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Ex-Höhner-Sänger als JubiläumsgastWarum ein Kölner Krankenhaus einen eigenen Radiosender hat

Lesezeit 4 Minuten
Moderator Rolf Krahforst im Gespräch mit Henning Krautmacher (r.).

Moderator Rolf Krahforst im Gespräch mit Henning Krautmacher (r.).

Musik als kleine Linderung? Der Krankenhaussender des Sankt-Hildegardis-Krankenhaus will den Patienten schöne Stunden bereiten.

Ob Musik-Mixe, Literaturlesungen oder Entspannungsübungen: Der hauseigene Radiosender des Lindenthaler Sankt-Hildegardis-Krankenhauses strahlt ein vielseitiges Hörprogramm für Patienten und Besucher aus – und das seit einem halben Jahrhundert.

Aus der Passion für das Radio und dem Willen, etwas Gutes zu tun, entwickelte sich in den vergangenen 50 Jahren der ehrenamtlich betriebene „Kölner Krankenhaussender“ zu einem rund um die Uhr laufenden Programm mit der Ausstattung eines professionellen Aufnahmestudios. Zum 50-jährigen Bestehen am vergangenen Samstag spielte Henning Krautmacher, ehemals Frontmann der „Höhner“, ein Livekonzert für die Patienten.

Krautmacher war schon öfter da

Dabei handelte es sich nicht um Henning Krautmachers ersten Auftritt für den Krankenhaussender: „Ein guter Freund von mir ist Arzt im Sankt-Hildegardis“, erklärte der 67-Jährige: „Und wir sind beide der Meinung, dass Musik sehr heilsam sein kann.“

Der Sender ist stark auf Interaktion mit den Patienten ausgelegt. In der jeweils Samstag ausgestrahlten Liveshow „Wunschkonzert“ spielt der Sender die Musikwünsche der Patienten. Seit der Sender mit seinen Shows begonnen hat, erreichten ihn so schon mehr als 60.000 Musikwünsche.

Bunte Bandbreite an Musik

Sehr interessant ist laut Rolf Krahforst, Vorsitzendem des Krankenhaussenders, die musikalische Bandbreite der denkbar heterogenen Hörerschaft: „Pop, Schlager, sogar auch Hard-Rock spielen wir manchmal – alles, was gewünscht wird.“

Zweimal wöchentlich geht der Krankenhaussender so live und spielt ansonsten rund um die Uhr einen selbst vorbereiteten Mix aus Musik und Beiträgen. Für die jährlichen 200 Stunden Livebeiträge wenden die 15 Ehrenamtler des Senders insgesamt 1500 Stunden ihrer Zeit auf. Das Engagement zahlt sich dabei aus.

So wird das Radio produziert.

So wird das Radio produziert.

Anders als die gewöhnlichen Folgen wurde die Jubiläumsausgabe des Senders nämlich im Bistro des Krankenhauses aufgenommen, wo Patienten und Ärzte ihr beiwohnen konnten. Patientin Maria erzählte: „Die Wunschkonzerte sind ein Mutmacher und immer lustig“, und bedankte sich herzlich bei dem Sender für die Arbeit.

Jedenfalls war Krautmacher gerne auf die Einladung seines Freundes eingegangen und hatte vor einigen Jahren bereits den Krankenhaussender besucht. In dem damaligen Radiobeitrag erzählte er einige Anekdoten aus der Zeit als Höhner-Frontmann.

Krautmacher bedankt sich

Für den Jubiläumsauftritt bedankte sich Henning Krautmacher: „Es ist sehr schön, wieder hier zu sein. Die Aufnahmen im Krankenhaussender sind völlig anders als die mit gewöhnlichen Sendern. Hier herrscht eine viel größere Sensibilität, vor allem beim Thema Hoffnung.“

Das Team des Senders.

Das Team des Senders.

So wolle der Musiker ebenfalls etwas Hoffnung spenden und die Patienten von ihren Leiden ablenken. „Wenn man wirklich fest daran glaubt, dann kriegt man jeden Berg versetzt“, sang Henning Krautmacher.

Viele prominente Gäste

Solche Auftritte und prominente Gäste allgemein sind beim Krankenhaussender kein Novum. In den Radiobeiträgen sprachen unter anderem schon Moderatorin Anne Will, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Musiker Hans Süper und FC-Stadionsprecher Michael Trippel zu den Patienten.

Das Konzept hinter dem bunten Programm laute, „den Menschen einfach schöne Stunden zu bereiten“. So erklärte es Rolf Krahforst, erster Vorsitzender des Krankenhaussenders. Er war bereits im Jahr 1974 dabei, als die ersten Sendungen im Studio auf dem Dachboden des Sankt-Hildegardis-Krankenhauses produziert wurden.

Bewegende Rückmeldungen von Patienten

Bis heute ist der mittlerweile 68-Jährige dem Sender treu geblieben und hat somit die vergangenen 50 Jahre und die Entwicklung beobachten können: „Am Anfang haben wir Gründungsmitglieder vom Sender überlegt, wie wir unsere Passion für das Radio ausleben können. Wir hatten nämlich allesamt andere Berufe.“ Daher habe sich das Team dazu entschieden, einen ehrenamtlichen Sender im Krankenhaus zu betreiben. „So konnten wir dabei noch etwas Gutes tun“, berichtete Rolf Krahforst.

Blicke er retrospektiv auf das vergangene halbe Jahrhundert zurück, so seien die schönsten Momente diejenigen, in denen er positive Rückmeldung erhalten habe: „Das Bewegendste ist, wenn sich ein Patient bei mir meldet und sagt, dass ihm die Musik geholfen hat, oder er sich für einen kurzen Moment besser fühlen konnte.“

Auch die Geschäftsführer des Krankenhauses, Frederic Lazar und Volker Seifarth, sprachen ihren Dank aus und betonten: „Der Krankenhaussender ist eine enorme Hilfe für uns. Besonders die Podcasts mit unseren Ärzten und Pflegern sind unfassbar wertvoll, um die Patienten zu erreichen.“

Bei dem großen Rückblick konnte Rolf Krahforst außerdem bereits einen kleinen Ausblick geben: „Unser nächstes konkretes Ziel ist es, auch die anderen Augustinerinnen-Krankenhäuser mit unserer Sendung zu erreichen.“