Köln – Die umstrittene Wahl von CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz zum Stadtentwicklungsdezernenten lässt der Politik keine Ruhe. Am Mittwoch hat die SPD-Fraktion bei der Stadt Akteneinsicht in das Auswahlverfahren von Kienitz beantragt. „Wir haben mit unserer ablehnenden Haltung im Rat bereits deutlich zum Ausdruck gebracht, dass wir mit dem Vorschlag der Oberbürgermeisterin für diese Personalie nicht einverstanden sind und zahlreiche Fragen zum Ablauf des Auswahlverfahrens offen geblieben sind“, sagte SPD-Fraktionschef Christian Joisten.
Schon vor der Wahl hatte sich Norbert Rüther, der frühere SPD-Fraktionschef im Stadtrat, an Regierungspräsidentin Gisela Walsken gewandt und um Überprüfung gebeten, ob Kienitz überhaupt die von der Gemeindeordnung vorgesehenen fachlichen Voraussetzungen für die Wahl zum Dezernenten erfüllt. Die Bezirksregierung muss allerdings die persönliche Eignung neuer Dezernentinnen und Dezernenten innerhalb von vier Wochen nach deren Wahl von Amts wegen sowieso prüfen. „Die Unterlagen sind eingegangen und liegen der Bezirksregierung zur Prüfung vor, sagte ein Behördensprecher am Mittwoch. „Mit dem Ergebnis wird in den nächsten Tagen gerechnet.“ Das Besetzungsverfahren an sich sei nicht Gegenstand der Untersuchung.
46 Bewerber für Dezernentenstelle in Köln
Ein vertraulicher Bericht des von der Stadt mit der Auswahl der Kandidaten für das Amt des Stadtentwicklungsdezernenten beauftragten Personalberaters, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, schildert das Vorgehen der Berater. Danach hätten sich nach der Anzeigenschaltung in diversen Fachmedien 46 Bewerber gemeldet. 45 davon hätten allerdings die im Anforderungsprofil aufgeführten Kriterien nicht erfüllt. Übrig blieb ein Bewerber, der aber nach einem „persönlichen, psychologisch ausgerichtetem Eignungsinterview“ seine Bewerbung zurückgezogen habe.
Parallel habe man mittels einer „gezielten Direktansprache“ weitere potenzielle Kandidaten ermittelt, etwa in anderen Behörden, in Verbänden, Forschungsinstituten und Universitäten. 59 dieser Kandidaten habe man telefonisch angesprochen, 47 davon kamen „aus unserer Sicht aufgrund mangelnder fachlicher wie persönlicher Voraussetzungen nicht weiter in Frage oder hatten kein Wechselinteresse“, heißt es im Bericht.
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Mit sieben weiteren Kandidaten seien ebenfalls Eignungsinterviews geführt worden, zwei von ihnen kamen aufgrund mangelnder persönlicher Voraussetzungen nicht mehr in Frage, weitere vier hätten ihr Interesse zurückgezogen.
Nach weiteren Auswahlgesprächen am 9. Juni und am 19. Juni „unter federführender Beteiligung der Oberbürgermeisterin Henriette Reker“ hätten sich zwei weitere Interessenten entschieden, keine Bewerbung abzugeben. Das Fazit der Personalberatung: „Der verbliebene Interessent hat sich mit Datum 19.06.2021 offiziell auf die ausgeschriebene Position beworben. Hierbei handelt es sich um den Bewerber Niklas Kienitz.“