Köln-Innenstadt – Die Verwaltung der Universität hat auf einen Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ reagiert und offensiv Informationen über anstehende Sanierungs-Maßnahmen auf der Internetseite der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zur Verfügung gestellt. In dem Bericht wurde von der Belastung von Räumen des Physikalischen Instituts durch das Umweltgift PCB berichtet.
Das seit 1989 verbotene PCB wurde insbesondere in den 1960er-Jahren in der Bauindustrie eingesetzt, in der Regel als Weichmacher für Fugenmassen. Bislang hatte die Uni Köln nur auf nachgeordneten Seiten im Internet-Auftritt der Fakultät mit wenigen Sätzen darüber berichtet.
Aufklärung gefordert
Das Thema hatte am Wochenende für Diskussionsstoff gesorgt. Insbesondere in sozialen Medien wie Facebook war auf die Verantwortung der Uni-Verwaltung verwiesen worden, Studenten offensiv und gründlich über mögliche Beeinträchtigungen zu informieren.
Eine Kommentatorin schrieb: „Es ist einfach unfassbar, dass man sich jahrelang mehrere Stunden am Tag in diesem Gebäude aufgehalten hat, ohne das Risiko zu kennen. Das Mindeste wären Hinweise an den Eingängen gewesen, wenn es schon Jahre dauert, das Problem zu beseitigen.“
Uni-Angestellte in Sorge
Die Uni teilt nun mit, eine aktuelle Raumluftmessung zeige, dass die Belastung durch PCB nach wie vor über der Unbedenklichkeitsgrenze von 300 Nanogramm (ng) pro Kubikmeter (m³) liege. Weiter heißt es, eine erweiterte Raumliste werde in Kürze Grundlage erneuter Messungen sein. „Hier werden auch den Treppenhäusern anliegende Büroräume untersucht.“ Uni-Angestellte hatten gegenüber dieser Zeitung ihre Sorge geäußert, in möglicherweise mit PCB belasteten Büros zu arbeiten.
„Weiter werden Proben von Putz, Farben und anderen verdächtigen Materialien entnommen, um Sekundärquellen ausfindig zu machen“, heißt es in der Mitteilung. Damit geht die Verwaltung ebenso auf Forderungen der Fachschaft Physik ein wie mit der Maßnahme, „alle alten Leuchtstofflampen (deren Kondensatoren PCB enthalten können) auszutauschen“. Mit diesen Arbeiten werde in der vorlesungsfreien Zeit im Herbst dieses Jahres begonnen, heißt es.
Generalsanierung rückt in weite Ferne
Als weitere Belastungsquelle hat die Uni die aus Betonplatten bestehenden Außenwände der Hörsäle im Innenbereich ausgemacht. In dem Bereich stehen viele Tische, die tagsüber häufig mit Studenten besetzt sind, die an diesem Ort lernen oder ihre Freistunden verbringen. Bis die dortige Belastung von etwa 1500 ng/m³ beseitigt wird, dauert es allerdings noch: „Eine nachhaltige Sanierung dieser Belastungsquelle wird erst im Rahmen der Generalsanierung des Gebäudes möglich sein.“
Auf Anfrage teilt die Uni mit, der Zeitpunkt der Generalsanierung stehe noch nicht fest. Mehrere Dutzend Bauprojekte müssten koordiniert werden, erläutert Uni-Sprecher Patrick Honecker, Aussagen über den Beginn der Generalsanierung könnten nicht getroffen werden. Es könnte also noch mehrere Jahre dauern, bis die PCB-Quellen endgültig beseitigt sind. Jahre, in denen die Studenten dem Umweltgift weiter ausgesetzt sind. Bis dahin soll „die vergleichsweise hoch liegende PCB-Belastung durch Dauerbelüftung“ gesenkt werden. „Das genaue Vorgehen ist noch zu erarbeiten“, schreibt die Uni. Erst ab einem Wert von 3000 ng/m³ muss sofort saniert werden. Liegt der Messwert darunter, ist laut PCB-Richtlinie von NRW „mittelfristig“ zu sanieren.
Negatives Ergebnis wurde erst spät gemeldet
Die Uni hatte 2014 durch ein Gutachten erstmals von der PCB-Belastung im Physik-Gebäude erfahren. Die Sanierungsarbeiten wurden von August bis Dezember 2015 durchgeführt, ein Jahr später gab es neue Messungen: Nur an zwei von acht Messpunkten lagen die PCB-Werte unter der Bedenklichkeitsgrenze, an vier Messpunkten wurde sogar eine höhere Belastung als zuvor festgestellt.
Über das negative Ergebnis der Sanierung informierte die Universität die Fachschaft und weitere Gremien allerdings erst rund vier Monate nach Bekanntwerden. Uni-Sprecher Honecker begründet das damit, dass keine Gefahr im Verzug gewesen sei. Alle drei Monate wird nun gemessen, die neuesten Werte stammen vom 12. Mai dieses Jahres. Auf Anfrage teilt die Uni mit, die Werte seien zwar auf bis zu 1335 ng/m³ gesunken, „aber nicht unter den gewünschten Wert“.