Der Kölner CDU-Parteichef Karl Mandl unterstützt den „Marsch für das Leben“. Dafür wird er nun innerhalb seiner eigenen Partei scharf kritisiert.
CDU-internes Schreiben„Wie gehen Sie mit der Not eines Mädchens um, das vielleicht vergewaltigt wurde?“
Eine Gruppe von 41 teils prominenten Mitgliedern der Kölner CDU hat Parteichef Karl Mandl in einem internen Schreiben am Dienstag deutlich kritisiert. Mandl hatte Unterstützung für die Anti-Abtreibungsdemo „Marsch für das Leben“ bekundet und die Demo auf der Webseite der CDU empfohlen. „Als Mitglieder der CDU Köln erwarten wir von unserem Vorsitzenden klare Distanz und bitten damit auch um die Entfernung des Hinweises von der Homepage“, heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt.
Kritisiert wird auch Mandls Aussage im „Kölner Stadt-Anzeiger“, er könne sich vorstellen, am Samstag an dem „Marsch für das Leben“ teilzunehmen. Die Teilnehmenden des Marsches wenden sich gegen ein liberales Abtreibungsrecht. Mandl beschrieb die Veranstaltung als „Demo mit einem berechtigten Anliegen“.
Unterzeichnet ist das Schreiben unter anderem von vier Mitgliedern des Fraktionsvorstandes im Stadtrat: Niklas Kienitz, Ira Sommer, Teresa De Bellis und Dirk Michel. Auch Gisela Manderla, Vorsitzende der Frauen Union in Köln und stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppierung, hat den Brief unterzeichnet, ebenso wie die frühere NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser.
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Kritik aus der CDU an Parteichef Mandl auf persönlicher Ebene
Die Kritik am Parteichef ist unmissverständlich. Es sei zwar sein gutes persönliches Recht, die Anliegen des hinter der Veranstaltung stehenden Bundesverband Lebensrecht (BVL) für berechtigt zu halten und womöglich auf der Demonstration erscheinen zu wollen. „Aber: Im Kölner Stadt-Anzeiger sprechen Sie nicht als Privatperson, sondern als Vorsitzender der CDU Köln. Sie können hier Ihre Privatmeinung nicht von der Meinung des Amtsinhabers unterscheiden“, so das Schreiben.
Der BVL falle regelmäßig „durch seine aggressive Vorgehensweise in ethischen Fragen auf. Mitglieder des Verbandes bedrohen regelmäßig Beraterinnen und Berater von Schwangerschaftskonfliktberatungen, Frauen, die in ihrer Not Beratungsstellen aufsuchen, Politikerinnen und Politiker, die sich dezidiert äußern“, heißt es in dem Schreiben. Dann richten sich die Verfasserinnen und Verfasser an Mandl persönlich.
Queer-Beauftragter Sven Lehmann zeigt sich irritiert
„Sehr geehrter Herr Vorsitzender, wie gehen Sie mit der Not eines 15-jährigen Mädchens um, das vielleicht vergewaltigt wurde und keine Perspektive für ihr Leben sieht? Wie gehen Sie mit der Not einer 32-jährigen Frau um, die vielleicht schon vier Kinder hat und jetzt wieder schwanger geworden ist und völlig überfordert ist? Wie gehen Sie mit der Not einer Familie um, die ein schwerst behindertes Kind erwartet und sich schon vor der Geburt von der Gesellschaft alleingelassen fühlt?“
Am Mittwochnachmittag fand sich der Hinweis weiterhin auf der Webseite der Partei. Die Parteispitze der Grünen, die im Stadtrat gemeinsam mit der CDU und Volt ein Bündnis bilden, hatte den Hinweis auf der Webseite der Partei bereits am Dienstag deutlich kritisiert, auch der Kölner Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann äußerte sich und nannte den Vorgang „zutiefst irritierend“.