Auf der Dürener Straße kommt es nicht selten zu Kollisionen. Wie wichtig völlige Konzentration auf dieser Strecke ist, lehrt ein Selbstversuch.
„Piktogramme können nichts ändern“Engstellen und offene Autotüren – ein Selbstversuch auf der Dürener Straße
17.30 Uhr, Feierabendverkehr auf der Dürener Straße: Die Fahrbahn ist besetzt von unzähligen Autos, die Gehwege sind voll mit Besuchern der Geschäfte sowie Gastronomien und durch das Gewusel versuchen sich Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer ihren Weg zu bahnen – darunter auch ein angespannter Reporter.
Vom Aachener Weiher aus geht die Reise los und die erste Hürde lässt nicht lange auf sich warten. Eine Baustelle mitten auf dem Radweg versperrt den Weg; an eine Umleitung wurde nicht gedacht. Stattdessen gilt es, sich ein schmales Stück Gehweg mit den Fußgängerinnen und Fußgängern zu teilen, von denen ein Teil auf Einlass in ein angrenzendes Fitness-Studio wartet. Schnell ist die Engstelle verstopft und Absteigen lautet die Devise.
Dürener Straße in Lindenthal: Fußgänger kreuzen Radweg
Nicht angenehm, aber auch nichts, was Radfahrer nicht ohnehin gewohnt sind, also weiter strampeln. Je näher man dem pulsierenden Zentrum der Straße mit aneinander angrenzenden Lokalitäten kommt, desto chaotischer wird es.
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Fußgängerinnen und Fußgänger kreuzen den Radweg, um auf die andere Straßenseite zu kommen, Servicekräfte der Gastronomien wuseln um Tische, die nur wenige Zentimeter von vorbei rauschenden Radlern entfernt stehen und immer wieder öffnen sich Beifahrertüren von am Straßenrand geparkten Autos, die einen im besten Fall nur zum Bremsen zwingen.
Vorbild für Radfahrer ist die Venloer Straße in Ehrenfeld
Zeit für eine Pause und ein Gespräch mit den Anwohnern: Ein älterer Herr stört sich nicht an der Situation, gibt aber schmunzelnd zu, dass er seit zwei Jahrzehnten nicht mehr Fahrrad gefahren sei. Seine Nachbarin sieht das Problem nicht in der Infrastruktur, sondern im Verhalten der Radfahrer. Kreuz und quer, oftmals nebeneinander und gerne auch auf der falschen Fahrbahnseite würden sie selbst die Gefahrensituationen beschwören – sicherlich gibt es immer zwei Seiten der Medaille.
Einer vom Fach ist Sali Said, Mitarbeiter vom „Velotopia Fahrradgeschäft“. Für ihn ist klar, dass das Verkehrschaos die Folge städtischer Versäumnisse ist. Mehr und mehr Leute seien in den vergangenen Jahren auf das Fahrrad umgestiegen, doch die Radwege seien nicht angepasst worden. „Heute sind sie zu schmal und ihr Zustand ist desolat“, sagt Said. Er wünscht sich schon länger eine Veränderung und nennt als Beispiel die Venloer Straße, in Ehrenfeld.
Piktogramm-Ketten sollen Radfahren auf Dürener Straße helfen
Vor einem halben Jahr wurde diese zur Einbahnstraße erklärt und Fahrräder haben seitdem ausreichend Platz. Ein Anfang wurde allerdings schon vor Jahren mit Piktogramm-Ketten gemacht, die nun auch auf die Dürener Straße aufgetragen werden sollen.
Radfahrern soll dadurch verständlich gemacht werden, dass keine „Radwegebenutzungspflicht“ mehr vorherrscht und sie auf die Straße ausweichen können. Bei Autofahrern sollen die Piktogramme wiederum ein Bewusstsein für die Fahrradfahrer schaffen, sodass eine sichere Koexistenz gewährleistet werden kann.
In der Theorie ein erster Schritt, doch am praktischen Nutzen gibt es bereits erste Zweifel. Christian Hölzel, der für die Radverkehrspolitische Ausrichtung des „Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs“ (ADFC), in Köln zuständig ist, glaubt nicht an den Erfolg des Konzepts: „Es ist schlicht und ergreifend zu viel Betrieb auf der Dürener Straße und Piktogramme können daran nichts ändern.“ Auch auf der Venloer Straße sei der Wandel erst mit Implementierung der Einbahnstraße gekommen, die Piktogramme hätten im Voraus nur wenig bewirkt. Nur die Wenigsten würden auf die Straße wechseln, wenn diese allzu oft überfüllt sei.
Am oberen Ende der Dürener Straße angekommen, wird kehrt gemacht und der Rückweg angetreten. Mit neuem Wissen im Gepäck geht es zwischen Autos, Transportern und Motorrädern auf der Straße zurück. Komische Blicke, wilde Gesten und Hupen werden mir zuteil und auch als Radfahrer selbst fühlt man sich dort wie ein Fremdkörper. Ob Piktogramm-Ketten daran etwas ändern werden, ist fraglich, aber als Fahrradfahrer allenfalls wünschenswert.