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Kölner RheinuferPolitiker fordern Energieversorgung für Schiffe an Anlegestellen

Lesezeit 3 Minuten

Im Rheinauhafen stehen bereits mehrere Stromtankstellen der Rhein-Energie.

Köln – Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Rande des „Diesel-Gipfels“ in Berlin forderte, dass sich die Rheinschiffer zur Abnahme von Landstrom verpflichten. Die Kapitäne sollen also Frachter und Hotelschiffe an Stromtankstellen mit Elektrizität versorgen, wenn sie in Köln anlegen, anstatt die Dieselmotoren mitunter tagelang weiterlaufen zu lassen. Das würden die Schiffer auch gern machen, wie es die Europäischen Vereinigung der Binnenschiffer versprach. Nur könnte sie das längst nicht überall in Köln, monierte sie.

Am Rheinufer in Mülheim zum Beispiel gibt es – im Gegensatz zum Rheinauhafen – keine Tankstellen mit dem so genannten Landstrom. „In Mülheim leiden die Menschen schon wegen der Schadstoffbelastung am Clevischen Ring unter schlechter Luft. Jetzt ziehen auch noch vom Rhein die Abgaswolken zu ihnen herüber“, kritisiert Andreas Pöttgen, verkehrspolitischer Sprecher der SPD. Beim Rheinauhafen, wo schon seit 2015 elf Stromtankstellen stehen, nachdem sich Anwohner über den Dieselgestank und Lärm oder Schiffe beschwert hatten, sei es ganz schnell gegangen, Landstrom einzurichten. „Der Rhein hat aber zwei Seiten und Mülheim offenbar keine Lobby“, sagt Pöttgen. Den Eindruck hat auch Mülheims Bezirksbürgermeister und Pöttgens Parteigenosse Norbert Fuchs: „Es darf nicht sein, dass Mülheim zurückbleibt, nur weil Frau Reker andere Bezirke wichtiger sind.“

Ziel: Landstromstationen an allen Anlegestellen in Köln

„Langfristig hat die Stadt das Ziel, dass an allen Anlegestellen auf Kölner Stadtgebiet Landstromstationen zur Verfügung stehen“, sagt ein Stadtsprecher auf Anfrage. Jedoch gebe es noch keinen Zeitplan, wonach diese allumfassende Versorgung entstehen soll.

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Die Rhein-Energie könnte die Stromtankstellen errichten, so wie sie es im Rheinauhafen getan hat. „Wenn uns jemand beauftragt, bauen wir gern“, sagt Unternehmenssprecher Christoph Preuß. Nur: Es beauftragt sie niemand. Die Zuständigkeiten seien mitunter schwierig, mal sei die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zuständig, in manchen Häfen die Häfen und Güterverkehr Köln. Am Mülheimer Rheinufer sei es wahrscheinlich die Stadtverwaltung“, vermutet Preuß.

7000 Euro kann die Einrichtung einer Ladesäule kosten

Landstrom zur Verfügung zu stellen ist nicht ganz billig. 7000 Euro könne die Einrichtung einer Ladesäule kosten, sagt Preuß. Jedoch könne der Betrag massiv steigen, je nachdem, wie aufwendig die Versorgungsleitungen sind. Zudem gibt es einen großen Unterschied, ob ein Frachter oder ein Hotelschiff Elektrizität tanken möchte, erklärt Preuß. Ein Frachter muss eine kleine Küche und den Wohnbereich für die Besatzung versorgen. Hotelschiffe dagegen teilweise 200 Kabinen von Kreuzfahrgästen, Veranstaltungssäle und aufwendige Klimaanlagen. „Ein Frachter verbraucht etwa so viel Strom wie ein Zweifamilienhaus. Ein Hotelschiff etwa 20-mal mehr“, erklärt Preuß.

In der Altstadt sowie im Niehler und Deutzer Hafen gibt es den begehrten Landstrom, Mülheim wartet dagegen weiter vergeblich. Pöttgen und Fuchs wollen nun in Verkehrsausschuss und Bezirksvertretung „Druck machen“, damit auch der rechtsrheinische Stadtteil Stromtankstellen für Schiffe bekommt.