Der geplante Neubau der Feuerwehrwache an der Nord-Süd-Fahrt könnte Kölns nächste Dauerbaustelle werden.
„Üblicher Rahmen“Neubau der wichtigsten Kölner Feuerwache könnte elf Jahre oder länger dauern
Wie die neue Feuerwache 1 an der Nord-Süd-Fahrt irgendwann einmal aussehen soll, steht seit vier Monaten fest: begrünt, höher, größer und moderner als jetzt. Auch wenn die Zustimmung des Stadtrats zu dem Entwurf noch aussteht. Bis aber das erste Löschfahrzeug aus der neuen Wagenhalle zu einem Einsatz ausrücken wird, wird es noch viele Jahre dauern.
Wie jetzt aus der öffentlichen Ausschreibung für die Projektsteuerung des Bauvorhabens hervorgeht, kalkuliert die Stadtverwaltung grob insgesamt 14 Jahre für die „Teilaufgaben“ Abbruch der bestehenden Wache (ca. 18 Monate), archäologische Untersuchung des Geländes (ca. zwölf Monate), Bebauungsplanverfahren (ca. 40 Monate) und Neubau (ca. 103 Monate, also achteinhalb Jahre) – 173 Monate.
Kölner Feuerwache 1: Lange Bauzeit für wichtigste Wache Kölns
Aber kann das wirklich sein? Und was heißt das für eine Stadt wie Köln, die einen milliardenschweren Investitionsstau vor sich herschiebt, wenn der Bau einer Feuerwache mit knapp anderthalb Jahrzehnten angegeben wird?
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Zumindest auf den ersten Blick sei das „absurd lang“, urteilt ein erfahrener Bauexperte, den der „Kölner Stadt-Anzeiger“ um seine Einschätzung gebeten hat. Der Fachmann hat schon zahlreiche Projekte auch im Auftrag von Kommunen umgesetzt, möchte aber nicht namentlich nicht in der Zeitung genannt werden.
Der Feuerwache Innenstadt kommt laut Stadt eine besondere Bedeutung zu, sie schreibt: „Durch die zentrale Lage und die außerordentlich gute verkehrliche Anbindung werden nicht nur die Risiken im eigenen Zuständigkeitsbereich mit besonders kurzen Interventionszeiten abgedeckt, sondern auch Unterstützungsmöglichkeiten der benachbarten Feuer- und Rettungswachen ermöglicht.“
Köln: Vor 60 Jahren arbeiteten 59 Feuerwehrleute auf der Wache, heute 160
Im Jahr 2019 beispielsweise wurden rund 40.000 Einsätze für Feuerwehr und Rettungsdienst, davon ca. 7.500 Brände und Technische Hilfeleistungen, von der Feuerwache eins bewältigt – obwohl das Gebäude von 1962 ziemlich in die Jahre gekommen ist, zuletzt notierte die Stadt in einer Vorlage für den Stadtrat unter dem Punkt Betriebssicherheit gefährdet: „Ja.“ Vor gut 60 Jahren arbeiteten dort 59 Mitarbeiter, jetzt sind es rund 160.
Die Stadt verteidigt die extrem lang erscheinende Bauphase. Auf Anfrage teilt eine Sprecherin mit, die Zeiträume dürften nicht einfach addiert werden. Manche Teilaufgaben könnten zum Beispiel parallel laufen, also gleichzeitig abgearbeitet werden. Die 103 Monate für den Neubau verstünden sich zudem „inklusive aller vorlaufenden Monate für Planungen, Beschlüsse und Genehmigungen“ sowie die erste Zeit der Inbetriebnahme der Wache, die „üblicherweise bei solch komplexen Sonderbauten auch noch einmal mehrere Monate in Anspruch nehmen wird“.
Stadt Köln korrigiert Angaben in der Ausschreibung für die Feuerwache 1
Die in der Ausschreibung genannten Zeiträume seien „nicht belastbare Kalkulationen“, die sich für ein derart komplexes Projekt der kritischen Infrastruktur wie eine Feuer- und Rettungswache „im üblichen Rahmen“ bewegten.
Am Dienstagvormittag hat die Stadtverwaltung ihre Ausschreibung auf der Vergabeplattform im Internet dann sogar noch einmal korrigiert: War dort bisher das Vertragsende der Projektsteuerung auf den 31. August 2034 befristet, heißt es neuerdings: Ende offen. Und: „Dieser Auftrag kann verlängert werden.“ Das liest sich wie ein Hinweis darauf, dass die Stadt mit einer Fertigstellung frühestens in elf Jahren rechnet.
Eigentlich hatte die Stadt mal Dezember 2032 angepeilt, so steht es auf der Liste der 122 städtischen Großbauprojekte, die die Verwaltung dem Stadtrat im vergangenen Oktober präsentiert hatte. Köln ächzt unter den vielen Aufgaben, dem Sanierungstau, will bald seine Kliniken sanieren, möglicherweise eine U-Bahn im Zentrum bauen, die Kultureinrichtungen sanieren. Allein diese Liste ist mit ihren Bauten ist 7,7 Milliarden Euro schwer.
Obwohl der Bauexperte die Zeitspanne bis mindestens 2034 „absurd“ für den Neubau einer Feuerwache nennt, so äußert er doch auch Verständnis für die großzügige Kalkulation der Stadt. Die Verwaltung wolle sich mutmaßlich absichern, damit das Großprojekt nicht finanziell aus dem Ruder läuft, sollte es unvorhergesehene Verzögerungen geben. Dieses extrem vorsichtige Vorgehen sei auch kein Köln-Problem, sondern in vielen Großstädten zu beobachten. Er wünsche sich dennoch, sagt der Experte, dass Kommunen große Bauprojekte selbstbewusster und mit mehr Tempo angingen.