Unter Beifall hat am Mittwoch erneut Uniklinik-Personal protestiert. Verdi-Chef Werneke kündigte eine massive Ausweitung der Warnstreiks an.
„Mehr für uns bedeutet mehr für alle“500 bis 600 Mitarbeitende der Kölner Uniklinik streiken erneut für mehr Lohn
Auch im dritten Jahr ihrer Ausbildung zur Pflegefachkraft steht die Höhe der Vergütung nicht im angemessenen Verhältnis zu den überall und in allen Bereichen gestiegenen Kosten. Für sie selbst hat das unter anderem dazu geführt, dass sie aus dem teuren Köln nach Bergisch Gladbach gezogen ist, wo etwa die Mietpreise deutlich geringer sind. Mit dieser persönlichen Erkenntnis beteiligt sich Celina, Azubi mit dem Schwerpunkt Pädiatrie (Kinderheilkunde), am Mittwochmorgen (15. Novenber) beim Warnstreik der Beschäftigten der Uniklinik Köln an der Demonstration durch Lindenthal.
Rund 500 bis 600 weitere Kolleginnen und Kollegen der 22 Jahre alten Frau aus den verschiedensten Tätigkeitsbereichen am Universitätsklinikum haben ab 9 Uhr für diese zweite Aktion in NRW im aktuellen Konflikt in der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) die Arbeit niedergelegt. „Wir sind rund 700 Auszubildende an der Uniklinik, mit 300 bis 400 davon ist die Gruppe der künftigen Pflegekräfte darunter die größte“, sagt Celina.
Damit das junge und künftige Fachpersonal motiviert an den Start gehen könne, sollte den Männern und Frauen mehr Geld und die zeitlich unbeschränkte Übernahme nach der Ausbildung zugesichert werden.
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Nicht weit von Celina entfernt läuft in der großen Gruppe der Demonstranten und Demonstrantinnen die Kölnerin Cathrin inmitten ihrer sechs älteren Kolleginnen. Die Gruppe bläst regelmäßig in die überall laut hörbaren Trillerpfeifen. Cathrin arbeitet bereits seit 2004 in der Pflege, wie sie sagt. Elf innerhalb dieser knapp zwei Jahrzehnte an der Frauenklinik des Uniklinikums Köln.
Warnstreik an der Uniklinik Köln: Pflegerin braucht Nebenjob, um eigene Kosten decken zu können
„Ich liebe diesen Job und möchte ihn gern weiterhin machen – aber dafür müssen wir mehr Geld verdienen“, fordert die 40-Jährige, die sich bereits einen Nebenjob gesucht hat, um ihren Lebensstandard halten zu können. „Der ist nicht unglaublich hoch, aber ein normales Leben führen und zum Beispiel eine Versicherung für meinen Hund bezahlen zu können, das muss eine volle Stelle in dieser Arbeit schon hergeben“, betont Cathrin am Mittwoch gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Es sind ähnliche Berichte, wie die dieser Frauen, die innerhalb der Demonstration auf dem Weg vom Klinik-Haupteingang an der Kerpener Straße aus bis zum Albertus-Magnus-Platz vor dem Uni-Hauptgebäude zieht. Die Polizei sperrt die Route weiträumig ab, für rund zwei Stunden ist der Bahnverkehr der KVB-Linie 9 sowie der Verkehrsfluss auf einigen großen Straßen wie der Universitätsstraße im Demobereich unterbrochen.
Die Forderung der Gewerkschaft Verdi von zehneinhalb Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat – für Azubis 200 Euro – unterstreichen die in gelbe Warnwesten gehüllten Streikenden mit Sprechgesängen wie „Mehr für uns bedeutet mehr für alle!“, mit Spruchbändern ihrer Forderungen und Musik von Lautsprecherwagen aus. Auf dem Weg durch das Viertel drücken zahlreiche Passanten sowie Menschen in den vielen Uni-Fakultäten, die sich entlang der Route befinden, ihre Solidarität mit dem Demozug aus und spenden Beifall.
Auch andere Institutionen streiken
Bei der Abschlusskundgebung vor dem Haupteingang der Universität zu Köln treffen die Pflegekräfte dann auf weitere Streikende. Denn am Mittwoch haben neben der Universität zu Köln auch die Beschäftigten anderer Institutionen zur Warnung an die Arbeitgeberseite ganztägige Streiks durchgeführt, darunter die Technische Hochschule Köln sowie die Sporthochschule und die Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Die zweite Verhandlungsrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der Länder ist am 3. November 2023 in Potsdam ohne Ergebnis geblieben. „Die Arbeitgeber haben auch in der zweiten Runde kein Angebot vorgelegt und alle wesentlichen Forderungen und Erwartungen rundweg abgelehnt. Das betrifft beispielsweise die Themen nach Schaffung von Tarifschutz für studentisch Beschäftigte“, teilte im Vorfeld dazu der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke mit.
Die Bundesländer als Arbeitgeber würde vor dem massiven Personalmangel, der Belastungssituation der Beschäftigten und der unzureichenden Bezahlung die Augen verschließen, so der Gewerkschafts-Chef weiter. Die Warnstreiks, darin zeigten sich auch die Menschen bei der Kundgebung am Mittwoch in Köln entschlossen, würden deshalb in der Zeit vor der nächsten Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder, am 7. und 8. Dezember 2023 in Potsdam, massiv ausgeweitet.