- Ein verwahrloster Betonbau in der Marspfortengasse mitten in der Kölner Innenstadt zieht den Unmut der Bürger auf sich.
- Hinter der vollgesprühten Fassade befindet sich eine Aufzugsanlage in einem Keller.
- Der Stadt ist das Gebäude ein Dorn im Auge. Sie sorgt sich aber um eine lukrative Einnahmequelle.
- Lesen Sie hier auch weitere PLUS-Kolumnen von Barbara Schock-Werner.
Köln – Was wäre „Auf den Punkt“ ohne Sie, liebe Leserinnen und Leser! Immer wieder machen Sie mich auf – sagen wir – Besonderheiten im Kölner Stadtbild aufmerksam, zuletzt bei der Vorstellung des neuen Buchs mit unseren gesammelten Kolumnen in der Stadtbibliothek. „Sehen Sie sich doch mal die Chaos-Ecke hinter Haus Neuerburg an!“ Chaos?, dachte ich, mitten in der Stadt, nur eine Parallelstraße von der Hohe Straße entfernt? Gleichzeitig machte irgendetwas „Klick“ bei mir: Da bist du doch schon mal vorbeigekommen und hast dich auch gewundert…
Und richtig: Am Ende eines öffentlichen Parkplatzes entlang der Marspfortengasse steht an der Ecke zu einem Stichsträßchen mit dem bezeichnenden Namen „In der Höhle“ ein Scheusal, das seinesgleichen sucht: ein hochbunkerartiges, teils verkacheltes Betongebilde mit Vordach und Blech-Rolltoren. Auf den ersten Blick ist überhaupt nicht klar, was es eigentlich sein soll: Fragment einer alten Markthalle? Warenlager? Materialdepot? Unterstellplatz? Ich habe mich beim Liegenschaftsamt erkundigt.
Bau an der Marspfortengasse gehört einer Berliner Immobilienfirma
Es handelt sich um – eine Aufzuganlage. In was für eine Art von Keller sie führt, konnte mir das Amt nicht sagen. Der Bau gehöre einer auswärtigen Immobilienfirma, genau wie die benachbarte Freifläche, die der Stadt Köln mit Sondernutzungsrecht als öffentlicher Parkplatz überlassen ist. Offenbar ist dem Eigentümer im fernen Berlin die Pflege des Areals komplett gleichgültig. Der Bau und die unmittelbare Umgebung sind so verwahrlost, dass man es kaum beschreiben kann: dreckig, verschmiert, umgeben von Mülltonnen, neben die gern auch noch zusätzlich Abfall geworfen wird.
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Bei der Stadtverwaltung weiß man um das Problem. Ein Mitarbeiter stöhnte auf Nachfrage direkt auf: „Ach, die Müllablade-Station!“ Vielen Kölnern gehe es wie mir: Wegen der direkten Nachbarschaft zu Haus Neuerburg dächten die Leute sofort, die Stadt sei für die Zustände hier verantwortlich. „Stadtgestalterisch eine Katastrophe“, wurde mir hinter vorgehaltener Hand gesagt, „wir würden das hier lieber heute als morgen abreißen“. Aber bislang sei das „an finanziellen Fragen“ gescheitert.
Das soll wohl heißen: Die besagte Firma will mehr Geld für den alten Plunder, als die Stadt zu zahlen bereit ist. Aber Kümmern ist nicht. „Der Eigentümer hat kein unmittelbares Interesse, seine Immobilie aufzuhübschen.“ Das ist noch höflich formuliert. Eigentum verpflichtet? Gilt offenbar nicht für Leute, die irgendwo hocken und mit Köln nichts am Hut haben. Von einer Pflicht zur Stadttraumverschandelung steht jedenfalls nichts im Grundgesetz.
Der Parkplatz: Die lukrative Einnahmequelle für die Stadt
Zum Stand der Dinge wollte die Stadt keine weitere Auskunft geben. „Es ist darüber noch keine einheitliche Verwaltungsmeinung hergestellt.“ Das Thema sei aber „in Bearbeitung“, und zwar auf höchster Ebene: Baudezernent Markus Greitemann und Verkehrsdezernentin Andrea Blome, kommissarisch auch für die Liegenschaften verantwortlich, seien miteinander im Gespräch, aber offenbar uneins über das weitere Vorgehen.
Blome wolle den Parkplatz partout erhalten. Eine schöne Einnahmequelle, aus der für die Stadt jährlich Hunderttausende sprudeln sollen; planerisch gleichwohl eine Absurdität. Schließlich sollen Autos aus der City verschwinden und die Fahrer nicht noch durch oberirdische Parkflächen in zentraler Lage dorthin gelockt werden.
Klar ist: Die Schrottimmobilie in der Marspfortengasse würde sogar mitten in einem Industriegebiet negativ auffallen. Um wieviel mehr hier! Ganz ohne Zweifel gehört sie in die Hitliste der Kölner Schandflecken und schreit förmlich nach einem Einschreiten. Ein neuer Versuch soll dem Vernehmen nach im Zuge der Entwicklung des „Laurenz-Carrés“ in der südlichen Verlängerung des Roncalli-Platzes unternommen werden. Ein Erfolg des Bemühens ist ausgesprochen wünschenswert. So etwas kann die Stadt im Grunde niemandem zumuten, den Kölnern nicht und auch nicht den Besuchern.
Aufgezeichnet von Joachim Frank