Das ehemalige Waisenhaus steht seit Jahren leer. Aus den Plänen einer Wohn- und Begegnungsstätte wird vorerst nichts.
Schlechte Nachrichten seitens der StadtKölner Geisterhaus an der Aachener Straße bleibt vorerst unberührt
Das Geisterhaus an der Aachener Straße 443 ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Die Politik und Bürger fordern seit langem, den langjährigen Leerstand zu beenden. Die Verwaltung hatte bereits Pläne geschmiedet: Das Gebäude soll in eine Wohn- und Begegnungsstätte umgewandelt werden. Doch warum werden sie nicht endlich umgesetzt? Diese Frage hat sich die Bezirksvertretung Lindenthal gestellt und hatte die Verwaltung im Mai per Beschluss beauftragt, es zügig so zu nutzen, wie sie es versprochen hatte.
Die Stadtverwaltung hat der Politik nun geantwortet. Demnach ist nicht so bald mit einer Nutzung des Gebäudes zu rechnen: „Der potenzielle Investor erklärte kürzlich, dass er von der Realisierung des Projektes absehe und zog sein Interesse zurück“, so heißt es darin. „Die Verwaltung beabsichtigt daher, dem Liegenschaftsausschuss einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen zu unterbreiten.“
Neue Investoren gesucht – Konzept soll vorgelegt werden
Vorgesehen sei eine Konzeptausschreibung. Den Zuschlag und ein Erbbaurecht an der Immobilie wird also derjenige oder diejenige erhalten, der oder die ein Konzept vorlegen kann, mit dem die für die Nutzung anvisierten Ziele am besten umgesetzt werden: Diese bestehen nach wie vor aus einer Mischnutzung als Studierendenwohnheim sowie einer Begegnungsstätte, die einen Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen ermöglicht – und an die besondere Historie des Ortes erinnert.
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Das Gebäude steht leer, seitdem das griechische Lyzeum, das dort zuletzt zu Hause war, vor Jahren auszog. Ursprünglich befand sich dort aber das Domizil des jüdischen Waisenhauses. Es wurde im Jahr 1876 von dem Rabbiner Abraham Frank gegründet. In dem Heim sollten Voll- und Halbwaisen aus jüdischen Familien ein neues Zuhause finden, die zur Synagogen-Gemeinde in Köln gehörten oder aus der Umgebung kamen. Während der 30er-Jahre wurden im Abraham-Frank-Haus dann auch Kurse angeboten, um Jugendliche und junge Erwachsene auf eine Auswanderung vorzubereiten. Die elternlosen Kinder, die keine Chance hatten, ins Ausland zu fliehen, blieben allerdings dort.
Geisterhaus an Aachener Straße in Braunsfeld wird weiterhin leer stehen
Das Heim wurde im Frühjahr 1941 aufgelöst und die verbliebenen Kinder und Betreuer in die Ghettohäuser Cäcilienstraße und St.-Apern-Straße gebracht. Über das Schicksal der ehemaligen Heimbewohner ist wenig bekannt, nur dass diejenigen, die in Köln blieben, im Juli 1942 mit 1000 anderen Kölnern jüdischen Glaubens, darunter 335 Kinder und Jugendliche, nach Minsk deportiert und vier Tage nach ihrer Ankunft erschossen wurden. Die ehemalige Leiterin des Kinderheims, Therese Wallach, die das Verschwinden ihrer ehemaligen Schützlinge miterlebt haben muss, nahm sich – vor ihrer eigenen Deportation im Internierungslager Fort V Müngersdorf – am 18. Oktober 1942 das Leben. Überlebende ehemalige Waisenhauskinder machten ihre Grabstätte ausfindig und stifteten auf dem jüdischen Friedhof in Lindenthal einen Grabstein, der an Wallach erinnert.
Die Stadtverwaltung hatte sich vor drei Jahren der Wiederbelebung des leerstehenden Gebäudes angenommen und die zu seiner Geschichte passende Nutzung als Wohnort für junge Menschen sowie als Kultur und Begegnungsstätte, die an seine Geschichte erinnert, anvisiert: „Das Liegenschaftsamt verhandelt derzeit mit einem Investor über das Gebäude“, schrieb damals eine Sprecherin der Stadt. Danach wurde es still um das Projekt. Warum der Investor es sich nun mittlerweile anders überlegt hat, legt die Stadtverwaltung nicht dar. Fest steht nur, dass es nun weiter dauern wird, bis das Geisterhaus ein lebendiger Ort zum Wohnen, Erinnern und Austausch wird.