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Trotz Sommer-SaisonWarum die Lage in Kölner Kinderkliniken sehr angespannt ist

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Kinderkrankenhaus Amsterdamer 2

Das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße 

Köln – Die Situation in den Kölner Kinderkliniken ist momentan sehr angespannt – was ungewöhnlich ist. Denn normalerweise erkranken in den Sommermonaten deutlich weniger Kinder und Jugendliche an schweren Infekten. Doch in diesem Jahr bleibt dieser Effekt aus. „Wir haben für die Jahreszeit eine überdurchschnittliche Belegung“, sagt Lars Welzing, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Krankenhauses Köln-Porz, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

„Pandemiebedingt finden die üblichen Infektionswellen seit März 2020 nicht mehr in den klassischen Jahreszeiten statt,“ erklärt Welzing. Zu den häufigsten behandelten Erkrankungen zählten in der Porzer Kinderklinik derzeit Magen-Darm-Infektionen und Covid-19. Betroffen seien vor allem Säuglinge und Kleinkinder. „Hier erleben wir keine schweren Verläufe“, aber eine Trinkschwäche oder die verminderte Nahrungsaufnahme machen eine stationäre Behandlung erforderlich.

Kölner Klinikchef: Kleinkinder und Säuglinge betroffen

Auch im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße müssen, „saisonal untypisch“, mehr Kinder stationär aufgenommen werden, wie der Ärztliche Direktor Prof. Michael Weiß mitteilt. Die Fallzahlen liegen demnach seit dem Frühjahr „deutlich über dem Vorjahr 2021 – und weit über dem Lock-Down-Jahr 2020“. Behandelt würden vor allem Kleinkinder und Säuglinge mit einem breiten Spektrum von Viruserkrankungen.

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Prof. Michael Weiß, ärztlicher Direktor der Kinderklinik an der Amsterdamer Straße

Die Gründe für die vermehrt auftretenden Infektionen liegen Klinikchef Weiß zufolge an einer „Rückkehr in die Normalität des Alltags“ – mit mehr sozialen Kontakten und Lockerungen, während Hygiene-Schutzmaßnahmen weggefallen seien. „Kinder erleiden Infektionen, die sie in den ersten beiden Pandemie-Jahren noch nicht durchgemacht haben“, sagt Weiß.

Kölner Kinderkrankenhaus verschiebt Operationen

Für die Beschäftigten gibt es also derzeit keine Verschnaufpause. Im Gegenteil: Die Kombination aus Urlaubszeit, Corona-Infektionen und Quarantänemaßnahmen bei Ärzten und Pflegenden sowie dem Streik der Pflegekräften führt zu verstärkten Personalausfällen. Am Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße müssen geplante stationäre Aufenthalte verschoben werden, ebenso elektive Operationen, also nicht notfallmäßige und lebensnotwendige Eingriffe.

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So schlecht wie an der Amsterdamer Straße ist die Lage in Porz aktuell zwar noch nicht. Doch Chefarzt Welzing zeichnet eine düstere Prognose für die Zukunft: Bettenkapazitäten und Versorgungsmöglichkeiten richteten sich nach den pflegerischen Möglichkeiten. Welzing rechnet damit, dass sich durch die Reform der Pflegeberufe 2020 mit Abschaffung der eigenständigen Kinderkrankenpflegeausbildung die Pflegepersonal-Problematik „für die Kinderkliniken in ganz Deutschland in den nächsten Jahren dramatisch verschärfen“ wird.

Kölner Uniklinik: Streik schränkt Betrieb stark ein

Der Betrieb an der Kinderklinik der Kölner Uniklinik ist schon jetzt massiv gestört und eingeschränkt: Das liegt allerdings weniger an Corona oder anderen Viren. Einem Uniklinik-Sprecher zufolge wurde wegen des Streiks der Pflegekräfte an den Unikliniken in NRW die Bettenzahl von 128 Betten um 24 reduziert worden.

Zahlreiche elektive Untersuchungen und Operationen fallen demnach aus oder werden verschoben. „Dies führt zu einem großen Stau an ausstehenden, bald durchzuführenden Behandlungen, die schwer aufzuarbeiten sein werden, da die Kapazitäten auch in normalen Zeiten ausgelastet sind.“ Der Sprecher betont jedoch: „Die Versorgung unserer chronisch kranken Patienten und schwerkranken Notfallpatienten ist sichergestellt.“ Andere kleine Patienten hingegen müssten zeitweise in andere Krankenhäuser verlegt werden.