Leerstand in der Zülpicher StraßeAus dem Geisterhaus wird ein Flüchtlingsheim
- Das lange leerstehende Gebäude an der Zülpicher Straße 290 wird umgebaut
Köln-Sülz – Zülpicher Straße 290: Die Adresse ist bekannt. Dort befindet sich das Sülzer Geisterhaus. Seit zehn Jahren steht das große Wohngebäude mit zahlreichen kleineren Wohnungen leer und verfällt. Zuletzt war der Unmut der Bevölkerung über den Leerstand so groß gewesen, dass einige Bürger das Haus besetzt hatten. Die Aktion führte zum Erfolg. Die Stadt Köln konnte das Haus und das ebenfalls unbewohnte Nachbarhaus an der Joseph-Stelzmann-Straße 2a von dem Verwalter mieten.
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Beide Häuser werden derzeit saniert. Wenn sie fertig sind, werden die Wohneinheiten im dem größeren Haus an der Zülpicher Straße Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. In dem kleineren Nebenhaus werden drei Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen entstehen. Über die neue Flüchtlingsunterkunft informierte die Stadt nun die Anwohner. Die konkreten Pläne An der Zülpicher Straße 290 entstehen 15 abgeschlossene Wohneinheiten mit Küchen und Bädern, die jeweils zwischen 28 und 63 Quadratmeter groß sind. Im Erdgeschoss kommt eine weitere Wohnung hinzu, die 101.5 Quadratmeter groß und barrierefrei sein wird.
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Außerdem sind Büros für Sozialarbeiter und den Wachdienst sowie ein Schulungsraum vorgesehen. Das Gebäude wird laut Auskunft von Josef Ludwig, Leiter des Wohnungsamts, im zweiten Quartal 2018 fertiggestellt. Aufgrund der geringen Größe der Wohnungen sollen dort Alleinstehende und kleine Familien, vor allem allein reisende Frauen mit und ohne Kinder wohnen. In der Erdgeschosswohnung soll eine Familie leben, zu der ein Rollstuhlfahrer oder eine Rollstuhlfahrerin gehört. Insgesamt wird an der Zülpicher Straße Platz für 40 Menschen sein. „Es werden vermutlich vor allem Menschen aus Syrien sein, denn sie haben die beste Bleibeperspektive“, Josef Ludwig, Leiter des Wohnungsamts.
Stadt Köln zahlt ortsüblichen Preis
Im Idealfall handele es sich dabei um Familien, die bereits in der näheren Umgebung wohnen, so dass die Kinder nicht die Kita oder die Schule wechseln müssen. Welcher Sozialer Dienst sie vor Ort betreuen wird oder ob die Stadt diese Aufgabe selbst übernimmt, stehe noch nicht fest. Die Stimmen der Besucher Ein Teilnehmer benutzte die Informationsveranstaltung, um seinem Zorn darüber Luft zu machen, dass die Stadt generell Wohnraum Flüchtlingen und nicht etwa anderen bedürftigen Menschen wie Obdachlosen zur Verfügung stellt. „Sie spalten die Gesellschaft“, zürnte er. Die Eigentümer würden durch das Geschäft mit der Stadt zur Unterbringung der Flüchtlinge Geld verdienen. Die Vermutung, Hauseigentümer würden durch die Flüchtlingsunterbringung Geld verdienen, widersprach Josef Ludwig: „Wenn wir etwas für geflüchtete Menschen mieten, zahlen wir den ortsüblichen Preis, nicht mehr und nicht weniger.“
Kritik an Gentrifizierung
Die Mehrzahl der Veranstaltungsteilnehmer bewerteten das Vorhaben positiv: „Ich lebe schon sehr lange im Viertel“, sagte eine Besucherin. „In den letzten Jahren hat es sich ein von der allgemeinen Lebensrealität weg entwickelt, einfach weil die Wohnungspreise so rasant gestiegen sind.“ Sie freue sich über jedes Element, das wieder ein bisschen Lebenswirklichkeit in das Viertel bringe, wie nun die zweite Flüchtlingsunterkunft.
Sie sei froh, wenn es noch mehr Wohnungen für Menschen geben würde, die nicht über so ein hohes Einkommen verfügen. „Ich bedauere die Tendenz, dass manche Viertel nur noch eine bestimmte Klientel beherbergen“, sagte sie und erntete viel Beifall. Ein bisschen enttäuscht zeigten sich einige Besucher deswegen, weil entgegen der Wünsche der ehemaligen Hausbesetzer und Viertelsbewohner im Erdgeschoss des Hauses an der Zülpicher Straße kein Begegnungsraum für Bewohner und Nachbarschaft geplant ist. Doch Josef Ludwig bezweifelte, dass neben der großen Erdgeschosswohnung und dem anvisierten Schulungsraum noch Platz dafür sein wird.
Die Willkommensinitiative Auf einen Raum für Austausch mit der Bevölkerung legten auch die Mitglieder der Sülzer Willkommeninitiative Hallo-in-Sülz viel Wert. „Es ist wichtig, dass es im Haus selbst eine Möglichkeit für die zugewanderten Menschen gibt, Kontakt mit ihren Nachbarn und der Außenwelt aufzunehmen“, sagte Mitglied Hannelore Ruppert. Sie wünsche sich, dass der Schulungsraum auch dafür genutzt werden könne. Dorothee Mennicken, ebenfalls Mitglied der Initiative, fügte an: „Es wäre doch schön, wenn die Flüchtlinge selbst Gastgeber sein könnten und nicht immer Gast wären.“
So wäre ein Austausch auf Augenhöhe viel leichter möglich. Hannelore Ruppert wünschte sich zudem, dass nicht nur allein reisende Frauen mit Kindern, sondern auch Männer an der Zülpicher Straße wohnen. „Wir erleben in dem Wohnheim für die Frauen an der Berrenrather Straße, dass den Kindern die männlichen Bezugspersonen fehlen.“ Es wäre schön, wenn man bei der Auswahl der Bewohner solche Dinge bedenke.