Köln – Zum Denkmalschutz gehört der Streit. Der Streit mit privaten Investoren um deren Wünsche im Umgang mit Baudenkmälern, aber auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Bauverwaltung, die ebenfalls manchmal gerne eher etwas weniger Denkmalschutz hätte. Zuletzt war das bei der Ellmühle im Deutzer Hafen zu besichtigen, um deren Umgestaltung der Investor – in diesem Fall die Stadttochter „Moderne Stadt“ – und Stadtkonservator Thomas Werner fast zwei Jahre debattierten.Bislang half es dem Denkmalschutz bei solchen Konflikten, dass er im Gefüge der Stadtverwaltung eben nicht dem Baudezernenten unterstellt war, sondern in Köln schon seit den 1950er Jahren zum Kulturressort gehört. Doch das soll sich nun ändern: Grüne, CDU und Volt, die künftigen Bündnispartner im Stadtrat, wollen den Denkmalschutz ins Baudezernat verschieben.
Dezernent Markus Greitemann (CDU) findet das gut. Wenn der Stadtrat das so entscheide, „freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit Thomas Werner“, sagte Greitemann. Aus seiner Sicht sei die Einbindung in sein Dezernat für den Denkmalschutz absolut positiv. „Das stärkt sogar die interne Bedeutung des Denkmalschutzes, weil er viel früher als bisher in die Beratungen eingebunden wird“, so Greitemann. Er selber halte die Pflege und Bewahrung des baukulturellen Erbes der Stadt für sehr wichtig. Als Zeichen der Unabhängigkeit könne er sich sogar ein Vetorecht für den Konservator vorstellen.
Angriff auf die Souveränität
Allerdings war es bisher gerade die Unabhängigkeit der Denkmalpflege gegenüber der Baubehörde, die dem Denkmalschutz Wirksamkeit gab. „Man darf diesen Angriff auf die Souveränität der Denkmalpflege nicht unterstützen“, sagt denn auch Barbara Schock-Werner. Die frühere Dombaumeisterin sieht in dem Vorstoß einen „klaren Versuch, die Denkmalpflege zu gängeln“ – und das in einer Stadt wie Köln, deren Bausubstanz auch heute noch sehr gestört sei. Ulrich Krings, Stadtkonservator von 1991 bis 2005, verweist darauf, dass sich die Denkmalpflege in Köln traditionell weniger als „ästhetische Bauaufsicht“ oder gar als „Baupolizei“ verstanden habe, sondern eher als kunst- und stadthistorische Disziplin.
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Bei einer Verschiebung der Dienststelle in das Baudezernat fürchtet Krings nun eine weitgehende „Enthistorisierung“ – etwa dadurch, dass künftig dort eher Ingenieure eingestellt würden statt Kunst- oder Bauhistoriker. Dadurch könnte die kunsthistorische Dimension bei der Beurteilung der Objekte künftig entfallen oder nur noch sehr verdünnt wirksam sein. Auch Hiltrud Kier, Leiterin der Denkmalpflege von 1978 bis 1990, sieht es wie ihr Nachfolger: „Der Konservator hatte im Kulturdezernat eine gute Heimat gefunden“, so Kier. „Es ist völlig unsinnig, das ohne Not zu verschieben.“ Die Kulturdezernenten hätten den Konservatoren „immer den nötigen Freiraum gegeben“.
Reine Ausgleichsmaßnahme
Über den vom Mehrheitsbündnis geplanten Neuzuschnitt der Dezernate muss der Stadtrat noch entscheiden. Da das Bündnis Baudezernent Greitemann Teile seiner bisherigen Kompetenzen wegnehmen will, dürfte die geplante Verschiebung der Denkmalpflege eine reine Ausgleichsmaßnahme für Greitemann sein. Das Thema Denkmalschutz spielt ansonsten im Bündnisvertrag der Parteien an keiner Stelle eine Rolle.