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Fall MagdeburgKölner Polizei gab Hinweis auf Anschlagsdrohung offenbar nicht weiter

Lesezeit 2 Minuten
Herbert Reul (CDU), Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, bei einer Kabinetts-PK.

NRW-Innenminister Herbert Reul berichtet im Innenausschuss, dass der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg über einen längeren Zeitraum Kontakt mit der Vorsitzenden eines Kölner Flüchtlingshilfevereins hatte. (Archivbild)

Die Vorsitzende eines Kölner Flüchtlingsvereins warnte die Behörden immer wieder vor dem mutmaßlichen Attentäter. NRW-Innenminister Reul gab nun zu: Einer der Hinweise sei von Köln nicht weitergegeben worden.

Der mutmaßliche Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt habe sich nach den Worten von Innenminister Herbert Reul (CDU) über einen längeren Zeitraum mit der Vorsitzenden eines Kölner Flüchtlingshilfevereins „beharkt“. Zu den zahlreichen gegenseitigen Anzeigen und Hinweisen hätten sogar Anschlagsdrohungen des 50-Jährigen aus Saudi-Arabien gehört. Einer der Hinweise in diesem Zusammenhang sei nicht an die Behörden in Sachsen-Anhalt weitergegeben worden, so Reul.

Es gab immer wieder Streit

Wie der Minister im Innenausschuss ausführte, kam der Mann am 3. März über Hamburg nach Deutschland. Im Mai 2009 habe er in Düsseldorf gewohnt, zwei Monate später sei er nach Bochum gezogen. Der mutmaßliche Attentäter engagierte sich damals in dem Kölner Flüchtlingshilfeverein: „Dort hatte er dann aber insbesondere Streit mit der damaligen Vorsitzenden“, so Reul. Beides seien ehemalige Muslime.

Von Juni 2018 bis Dezember 2019 habe er Anzeige wegen angeblichen Betrugs bei Spendenaktionen gegen die Vorsitzende erstattet. Danach zeigte ihn die Frau wiederum wegen Bedrohung an. Die Polizei konnte die Bedrohung nicht bestätigen, daher gab es kein Verfahren. So ging es weiter mit gegenseitigen Anzeigen und Hinweisen, letztere oft wegen Twitter-Einträgen des späteren Attentäters.

Mutmaßlicher Attentäter mailte auch dem Innenministerium

Der „Vielschreiber“, wie Reul ihn nennt, mailte am 28. November 2022 auch dem NRW-Innenministerium. Der Mann beschwerte sich, dass gegen die Vereinsvorsitzende nicht richtig ermittelt werde. Weil er deshalb auch dort einen Mitarbeiter der Justiz beleidigt und bedroht hatte, schickte die Kölner Polizei Ende September 2023 die Kollegen in Sachsen-Anhalt los, um eine „Gefährderansprache“ bei dem Mann zu machen. „Am gleichen Tag wurde aus Sachsen-Anhalt mitgeteilt: Eine Gefährdung könne derzeit ausgeschlossen werden“, so Reul.

Im Dezember 2023 habe die Vereinsvorsitzende bei der Polizei Köln angerufen und auf mögliche Anschlagsabsichten des späteren Attentäters hingewiesen. Die habe er bei Twitter kundgetan. Der Staatsschutz Köln informierte die Kollegen in Sachsen-Anhalt.

Im Juni 2024 kam die Vorsitzende wieder zur Polizei, um den Mann wegen Verleumdung und übler Nachrede anzuzeigen. In ihrer Vernehmung wies die Frau auf einen neuerlichen Twitter-Eintrag mit einer Anschlagsdrohung hin. Der sei diesmal aber nicht weitergeleitet worden. „Das hätte aber natürlich passieren sollen“, so Reul.

„Ob die erneute Weiterleitung dieses ähnlich gelagerten Hinweises einen Ausschlag gegeben hätten, ist schon fraglich“, sagte Reul. Dennoch werde der Vorgang analysiert. „Im persönlichen Kontakt mit Polizeibeamten wirkte er verwirrt, dennoch gab es offensichtlich keine konkreten Hinweise auf eine Fremd- oder Eigengefährdung“, so Reul. „Was diesen Menschen bewegte, eine solche Tat zu begehen, kann ich Ihnen nicht sagen.“