Die Universität Köln hat am Montag 4600 Erstsemester begrüßt. Eins der drängenden Themen zum Studienbeginn: die problematische Wohnsituation.
„Für 380 Euro warm gibt es nichts“Studierende klagen über schwierige Wohnungssuche in Köln
Es ist voll auf dem Albertus-Magnus-Platz vor der Uni. Zu voll. Schon eine Viertelstunde vor der Erstsemesterbegrüßung schickt das Einlasspersonal eine Schar Studierender ins Hörsaalgebäude, wo die Begrüßungsreden live übertragen werden. Drinnen in der Aula ist kein Platz mehr, hier sitzt bereits „eine vierstellige Zahl“ Erstsemester, wie Rektor Joybrato Mukherjee in seiner Rede sagt.
Weil der Semesterbeginn auf den Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 fällt, betont Mukherjee gleich am Anfang die „tiefe Verbindung“ der Universität zu Israel und wie wichtig es in diesen Zeiten sei, für Demokratie einzustehen. An der Uni sollten sich die Studierenden einen „wissenschaftlichen Habitus“ aneignen, eine „wissenschaftliche Persönlichkeit“.
Rektor Mukherjee: Köln ist weltoffene Stadt
Damit meint der Rektor nicht nur die Arbeitsweise der Studierenden, sondern auch allgemein im Leben „die Gabe, erst mal abzuwägen, nicht gleich loszulegen mit einer Meinung, sich auch widerlegen zu lassen“. Das könne man auch in Köln gut lernen, einer Stadt, in der Weltoffenheit und Diversität hochgehalten würden. „Hier gilt: Leben und leben lassen“, sagt Mukherjee.
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Doch in Köln leben kann man nicht so leicht ohne Wohnung. Die mussten sich viele der neu Eingeschriebenen erst mal suchen – nicht alle hatten Erfolg.
Maike Brammertz, 19 Jahre alt, beginnt diesen Herbst ihr Sonderpädagogikstudium an der Uni Köln und findet den Mietmarkt bisher „absolut gar nicht gut“. Vergeblich hat sie auf der Internetplattform „WG-Gesucht“ nach einem WG-Zimmer gefahndet. Sie erzählt von Freundinnen und Freunden, die trotz kostenpflichtiger Konten auf dem Portal „Immoscout“ nicht fündig wurden. Am Ende bekam Brammertz ein Zimmer vom Studierendenwerk, genauso wie ihre Kommilitonin Johanna Kurschatke, ebenfalls 19 Jahre alt, die sich auf die Warteliste des Studierendenwerks setzen ließ.
Studierendenwerk in Köln: Wohnungsmarkt seit Jahren angespannt
Auf den Wartelisten stehen durchschnittlich tausend Interessierte, sagt Klaus Wilsberg vom Studierendenwerk Köln. „Der Wohnungsmarkt in Köln ist seit Jahren angespannt“, sagt Wilsberg, „und leider hat sich daran nichts verbessert, es ist eher noch schlimmer geworden.“
Das Studierendenwerk hat 5000 Wohnheimplätze, etwa 40 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber können laut Wilsberg darin untergebracht werden – „und die anderen 60 Prozent eben nicht. Ich sage mal den unvorsichtigen Satz 'Am Ende kommen sie alle unter'.“ Die Frage für die Studis sei aber auch, wie viel sie bezahlen müssten und welche Fahrwege sie hätten.
Jakob Vahlensieck, 24, kann diese Frage beantworten. Er ist für seinen Master in „Business Analytics and Econometrics“ aus Süddeutschland nach Köln gezogen und hat zwar schnell ein WG-Zimmer auf „WG-Gesucht“ gefunden. Aber er zahlt auch 680 Euro für 17 Quadratmeter in einer mittelgroßen Wohnung ohne Wohnzimmer.
Wohnungsmarkt Köln: Bafög-Erhöhung bringt kaum Linderung
Zwar gibt es ab diesem Semester verbesserte Bafög-Leistungen. Dazu zählt, dass die Wohnkostenpauschale von 360 auf 380 Euro erhöht wird. „Aber in Köln kriegt man ja nichts für 380 Euro warm“, sagt Wilsberg. In seinen Augen liegt die Pauschale daher „deutlich unter dem, was man hier braucht“. Studentin Johanna Kurschatke zum Beispiel hat selbst mit Bafög ein gewisses Budget, und das wäre von einer WG außerhalb der Wohnheime des Studierendenwerks überschritten worden.
Die Probleme bei der Wohnungssuche seien ein Standortnachteil für das sonst sehr beliebte Köln, sagt Klaus Wilsberg. Trotzdem zieht es viele Studierende in die Stadt, weil die Menschen hier „so cool sind, mit das Beste, was du kriegen kannst in Deutschland“, sagt der Student Jakob Vahlensieck und grinst.
Und Maike Brammertz erzählt: „Mein Papa hat auch schon in Köln studiert, und der sagt, 'Das ist das beste Leben, das du haben kannst!'“. Sie lacht und ruft ihrer neuen Kommilitonin Johanna Kurschatke zu: „Wir sehen uns später!“ Jetzt geht es erstmal zur Einführungsveranstaltung.