Rund 400 Gegendemonstranten stellten sich der pro-russischen Demo entgegen. Laut Polizei kam es zu keinen körperlichen Auseinandersetzungen.
Massive VerkehrsproblemeGroße Gegendemonstration kritisiert pro-russische Kundgebung in Kölner Innenstadt
Verbale, aber keine körperlichen Auseinandersetzungen hat es zwischen rund 400 Gegendemonstranten vor dem Kölner NS-Dokumentationszentrum (NS-Dok) und den etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer pro-russischen Demonstration bis zum frühen Samstagabend gegeben. Das ist die Bilanz eines Nachmittags, an dem mehrere Hundert Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei eingesetzt worden sind, um die Versammlungen zu schützen und tätliche Auseinandersetzungen zwischen den Meinungsgegnern zu unterbinden.
Aus etwa 50 Pkw bestand der pro-russische Autokorso, der zuvor von Leverkusen aus zur Deutzer Werft gefahren war, von wo aus die Insassen sich gegen 16 Uhr zu Fuß weiter auf den Weg zum Appellhofplatz machten.
Köln: Förderverein des NS-Dok ruft zu Protest gegen pro-russischen Demonstration auf
Der Förderverein des NS-Dok hatte im Rahmen einer vor dem El-De-Haus angemeldeten Kundgebung dagegen ab 14.30 Uhr die Kölnerinnen und Kölner aufgerufen, den Weg dorthin zu versperren. Man wolle „dieses wichtige Mahnmal einer schlimmen Vergangenheit zu schützen“, wie es die Co-Vereinsvorsitzende Claudia Wörmann-Adam vor Ort skandierte. „Notfalls werden wir mit einer Menschenkette verhindern, dass Anhängerschaft von rassistischer, antisemitischer oder irgend einer anderen menschenverachtenden Weltanschauung an diesen Ort gelangen“, betonte sie unter dem Jubel der Anwesenden.
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Mehr als 50 Gruppen, Initiativen und Parteien hatten sich mit dem Aufruf im Vorfeld angeschlossen, auch am Reiterdenkmal auf dem Heumarkt sowie am Rautenstrauch-Joest-Museum war es in diesem Zusammenhang zu weiteren Kundgebungen gegen die pro-russische Veranstaltung in Köln gekommen. Es war mitunter sehr laut rund um Schnittpunkt der Veranstaltungen an der Neven-DuMont-Straße, einem Behördensprecher zufolge mussten die Beamtinnen und Beamten allerdings nicht ernsthaft einschreiten, Anzeigen seien bis kurz vor 18 Uhr ebenfalls nicht angefertigt worden – Übergriffe blieben aus.
Polizei Köln erteilt pro-russischer Demo zahlreiche Auflagen
Die Polizei Köln hatte den Anmeldern versammlungsrechtliche Auflagen erteilt, wonach den Teilnehmenden jedwede Solidaritätsbekundungen hinsichtlich des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wie auch das Zeigen von „Z“- und „V“-Symbolen untersagt worden sind. Russische sowie rote Sowjetfahnen und solche mit dem Konterfei von Josef Stalin sind von den Personen im pro-russischen Lager dabei allerdings auf dem Weg in die Innenstadt sowie auf dem Rückweg dutzendfach geschwenkt worden.
Vor dem NS-Dok informierten derweil Redebeiträge über die Kontakte zum und Netzwerke ins rechte und teils rechtsextreme Milieu des Anmelder-Trios der pro-russischen Veranstaltung, Elena Kolbasnikova, Maxim Schlund und Markus Beisicht. „Beste Kontakte zur AfD, NPD, Reichsbürgern sowie Corona-Leugnern und anderen Strömungen sind bekannt und nachgewiesen“, führte Wörmann-Adam weiter aus. „Das diese Leute das NS-Dok aufsuchen und für ihre Ziele instrumentalisieren wollen, ist reine Provokation – das lassen wir nicht zu“, hieß es weiter.
Pro-russischer Autokorso sorgt für Ausfälle bei der KVB
Vertreterinnen und Vertreter aus Zivilgesellschaft und Politik sowie von Kirchen und des Kölner Karnevals unterstützten die Gegenveranstaltung am NS-Dok. Sie wiesen vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine mit zahlreichen Bannern, Spruchtafeln und Fahnen darauf hin, dass dieser beendet werden und Frieden hergestellt werden müsse, statt den Konflikt weiter anzufachen.
Die bei der Polizei Köln offiziell bis 18 Uhr angemeldet Demonstrationen lösten in dem am Samstag üblicherweise stark besuchten Gebiet der Kölner City teils massive Verkehrsprobleme aus. Es kam bis in den Abend zu Staus durch Straßensperrungen sowie zu Verspätungen und Ausfällen im Betrieb des öffentlichen Personennahverkehrs. (ihi)