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„So nah an den Menschen“Neuer Film über Umsiedlung im Braunkohlerevier  – Kölner Schauspielerin dabei

Lesezeit 3 Minuten
Der Film „Eher fliegen hier Ufos“: Auf dem Foto sieht man Schauspielerin Petra Nadolny und Markus John hinter dem Verkaufstresen der Bäckerei.

Der Film „Eher fliegen hier Ufos“ wird am 8. November im Ersten ausgestrahlt, mit dabei sind Petra Nadolny und Markus John

Das Dokudrama mit Johanna Gastorf, Markus John und der in Köln lebenden Petra Nadolny handelt vom Heimatverlust im Braunkohletagebau Garzweiler.

Die Bagger von RWE machen weder Halt vor Kirchen noch vor den Gräbern der Toten. Alles muss für den Braunkohletagebau Garzweiler II abgerissen werden. „Angeblich kann man das Loch sogar vom Weltall sehen“, sagt die Hauptfigur Marita, gespielt von Johanna Gastorf, zu Beginn des Spielfilms „Eher fliegen hier Ufos“.

Das Dokudrama thematisiert die Umsiedlung und den Heimatverlust im niederrheinischen Braunkohlerevier Garzweiler (Regie: Gina Wenzel und Ingo Haeb) und feierte im Oktober beim Filmfest Cologne Premiere. Am 8. November wird der Film um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Marita (Johanna Gastdorf, r.) und Natalie (Merle Wasmuth) betrachten das Abbaugebiet.

Marita (Johanna Gastdorf, r.) und Natalie (Merle Wasmuth) am Abbaugebiet

Film handelt von Familien-Bäckerei

Im Zentrum der Erzählung steht Familie Baumanns, die im fiktiven Niersdorf lebt. Marita Baumanns führt seit dem Tod ihres Mannes gemeinsam mit ihrem Schwager Claus (Markus John), dessen Frau Irene (Petra Nadolny) und deren Tochter Natalie (Merle Wasmuth) die Familien-Bäckerei fort. Die Baumanns wollen in Niersdorf bleiben, so lange es geht. Doch die Risse ziehen sich nicht nur durch die Dorfgemeinschaft, sondern erreichen zunächst den Betrieb und schließlich auch das scheinbar stabile Familiengefüge der Baumanns.

„Für mich als Schauspielerin war es sehr besonders, über so lange Zeit so nah dran zu sein, an dem was wirklich passiert ist und an den Menschen dort“, erzählt die in Köln lebende Petra Nadolny („Switch“) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Film war als Langzeitprojekt angelegt: Von 2018 bis 2022 fanden jedes Jahr für jeweils circa zwei Wochen die Dreharbeiten in Keyenberg (alt und neu) statt.

Für sie sei es kein Problem gewesen, sich immer wieder in die Geschichte hineinzubegeben, sagt Nadolny. „Das Drehbuch war so gut. Jedes Jahr entstanden neue Szenen, es musste oft und spontan einiges verändert werden, weil das Buch der Realität angepasst werden musste“, erzählt sie.

Kölner Schauspielerin Petra Nadolny wohnt in Nippes

„Das Faszinierende an dem Film ist die Vermischung von Dokumentarischem und Fiktionalem, erzählt über ein halbes Jahrzehnt.“ Ganz zu Beginn des Films sieht man, wie der Immenrather Dom abgerissen wird. Auch der Protest von Aktivisten wurde eingeflochten. Einige der tatsächlichen Dorfbewohner spielten als Komparsen mit, auch intensive Gespräche mit den Betroffenen kamen zustande.

Nadolny geht das Schicksal der Menschen dort nahe. Das Tragische: Letztlich wird Keyenberg doch nicht mehr abgerissen. Doch übrig geblieben sei ein „Geisterdorf“, in dem über 80 Prozent der Menschen nicht mehr leben. Diese wohnen stattdessen in einem neuen Ort, 15 Kilometer weiter weg. „Auf diesem Feld stehen nur schicke Häuser. Der alte Ort hatte Charme, eine Bäckerei, eine Schule, eine Kneipe, Zentren, in denen die Menschen zusammenkamen. Das macht doch Heimat aus“, sagt Nadolny, die selbst seit 2004 in Köln zuhause ist. „In Nippes. Ich liebe das. Ich bin viel unterwegs und freue mich immer, wenn ich wieder hier bin. Das Veedel hat sich schön entwickelt mit den vielen Cafés und Restaurants. Es ist so schön durchmischt und lebendig.“