Bis 2026 lassen die Projektentwickler ein leerstehendes Gebäude am Friesenplatz sanieren. Sie machen der Kölner Politik schwere Vorwürfe.
Sanierung statt 99-Meter-HochhausSo soll das Gebäude am Kölner Friesenplatz bald aussehen
Sanierung statt eines möglichen 99-Meter-Neubaus am Friesenplatz: Die beiden Projektentwickler Proximus und Quantum haben am Dienstag erstmals Visualisierungen präsentiert, wie das 39 Meter hohe Haus aus den 1960er-Jahren nach der Sanierung aussehen soll. Unter anderem lassen die Firmen die Fassade austauschen und schaffen einen begrünten Innenhof und begrünte Terrassen. Im Erdgeschoss sind Einzelhandel und Gastronomie vorgesehen, darüber elf Stockwerke Büros. 2026 soll die Sanierung am Hohenzollernring abgeschlossen, das Gebäude danach rund 42 Meter hoch sein.
Gebäude an prominenter Stelle steht seit 2017 leer
Seit vergangenem Jahr steht am Friesenplatz der Bauzaun, die Entkernung ist bald abgeschlossen, dann folgen einige Abbrucharbeiten. Früher lief das Projekt in Anlehnung an die Adresse unter dem Namen „HZR 62“, nun heißt es „Central Cross“. Zur Investitionssumme wollten die Firmen sich auf Nachfrage nicht äußern. Seit 2017 das Geschäft „Strauss Innovation“ geschlossen hat, steht das Haus an der prominenten Stelle leer.
Das Bauvorhaben ist eine Geschichte voller Wendungen, nachdem die Entwickler es 2018 gekauft hatten: Kurz vor der Kommunalwahl 2020 präsentierte die Stadtverwaltung im Juni dem Rat die Pläne des Investors. Sie sahen zwei Varianten vor: einen 99-Meter-Neubau oder eine 67-Meter-Variante.
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Die Politik fühlte sich überrumpelt, an der Stelle gilt ja das Höhenkonzept Innenstadt. Es sieht zwar Ausnahmen vor, aber eben jene Ausnahme ist schon das auf der anderen Straßenseite stehende Ring-Karré. Die Verwaltung zog die Vorlage zurück. Darin hatte die Verwaltung an die Politik geschrieben: „Der Bestand inklusive der vorhandene Hochpunkt sollen abgebrochen werden, da sich die ursprünglich angedachte Sanierung wirtschaftlich nicht darstellen lässt.“ Das hat sich offensichtlich geändert, jetzt wird das Haus doch saniert. Das hatten die Investoren vergangenes Jahr angekündigt.
Am Dienstag sagte Proximus-Chef Michael Kunz mit Blick auf gestiegene Baukosten, höhere Finanzierungskosten und die Insolvenz mehrerer Projektentwickler: „Es ist erstaunlich, dass in der Kölner Politik noch nicht angekommen ist, was am Markt los ist. Das Projekt ist ein absolutes Risiko, das wir eingehen. Aber wir glauben daran.“
Wer dort einziehen soll, ist noch unklar
Laut Kunz haben die Investoren das Projekt „umgeswitcht“, setzen demnach auf viel Nachhaltigkeit, rund 70 Prozent der Bausubstanz bleiben erhalten. Malte Boness, Geschäftsführer der Proximus Development GmbH, sagte: „Durch Photovoltaik und die Nutzung von Abwasser zur Energiegewinnung reduzieren wir den Bedarf an Primärenergie erheblich.“ Wer später dort einzieht, ist noch unklar, die Vermarktung startet jetzt.
Das Großbauprojekt steht exemplarisch für Hochhaus-Pläne in Köln. Es hatte in den vergangenen Jahren die Diskussion im Rat darüber forciert, ob Köln Investoren beim Hochhausbau zu viel Freiheit gewährt oder ob es nicht verbindlichere Regeln braucht – vor allem in einer Stadt, in der der 157 Meter hohe Dom steht. Das Welterbe stand in der Vergangenheit schon mal auf der Roten Liste der UN-Kulturorganisation UNESCO wegen der Hochhauspläne in Deutz. Letztlich wurden die Pläne nicht realisiert, der Dom verschwand von der Streichliste. Der Rat verabschiedete zwar ein Höhenkonzept, doch es gilt nur für die Innenstadt und nicht darüber hinaus.
Ob beispielsweise der Versicherer DEVK eine neue, bis zu 145 Meter hohe Zentrale an der Zoobrücke bauen darf, ist unklar. Für diesen Bereich gilt das Konzept nicht. Vor dreieinhalb Jahren hatte der Rat deshalb beschlossen, dass die Verwaltung ein neues Höhenkonzept erarbeiten soll – doch bislang hat die Stadt den Politikern dieses Regelwerk noch nicht präsentiert. Kunz sagte: „Wir hätten lieber 100 Meter hoch gebaut, aber das ist mit der Kölner Politik nicht möglich. Wir sind einfach müde geworden angesichts der politischen Situation.“ Das Bündnis aus Grünen, CDU und Volt hatte 2021 höchstens 67 Meter für denkbar gehalten.
Der frühere Frankfurter Planungsdezernent Martin Wentz hatte das Fehlen des Höhenkonzpetes kritisiert, die Main-Metropole gilt als Hochhaus-Hauptstadt in Deutschland, bekannt wegen ihrer Banken-Türme. Im vergangenen Sommer sagte er: „Wenn die Stadt mit Investoren über ein Bauprojekt spricht, muss sie doch einen Kriterienkatalog haben, damit sie sagen kann: Ja, hier ist ein Hochhaus möglich. Oder nein, hier ist kein Hochhaus möglich.“ Das führe nur zu Druck, Wentz nannte das Beispiel der DEVK, die in Köln mit einem Wegzug gedroht hatte, wenn ihre Pläne nicht forciert werden. Baudezernent Markus Greitemann hatte die Kritik zurückgewiesen: „Nein, wir sind nicht erpressbar. Wir verhandeln mit den Investoren, um das Beste für die Stadt auf Grundlage der städtebaulichen Ziele für Köln zu erreichen.“