Warum die Kölner sich ihre Touristen künftig selbst aussuchen und die Karnevalsgesellschaften in der Innenstadt den Müll aufsammeln.
Satirischer WochenrückblickUrban, hip und digital
Jetzt muss aber mal Schluss sein mit der Selbstgeißelung nach der Verwüstung ganzer Viertel am Elften im Elften. Das wird es nicht mehr geben. In dieser Woche hat Kölns Tourismus-Chef eine Kehrtwende in der Fremdenverkehrspolitik angekündigt. Wer die schönste Stadt Deutschlands künftig besuchen möchte, sollte aus dem expeditiven oder dem post materiellen Milieu stammen.
Willkommen ist die ambitionierte kreative Bohème, urban, hip, digital, kosmopolitisch und vernetzt, immer auf der Suche nach neuen Grenzen und unkonventionellen Erfahrungen. Oder die engagiert-souveräne Bildungselite, selbstbestimmt, gemeinwohlorientiert, nachhaltig, die aus diskriminierungsfreien Verhältnissen stammt.
Nun könnte man die Frage stellen, was die ganzen Freiburger oder Berliner überhaupt in Köln wollen, ob es für sie schon unkonventionell genug ist, einen Wildpinkler in der Altstadt zu filmen und auf Instagram zu posten oder der Besuch in einer abgeranzten Kaschemme im Schatten des Eigelstein als Beweis ausreicht, dass man kosmopolitisch und diskriminierungstechnisch auf der richtigen Seite steht.
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Der klassische Köln-Tourist in der Vorweihnachtszeit, der aus England, Belgien oder den Niederlanden stammt, sich zwischen zwei Weihnachtsmärkten, Dom und ein oder zwei Brauhäusern bewegt und anschließend auf der Komödienstraße vergeblich nach seinem Bus sucht, ist es jedenfalls nicht.
Ballermann-Engel zur Begleitung
Und weil der Tourismus-Chef sich nicht sicher ist, ob er mit seiner neuen Strategie an Weiberfastnacht die nächste Verwüstung des Kwartier Latäng durch jene Besuchergruppen verhindern kann, die immer geil auf neue Grenzerfahrungen sind, haben sich die großen Karnevalsgesellschaften spontan bereiterklärt, Hunderte Mitglieder als sogenannte Ballermann-Engel zur Begleitung abzustellen. Nach gründlicher Einarbeitung.
Vergangenes Wochenende haben Die Große von 1823 und die Roten Funken schon mal trainiert, mit Pickern und Bollerwagen in der Innenstadt und im Vringsveedel den Müll aufgesammelt. Bück Dich noch e allerletztes Mol. Un wenn ich morje müde ben, is mir dat hück Naach scheißejal.