euro in die Boulderhalle auf der Schildergasse investiert
2,5 Millionen Euro hat die Kletterfirma mit Sitz Chemnitz in die Umgestaltung der Räume investiert. Damit die nötige Höhe für die Boulderwände erreicht werden konnte, wurden drei Decken durchbrochen. So entstanden bis zu sechs Meter hohe Räume für die bis zu 4,50 Meter hohen Kletterwände – höhere sind aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Insgesamt gibt es 900 Quadratmeter Boulderfläche.
Hallenleiter Till Pflüger sagt: „Wir sind sehr glücklich hier auf der Schildergasse. Wir wollen im Quartier etwas bewegen.“ Die Firma hat bundesweit bereits vier Standorte, alle sind in Innenstädten. Denn, so die Erfahrung der Gründer: Die Menschen wollen nicht erst umständlich an den Stadtrand fahren, um ihr Hobby auszuüben, sondern wollen ein attraktives und mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbares Umfeld.
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In Köln gibt es bereits fünf Kletterhallen, aber weil der Sport immer beliebter werde, sei da „noch viel Luft nach oben“. Pflüger glaubt, dass die Halle in der Innenstadt außerdem ein neues Publikum anziehen werde. „Leute, die das vielleicht einfach mal ausprobieren wollen. Oder es mit dem Einkaufen verbinden.“ Da es auch einen Kinderbereich gibt, in dem die Klettergriffe die Form von Tintenfischen und Fußbällen haben und zwischendurch gerutscht werden kann, sei das auch etwas für die ganze Familie.
„Wir sind ein bisschen familiärer als die großen Hallen, und dadurch, dass wir auf mehreren Ebenen sind, vielleicht auch etwas gemütlicher.“ Man habe zwei Werbeaktionen mit dem benachbarten Sportscheck gemacht und da seien die Passanten begeistert gewesen. Zu Beginn gibt es Kennenlernangebote wie drei Monate für 118 Euro und einen Tageseintritt für ein Kind mit Begleitperson für 14 Euro.
Boulderhalle ist Vorzeigeprojekt in der Kölner Innenstadt
Ein Freizeitangebot auf der Einkaufsmeile, das entspricht auch genau den Zielen der Stadt. Eine Mischung aus Handel, Gastronomie, Kultur und Unterhaltung wird immer wichtiger, um weiterhin Menschen in die Innenstadt zu ziehen. Das haben auch zahlreiche Umfragen gezeigt. Steffen Eggebrecht, Geschäftsbereichsleiter für Einzelhandel, Gastronomie und Citymanagement bei der städtischen Wirtschaftsförderung Köln-Business: „Hier in der Boulderhalle wird der Strukturwandel im wahrsten Sinnen des Wortes greifbar. Das ist wirklich ein innovatives Vorzeigeprojekt.“ Zu danken sei auch dem Immobilieneigentümer Aachener Grundvermögen, mit dem sich die Betreiber eng beim Umbau ausgetauscht haben – und der letztlich einen so großen Eingriff in das Gebäude zugelassen hat.
Außerdem gebe es durch die Öffnungszeiten der Kletterhalle eine „Verlängerung für die Innenstadt“. Denn die Räume werden täglich von 9 bis 23 Uhr genutzt, also bis weit nach Ladenschluss und auch sonntags. Und auch wer keinen Eintritt bezahlt und nicht klettert, kann das Café mit der spektakulären Dachterrasse besuchen, von der man einen außergewöhnlichen Blick über die Innenstadt, auf das „Peek & Cloppenburg“-Gebäude und auf den Schriftzug „Liebe Deine Stadt“ hat. Im Café gibt es natürlich Kaffee, kleine Gerichte wie Bagels und Pizza – und auch Bier.
„Ein Bier nach dem Bouldern gehört einfach dazu“, sagt Till Pflüger. Man denke auch darüber nach, das Angebot später um Wein und Cocktails zu erweitern. Auf der Dachterrasse muss aber um 22 Uhr Schluss sein und die Gäste werden dann ins Innere gebeten. Denn, auch wenn man das nicht vermuten würde: Auch auf der Schildergasse und drumherum wohnen Menschen, die abends ihre Ruhe haben möchten.