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Facebook-Aufruf„Bagatelle“ in Lindenthal kämpft um ihren Chefkoch

Lesezeit 3 Minuten
Habib

Chefkoch Habib (links) soll nach Angaben der Betreiber der „Bagatelle“ in Lindenthal abgeschoben werden.

Köln-Lindenthal – Vom Tellerwäscher zum Meisterkoch: So sähe Habib Khans Leben aus, wenn es nach ihm ginge. Vor fünf Jahren floh der damals 19-Jährige aus Bangladesch über Russland nach Europa. Vor vier Jahren kam er in Deutschland an, strandete in einem Wohnheim in Alfter und fand ein Jahr später einen Job – als Spülkraft im Alteburger Hof in der Südstadt, bei Daniel Rabe. Er lernte die Sprache und wie man den Kochlöffel schwingt.

Khan ist nur geduldet

Heute ist Khan Küchenchef in Rabes Lokal Bagatelle im Marienbildchen in Lindenthal und fester Bestandteil des Teams. Doch seine rasante Karriere in der Gastronomie könnte bald ein jähes Ende nehmen, denn der junge Mann ist „ausreisepflichtig“. So steht es auf dem Ausweis, den die deutsche Ausländerbehörde ihm ausgestellt hat, im März vergangenen Jahres. Er ist geduldet, doch er wird immer wieder einbestellt, sein Ausweis manchmal nur für einen Tag verlängert.

Gerade wurden einige seiner Bekannten ganz plötzlich nach Bangladesch abgeschoben. Seitdem hat er Angst – und sein Chef Daniel Rabe ziemlich viel Wut im Bauch. „Es ist gelinde gesagt zum Kotzen, dass diejenigen abgeschoben werden, die sich perfekt integrieren, die unser Arbeitsmarkt so dringend braucht und die menschlich auch noch allererste Sahne sind“, so lautet Rabes emotionaler Post auf Facebook. „Habib hat sich alles selber beigebracht, viel abgeschaut und fleißig gelernt. Er ist das Musterbeispiel für gelungene Integration. Er lernte von Beginn an fleißig die Sprache, er liebt dieses Land und seine Kultur. Sein Lieblingslied ist „Stadt met K“ von Kasalla.“

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Khan zog bis vor das Oberverwaltungsgericht

Für Khan ist Köln schnell zur Heimat geworden. „Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass ich nach Bangladesch zurück muss. Ich habe doch so lange für mein Leben hier gekämpft“, sagt der Mann. Dabei wirkt eher still und ein wenig schüchtern als streitbar. Doch für sein Bleiberecht zog er durch die Instanzen bis vor das Oberverwaltungsgericht Münster. Es entschied negativ über seinen Wunsch, Asyl in Deutschland zu bekommen.

„Sie glauben mir nicht“, sagt Khan. „Ich gehöre zum Volksstamm der Bihari und bin staatenlos.“ In Bangladesch würde sein Volk unterdrückt. „Mein Vater hat einen Imbiss. Sie zwangen ihn, sich an Drogengeschäften zu beteiligen. Als er ablehnte, drohten sie ihn umzubringen.“ Sein Vater habe Habib gebeten, sich in Sicherheit zu bringen. Der Sohn gehorchte und floh.

Gericht hat Zweifel

In Deutschland wird seine Geschichte bezweifelt. Die Zweifel wurden durch eine Tatsache genährt: Khan spricht nicht Urdu, die alte Sprache seines Volksstammes. Das habe er weder verheimlicht noch sei es ungewöhnlich, meint er. Vielleicht war die mangelnde Sprachkenntnis für das Gericht ein Beweggrund, negativ über Khans Begehren zu entscheiden.

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Anja Roth von der Pressestelle des zuständigen Rhein-Sieg-Kreises bestätigt: „Habib Khan ist ausreisepflichtig. Sein Asylantrag wurde 2014 abgelehnt und 2015 rechtskräftig. Er darf aber weiterhin arbeiten.“ Derweil müssten noch Unterlagen geprüft werden. Deshalb sei er nicht akut von Abschiebung bedroht.

Papiere wandern hin und her

Allerdings hat die Behörde ihn aufgefordert, sich bei der Botschaft von Bangladesch einen Pass für die Rückreise zu besorgen. Das ist schwierig. „Die geben mir keinen, weil ich ja gar kein Bangladescher bin“, sagt Khan. Er hat das entsprechende Schreiben der Botschaft vorgelegt. Doch das Amt schickte ihn wieder hin.

Die Angst und die ständigen Behördengänge zermürben ihn. „Ich muss doch auch arbeiten“, sagt Khan. Er hat noch viel vor. Kürzlich hat er Spitzenkoch Frank Rosin in einer TV-Sendung gesehen. Seitdem hat seine Zukunft an Konturen gewonnen. „Das ist richtiges Kochen. Das wäre auch etwas für mich.“ Er möchte eine offizielle Ausbildung zu Koch machen – falls er in Köln bleiben darf.