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Chorweiler und NippesOffenes Duell in bunt gemischtem Kölner Wahlkreis

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Yvonne Gebauer (FDP, v.l.), Friederike Scholz (Grüne), Lena Teschlade (SPD) und Thomas Welter (CDU)  treten im Norden an.

Köln – So bunt wie Nordrhein-Westfalen insgesamt sei der Wahlkreis, sagt Thomas Welter, Direktkandidat der CDU in Chorweiler und Nippes. „Hier sind alle Milieus vertreten.“ So etwas Ähnliches fällt auch seinen drei Konkurrentinnen als erstes ein, wenn sie über den Wahlkampf sprechen. „Es gibt junge und ältere Viertel, klassisch städtische und fast schon ländliche Räume“, sagt Fredierieke Scholz von den Grünen.

Von der jungen, zugezogenen Familie in Nippes bis zum Ford-Mitarbeiter in Worringen, der die halbe Nachkriegszeit erlebt und in der Kölner Autoindustrie verbracht hat, ist alles vertreten. Lena Teschlade von der SPD nennt den Wahlkreis „sehr, sehr heterogen“ und betont: In Chorweiler sind mehr Nationalitäten als in jedem anderen Veedel versammelt. „Der Wahlkreis ist herausfordernd“, sagt Yvonne Gebauer (FDP), ohne Frage die prominenteste Direktkandidatin. Es gebe Stadtteile mit vielen verschiedenen Kulturen und jene mit Alteingesessenen. „Da muss man sich thematisch breit aufstellen.“

Kölner Norden: Windkraft-Ausbau ein zentrales Thema

Ein Ziel, das alle vier verfolgen. Vor vier Jahren hat die SPD den Wahlkreis gewonnen – mit gut 60 Stimmen Vorsprung vor der CDU. Die Wahlergebnisse und Umfragen der vergangenen Jahre sprechen dafür, dass die Sozialdemokraten den Wahlkreis halten werden. Teschlade ist optimistisch: „Ich rechne mir gute Chancen aus.“ Die Sozialarbeiterin zeigt sich selbstbewusst, sagt, sie könne „den Menschen hier wirklich etwas bieten.“ Ihre Themen: eine bessere Anbindung ihres Wahlkreises an den ÖPNV, eine gute Gesundheitsinfrastruktur und mehr Schul- und Kitaplätze. Entscheidend sei es, „keine Gruppen gegeneinander auszuspielen“, gerade mit Blick auf die Klimawende.

Sie befürworte den Ausbau der Windkraft in Köln, man müsse aber „genau hinschauen, wo was hinkommen soll“. Der Kölner Norden sei in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen vernachlässigt worden. CDU-Kandidat Welter sieht es ähnlich: „Windkraft ist in einigen Plänen nur für den Kölner Norden vorgesehen“, das halte er für falsch: „Ich warne vor einer Konzentrationszone im Norden. Die Klimawende ist ein Marathon, wir brauchen dafür die Akzeptanz der Bevölkerung.“

Viele Themen teilt er mit Teschlade: Den ÖPNV-Ausbau will er über eine Erweiterung der KVB-Linien 4 und 5 vorantreiben, „natürlich“ befürworte er weiteren sozialen Wohnungsbau in seinem Wahlkreis. Für Investoren soll es aber auch attraktiver werden, in den Norden zu gehen, meint Welter und berichtet von einem klimaneutralen Hochhaus, das gerade in Chorweiler entstehe. Er ist stolz darauf, dass die CDU bei der Kommunalwahl im Stadtteil Chorweiler gegen den Gesamttrend die meisten Stimmen geholt hat. Er beschreibt Köln IV als „Swing State“, der mal an die CDU und mal an die SPD gehe.

Nippes und Chorweiler: Grüne und FDP wollen mitmischen

Friederike Scholz von den Grünen hofft, dass sich das ändert, am besten schon bei dieser Wahl. „Mein Ziel sind bessere Lebensbedingungen für alle Menschen im Wahlkreis. Das gilt für den Verkehr, für das Thema Wohnen und natürlich für den Klimaschutz“, sagt sie. Teilhabe fördern, das sei ihr großes Ziel. Sie denke strategisch und könne Dinge zugunsten ihres Wahlkreises tatsächlich umsetzen, sagt Scholz, die als Juristin beim Deutschen Städtetag arbeitet. „Die Politik muss Mieterinnen und Mieter dabei unterstützen, ihre Rechte durchzusetzen“, fordert sie. „Ich glaube, dass ich es schaffen kann. Ich möchte in den Landtag – wenn nicht dieses Mal, dann beim nächsten Mal.“

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NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FPD) ist durch ihren Platz auf der FDP-Landesliste nicht auf ein Direktmandat angewiesen. Auf ein gutes Ergebnis in Nippes und Chorweiler aber durchaus: Wegen ihres oft unklaren Kurses in der Pandemiepolitik stand sie in den vergangenen zwei Jahren unter Dauerdruck, zuletzt brachte ihr ein Vorschlag für Lehramtsstudiengänge ohne Numerus Clausus scharfe Kritik ein. Sie sagt: „Mein Herzensthema ist seit zwei Jahrzehnten die Schul- und Bildungspolitik. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Bildung der Schlüssel zu einer offenen und demokratischen Gesellschaft ist.“ Gut möglich, dass die Frage, wie viele Wählerinnen und Wähler FDP und Grüne von sich überzeugen können, am Ende darüber entscheidet, wer von Welter und Teschlade den bunten „Swing State“ Köln IV gewinnt.