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FührungswechselKölner SPD-Chef Jochen Ott hört auf – Christiane Jäger soll folgen

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Jochen Ott dpa

Jochen Ott (Archivbild)

Köln – Nach 18 Jahren als Chef der Kölner SPD wird Jochen Ott nicht mehr für das Amt kandidieren. Bei einer Konferenz mit den Ortsvereinsvorsitzenden zur Vorbereitung des kommenden Parteitags im März überraschte der 44-Jährige die meisten Vertreter der Kölner SPD-Basis und ihrer Arbeitsgemeinschaften mit der Ankündigung seines Rückzugs aus dem Vorstand. Außer ihm werden auch seine langjährigen und erfahrenen Stellvertreter, Landtagsabgeordnete Gabriele Hammelrath und Bundestagsabgeordneter Rolf Mützenich, aufhören.

In den vergangenen Wochen war in der Partei darüber spekuliert worden, ob Ott auf dem Parteitag am 16. März einen Gegenkandidaten bekommen könnte. Nach der Stadtwerke-Affäre um Ex-SPD-Fraktionschef Martin Börschel waren in der SPD Stimmen lauter geworden, die auch an der Parteispitze eine Erneuerung forderten. Ott hat beteuert, mit dem Postenklüngel im Rathaus nichts zu tun gehabt zu haben. Tatsächlich scheint die Freundschaft zwischen Börschel und Ott, die fast zwei Jahrzehnte die Geschicke ihrer Kölner Partei und zeitweise der ganzen Stadt bestimmt hatten, über die Affäre zerbrochen.

Christiane Jäger wäre die erste Frau an der Spitze der Kölner SPD

Ott widersprach am Abend dem Eindruck, dass seine Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren, in irgendeiner Weise von der aktuellen Entwicklungen beeinflusst gewesen sei. Die Partei habe ihrem Vorstand den Auftrag gegeben, etwas dafür zu tun, dass die Führungsgremien jünger und weiblicher werden. „Wir haben diesen Wechsel gemeinsam systematisch und längerfristig vorbereitet. Ich bin nicht gedrängt worden. Die nächste Generation ist dran“, sagte Ott dem Kölner Stadt-Anzeiger.

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Christiane Jäger könnte beim Parteitag neue Vorsitzende werden.

Die drei Spitzenpolitiker verbinden ihre Entscheidung mit einem Personalvorschlag, der tatsächlich dem gestellten Anspruch gerecht zu werden scheint. Erstmals in der Geschichte der Kölner SPD soll eine Frau ihre Vorsitzende werden. Der geschäftsführende Vorstand schlägt die 55-jährige Diplom-Kauffrau Christiane Jäger (55) als Parteichefin vor.

Jäger arbeitet im Kölner Amt für Stadtentwicklung. Sie ist einerseits eine erfahrene, kommunalpolitische Expertin, anderseits gilt sie als äußerst bodenständig. Sie war Mitarbeiterin im Büro von Ex-Oberbürgermeister Jürgen Rothers. In die SPD ist sie erst 2012 eingetreten. Dass eine Abteilungsleiterin der Stadtverwaltung in exponierter Stellung in Zukunft die Arbeit eines schwarz-grünen Ratsbündnis und die ihrer Chefin, der Oberbürgermeisterin, kritisch begleiten soll, ist nicht ohne Brisanz.

Ott will weiter im Landtag bleiben

Als ihre Stellvertreter an der SPD-Spitze werden die erst 25-jährige Katharina Letzelter und der 31-jährige Fabian Stangier vorgeschlagen. Neu wäre im Vorstand auch die 31-jährige, ehemalige Vorsitzende des Kölner Jugendrings, Sarah Dawen-Agreiter, als Schriftführerin. Im Amt bleiben soll die 54-jährige Landtagsabgeordnete Susana dos Santos. Sie war in den letzten Wochen immer wieder als mögliche Gegenkandidatin von Ott gehandelt worden. Mit dem einvernehmlichen Personalvorschlag hat sie ihre Ambitionen nun offenbar aufgegeben. Auch der 34-jährige Schatzmeister Sebastian Bucher soll sein Amt behalten.

Bei der Ortsvereins-Vorsitzenden Konferenz am Montag wurde noch nicht über den Personalvorschlag abgestimmt. In einer Pressemeldung hieß es am Abend, er sei „mit viel Zustimmung aufgenommen“ worden. „Wir werden für die Kommunalwahl 2020 gut gerüstet sein“, so Ott. Er wird weiter im Landtag Politik machen, wo er unter anderem stellvertretender Fraktionschef sowie schul- und wohnungspolitischer Sprecher ist. Auch als Vorsitzender der SPD-Region Mittelrhein möchte er weitermachen.