Köln – „Da wird sich wohl nicht mehr viel ändern“, meint Brigitta von Bülow, Fraktionsvorsitzende und Kultursprecherin der Grünen im Kölner Rat, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Klar, der Kooperationsvertrag des neuen Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt muss von den Parteigremien noch abgesegnet werden, aber das vorliegende Papier kommt der Endfassung wohl sehr nahe. Weil einige Absichtserklärungen im Abschnitt „Kunst & Kultur“ recht „allgemein“ klingen, hat der „Stadt-Anzeiger“ bei den beteiligten Akteuren noch einmal genauer nachgefragt. Hier sind die wichtigsten neuen Projekte des Bündnisses und die Bewertungen der Kulturredaktion.
Die Freie Szene als gleichberechtigte Säule des städtischen Kulturlebens zu stärken, gehört zu den „Uranliegen“ grüner Politik. Aber heißt das auch, dass demnächst Graffiti-Künstler aus Ossendorf ins Museum Ludwig einziehen sollen? „Nein“, antwortet von Bülow, „wir wollen die Institutionen nicht beschädigen oder Museen in ihre Agenda pfuschen. Es geht um Kooperation und Mitnutzung von Räumen.“ Warum sollten freie Musiker nicht mal in Museumsfoyers auftreten? Aber da gebe es eben, so von Bülow, „konkreten Absprachebedarf.“
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Auch Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU, will den Museumsdirektoren keine Ausstellungen mit Lokalkolorit aufdrängen. Es gehe vielmehr darum, „die zur Verfügung stehenden Räume intensiver“ zu nutzen. „Wenn es uns gelingt, das Depot als Bühnenspielstätte zu sichern, sollte es auch nicht 300 Tage im Jahr leer stehen.“ Beides klingt absolut sinnvoll, jetzt muss es nur noch funktionieren.
Für Volt, so deren kulturpolitischer Sprecher Dominik Schneider, war dies neben der Etablierung eines Migrationsmuseums und der Unterstützung der Clubszene eine zentrale Forderung; Schneider sieht bei den Bündnispartnern den politischen Willen, dies auch gemeinsam umzusetzen. Brigitta von Bülow nennt die Ankündigung „ambitioniert“, aber nach Ende des Lockdowns müsse die gebeutelte Freie Szene die Chance zur Erholung bekommen: „Wir brauchen passgenaue Lösungen.“ Das klingt zu schön, um wahr zu werden. So richtig mag man an dieses Füllhorn noch nicht glauben.
Bei dieser Frage bleibt der Entwurf, so Elster, bewusst hinter den Wünschen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker zurück – schließlich sei die Gegenfinanzierung nicht geklärt. „Wir wollen unsere teuren Häuser nicht herschenken, denn die Einnahmen brauchen wir, um etwa Sonderausstellungen zu finanzieren.“ Aber auch Elster findet: „Es macht keinen Sinn, eine tolle Ausstellung, die das Publikum anzieht, um 17 Uhr zu schließen.“ Von Bülow will die Verluste beim freien Eintritt für die Dauerausstellungen durch Spenden auffangen – „in anderen Städten gelingt das ganz gut.“ Allerdings brechen den Museen derzeit wegen Corona schon große Teile ihrer Einnahmen weg, und man darf zudem bezweifeln, dass etwa dem Museum für Ostasiatische Kunst mit freiem Eintritt geholfen wäre; hier geht es eher darum, das Haus überhaupt erst wieder ins Bewusstsein der Besucher zu bringen.
Initiative für den Tanz
Dem Papier zufolge soll an den Theatern der Tanz im Sinne einer Drei-Sparten-Konzeption aufgewertet werden. Zielt das auf die Wiedereinführung einer städtischen Tanz-Compagnie? „Das ist eine Möglichkeit“, antwortet Bülow. Die andere sei „stärkere Kooperation – was ja auch schon begonnen hat.“ Berücksichtigt man die finanziellen Rahmenbedingungen durch und nach Corona, so wird es wohl bei der zweiten Lösung bleiben.
Damit ließe sich eine Wunde heilen, die sich Köln mit dem Abriss der Haubrich-Halle schlug. Eine Kunsthalle, die, so Elster, vor allem eine weitere Spielwiese für die bestehenden Ausstellungshäuser wäre, könnte die Immobilie nicht alleine füllen – als Zentrum eines Kunsthauses könnte es aber funktionieren.
Bülow stellt klar, dass an einen Neubau nicht gedacht ist. Vielmehr sollen vorhandene Kapazitäten einschlägig profiliert werden. Dafür käme in Köln einiges infrage. Ob es in jedem Fall den akustischen Anforderungen genügtja, steht freilich dahin.