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„Nichts zu machen, ist der Tod““ Kölner Wirte möchten Karneval möglichst feiern

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Kneipenkarneval in Köln vor der Pandemie

Köln – Der Sitzungskarneval fällt fast ausnahmslos aus und die traditionelle Proklamation des Dreigestirns im Gürzenich fand ohne Publikum statt: Wie der Straßenkarneval aussehen wird, ist noch nicht beschlossen. Doch ob die Stadt erneut Bilder von dichtem Gedränge auf der Zülpicher Straße zulassen wird, scheint vor dem Hintergrund der Omikron-Welle mindestens fraglich.

Was heißt das für den Kneipenkarneval? Laut aktueller Coronaschutzverordnung herrscht ein Tanzverbot. Es ist nicht davon auszugehen, dass dies so schnell aufgehoben wird. Nicht nur reine Kneipen, sondern auch Wirts- und Brauhäuser räumen normalerweise an den Karnevalstagen Tische und Stühle beiseite und lassen es in ihren Räumen krachen. Das scheint derzeit unwahrscheinlich. Wie ist die Stimmung unter den Wirten und was haben sie für Pläne? Wir haben uns umgehört.

Karneval: Stapelhaus-Wirt in der Kölner Altstadt fürchtet Ausfall

„Wenn wir feiern dürfen, dann wird der Kölner feiern. Ich habe schon Ideen im Kopf, denn nichts machen, ist der Tod“, sagt Frank Markus vom Stapelhaus in der Altstadt. Er könne sich vorstellen, ein Programm mit Bands, also bestuhlte Konzerte, anzubieten, die aktuell erlaubt sind. Doch wie viele Wirte fährt er auf Sicht und wartet die neue Verordnung des Landes ab. „Ich gehe davon aus, dass das Tanzverbot beibehalten wird. Wir haben die Platzmöglichkeiten für andere Formate“, sagt Markus, der Karnevalist ist.

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Wirt Frank Markus vom Stapelhaus in der Kölner Altstadt

Sechs Sitzungen hätten eigentlich bei ihm stattfinden sollen, jeweils mit mehreren Hundert Gästen. Alles abgesagt. Er hinterfragt die aktuelle Entscheidung, alle Saalveranstaltungen auf freiwilliger Basis der Vereine zu canceln. „Mich würde interessieren, ob es gereicht hätte, auch einfach zu reduzieren.“

Auch wirtschaftlich ist der reduzierte Karneval ein herber Schlag. „Das Weihnachtsgeschäft ist total weggebrochen, an Karneval verdienen wir normalerweise für die Saure-Gurken-Zeit danach, aber wenn der nicht einmal richtig stattfindet, ist das richtig katastrophal für uns.“ Denn Markus würde sich nicht wundern, wenn kurzfristig strengere Maßnahmen wie Alkoholverbote ausgesprochen würden und der Umsatz damit gleich Null wäre. Erschwerend komme hinzu, dass in der Altstadt die Lage im Vergleich zu Veedelskneipen mit treuer Stammkundschaft noch schwieriger sei. „Ich lebe von Urlaubern und die kommen nicht.“

Kölner Kneipenwirt will bei möglichen Absperrzonen einbezogen werden

Philipp Anders vom Walfisch und der Kulisse in der Altstadt wünscht sich, anders als beim 11.11. von der Stadt Köln in die Planung zu etwaigen Absperrzonen einbezogen zu werden. „Es kann nicht sein, dass wir Gastronomen in der Altstadt das Gesicht der Stadt sind und an den Tagen, an denen man etwas verdienen kann, nicht einbezogen werden. Am 11.11. haben sie uns die Sperre vor die Tür gesetzt, keiner kam mehr durch.“

Für Anders ist freiwilliges Schließen an Karneval keine Option. „Aus Idealismus zuzumachen, um die Allgemeinheit zu unterstützen: Der ist nach zwei Jahren, in denen man kein Geld verdient hat, schwer aufrechtzuerhalten.“

IG Gastro im Gespräch mit dem Dehoga wegen 2G-plus an Karneval

Auch schon vor dem Beschluss, in der Gastronomie flächendeckend 2G-plus einzuführen, seien die Interessengemeinschaft Gastro und die Dehoga im Austausch darüber gewesen, sagt Martin Schlüter, Betreiber des Reissdorf am Hahnentor und IG Gastro-Vorstand. Eine Idee wäre, bei Vorlage eines Schnelltests mit datierten Bändchen zu arbeiten, um den Zugang zu erleichtern. Er gehöre zum „Team Fastelovend“, während sich innerhalb des Vorstands nicht alle in der Sache einig seien. Manche seien eher zurückhaltend. Schlüter jedoch möchte „grundsätzlich feiern, mit entsprechenden Abständen wie am 11.11., kölscher Musik, Speis und Trank und eventuell Live-Musik. Gepflegt eben.“

Piranha-Wirt: Freiwillige Schließung am 11.11. war „aufgebauschte Aktion“

„Wenn wir nicht dicht gemacht werden, bin ich guter Dinge, dass wir an Karneval etwas auf die Beine stellen werden“, sagt Lutz Nagrotzki, Inhaber der Piranha-Bar im Kwartier Latäng. Am Karnevalssonntag ist ein Konzert mit dem Nippeser Gospelchor Na Moulema terminiert. Auch für Dienstag plant der 62-Jährige mit einem bestuhlten Konzert. „Eine ruhige Sache. Von Rambazamba gehen wir nicht aus. Ballermann-Karneval gab es bei uns ohnehin nie, wir machen schon eher gesitteten Karneval im Vergleich zur Zülpicher Straße“, so Nagrotzki, der sich nicht der Verzweiflung hingeben möchte. Dass einige am 11.11. freiwillig ihre Läden geschlossen hatten, sei ihm wie eine „aufgebauschte Aktion“ vorgekommen. „Da waren einige dabei, die auch sonst nie an dem Tag aufmachen.“

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Alexander Manek im Haus Unkelbach

Alexander Manek vom Haus Unkelbach in Sülz sagt: „Wir müssen öffnen, sonst gehen wir pleite. Wir können nicht einfach sagen, wir machen zu. Das kann man sich nicht leisten. Wenn man zumacht und den Umsatz macht, der für die Hilfen ausreicht, werden wir gefragt: Warum machen Sie denn zu?“ Man müsse die Karnevalisten, die normalerweise auf Sitzungen gehen, auffangen und ihnen Karneval ermöglichen.