Auf den Ringen sowie an der Zülpicher Straße gilt an Wochenenden und vor Wochenfeiertagen abends und nachts eine Waffenverbotszone.
„Da wird einem schlecht“Polizei findet in Kölner Waffenverbotszonen an Halloween zahlreiche Messer
An den Wochenenden ist auf den Ringen viel los, an Halloween traditionell noch ein bisschen mehr. Viele Verkleidete mischten sich am Donnerstagabend unter das Partyvolk. Hexen, Gespenster und sonstige Gruselgestalten verteilten sich auf Bars und Diskotheken. An diesem Halloween kam starke Polizei-Präsenz hinzu. Zwischen Rudolfplatz und Kaiser-Wilhelm-Ring sowie im Zülpicher Viertel waren rund 500 Beamte im Einsatz, um vor allem gegen Messergewalt vorzugehen.
Erstmals wurde der Abschnitt der Ringe für eine solche Aktion für den Autoverkehr gesperrt. Sämtliche Zufahrten waren mit Absperrgittern verriegelt, die nur passieren durfte, wer sich einer Kontrolle unterzog. Stichpunktartig gab es intensivere Durchsuchungen. Bis in die frühen Morgenstunden dauerte der Ausnahmezustand an. Bei insgesamt 13.000 Personenkontrollen wurden 27 Messer gefunden, ein Schlagstock, eine Schusswaffenattrappe, ein Elektroschocker und vier Pfeffersprays. Dazu kamen zwei Festnahmen, 16 Ingewahrsamnahmen und 73 Platzverweise: „Die Bilanz des Abends zeigt sehr deutlich, dass gute Appelle bei einigen auf taube Ohren stoßen“, so Polizeipräsident Johannes Hermanns. „Umso wichtiger ist unser Einsatz, um die Menschen vor denen zu schützen, die trotz aller Warnungen Waffen zum Feiern mitbringen.“
Auf den Kölner Ringen sowie an der Zülpicher Straße gilt an Wochenenden und vor Wochenfeiertagen abends und nachts eine Waffenverbotszone. Die Polizei kann die Einhaltung anlasslos kontrollieren. „Messer verbieten macht nur Sinn, wenn du es auch kontrollierst“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag bei einem ausgiebigen Rundgang über die Partymeile. „Die Leute sollen lernen, dass man mit einem Messer nicht rumlaufen muss und wenn du es machst, gibt es ein Problem.“
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Die Aktion sei keine Konsequenz aus dem Messeranschlag in Solingen, der Fall habe jedoch die Notwendigkeit von Kontrollen „intensiviert“. Rund eineinhalb Stunden nahm sich der Minister Zeit, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und Gespräche mit Polizisten zu führen. Auch der U-Bahn-Station Friesenplatz stattete Reul einen Besuch ab. Dort kontrollierten Polizei und Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe Fahrgäste. Bis 23 Uhr wurden rund 360 Schwarzfahrer im Bereich der Ringe erwischt.
Keine besonderen Einsatzlagen in Kölner Halloween-Nacht
Der „Schwerpunkteinsatz Messerkontrolle“ beschränkte sich jedoch nicht auf die Ringe. Am Nachmittag war eine Schwerpunktgruppe der Polizei auf dem Wiener Platz in Mülheim unterwegs, wo eine zeitlich unbegrenzte Waffenverbotszone gilt. Innerhalb von 90 Minuten stellten die Beamten hier vier Messer, einen Teleskopschlagstock und Drogen sicher. „Da wird einem schlecht“, kommentierte Reul die Funde. Verstärkte Kontrollen fanden am Donnerstag auch auf der Deutzer Kirmes, in Leverkusen, in der Siedlung „Görlinger-Zentrum“ oder in Meschenich statt. Laut Martin Lotz, Leitender Polizeidirektor, waren insgesamt 1300 Polizisten beteiligt.
Insgesamt stiegen die Besucherzahlen auf den Ringen kontinuierlich an, so Martin Lotz: „Mit viel Besuch und Alkohol gehen immer mehr Probleme einher.“ Vor allem in den Warteschlangen vor den Diskotheken entwickelten sich oft Schlägereien unter alkoholisierten Gästen: „Wir sind als Polizei immer mehr gefordert.“ Erst vor wenigen Tagen waren in einer Diskothek am Hohenzollernring Schüsse gefallen. Ein Streit unter mehreren Personen war eskaliert, ein unbeteiligter 31-Jähriger wurde am Fuß getroffen.
„Wir haben durchgängig zu tun gehabt“, bilanzierte Marcel Marx von der Polizei-Leitstelle die gesamte Kölner Halloween-Nacht: „Aber wir hatten keine besonderen Einsatzlagen.“ Kurt und Melissa, die regelmäßig aus Siegen anreisen, um auf den Ringen zu feiern, bewerteten die Kontrollaktion positiv. Überall nähmen Kriminalität und Drogenkonsum zu, so die Verlobten. Auf den Ringen hätten sie zwar noch keine Gewalt miterlebt. An diesem Abend fühlten sie sich dennoch sicherer als sonst.