Bis zu 50 Grad im Klassenzimmer: Schülerinnen, Schülern und die Schulleiterin des Genoveva-Gymnasiums machten vor dem Rathaus auf die Zustände aufmerksam.
„Frau Reker, wir brauchen Hilfe“Wieso es in der heißesten Schule Kölns so nicht weitergehen kann
„Liebe Frau Oberbürgermeisterin Reker, wir brauchen Hilfe“, stand auf einem Transparent, das am Freitagmittag einige Jugendliche vor dem Rathaus hochhielten. Sie waren aus Mülheim in die Innenstadt gekommen, um auf sich aufmerksam zu machen. Es geht um das Genoveva-Gymnasium, die vielleicht heißeste Schule Deutschlands. Auch der Stadt Köln ist das Problem mittlerweile bekannt.
Schule in Köln-Mülheim stellt Hitzerekorde auf, ruft um Hilfe
Das Genoveva-Gymnasium ist in mehrerlei Hinsicht eine besondere Schule. Im Januar 2020 eröffnete Oberbürgermeisterin Henriette Reker einen Neubau, durch diesen dritten Trakt bekam die Schule mehr Platz. In gewisser Weise ein Luxus. Wenn es dort nur nicht manchmal so heiß wie in der Wüste würde. Rund 52 Grad Celsius will die Schulleiterin Susanne Gehlen in der Spitze vor zwei Jahren gemessen haben.
„Oben im Neubau hatten wir regelmäßig über 45 Grad“, sagt Gehlen. Die Schulräume gruppieren sich um einen Innenhof, das Dach ist licht- und offensichtlich auch wärmedurchlässig. Die Betonwände heizen sich schnell auf. Seit nun fünf Jahren kämpft das Genoveva-Gymnasium mit den Temperaturen im Sommer. Immer wieder fällt Unterricht wegen Hitzefrei aus. Vor zwei Jahren musste die Schulleiterin die Schule sogar für zwei Tage komplett schließen, weil die Grenzwerte des Arbeitsschutzrechts massiv überschritten wurden.
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Hitzefrei ist auf Dauer keine Lösung
„Wir hatten jetzt öfters früher frei, was für die Jüngeren vielleicht schön ist. Aber wer jetzt gerade Abitur macht und den Stoff lernen möchte, für den ist das ein Nachteil“, sagt Ibrahim Ali, einer der Schülersprecher. Der 18-Jährige ist in seinem letzten Schuljahr am Gymnasium. Bald macht er Abitur. Innenhof und Flure seien in der Pause oft leer, da es dort noch heißer sei als in den Klassenzimmern.
In den Fluren gibt es keine Klimaanlagen, berichtet Gehlen. Im gesamten Neubau sind die wenigen vorhandenen nicht ausreichend. An der Ostseite des Neubaus fehlen Rollladen, um die Zimmer vor der Sonne zu schützen.
In der neuen Turnhallen lassen sich die Fenster nicht öffnen. Frischluft gibt es grundsätzlich keine. Sogar der im Vergleich kühlere Altbau werde durch den Neubau zusätzlich erwärmt. „Ich weiß nicht, was sich der Architekt dabei gedacht hat. Manchmal würde ich gerne wissen, was in seinem Kopf abgegangen ist“, sagt Bianka Schmöle, Vorsitzende der Schulpflegschaft.
Lehrerschaft und Schülerschaft ziehen demonstrierend zum Rathaus
Um 10 Uhr am Freitag versammelte sich die Schulgemeinschaft im Neubau. Eine Mutter, die Ärztin ist, beklagte die gesundheitlichen Folgen der Hitze. Die Schülerinnen und Schüler fächelten sich beim Zuhören Luft zu. Trotz der mit 24 Grad eher kühleren Temperatur heizte der Neubau auch am Freitagmorgen ordentlich auf.
Schulleiterin Gehlen, Eltern und einige Schülerinnen und Schüler machten sich danach auf den Weg zum Rathaus, um einen an OB Reker gerichteten Brief mit mehreren Forderungen abzugeben. Unter anderem wollen sie eine funktionierende Klimaanlage, mehr Rollladen, Begrünung im Betonbau – und endlich gehört werden.
Brief an Reker wurde von Verwaltung entgegengenommen
Da die Demonstration ein wenig kurzfristig war, konnte Henriette Reker den Brief allerdings nicht selbst entgegennehmen. Sie ist aktuell auf einer China-Reise. Zwei der Eltern konnten den Brief trotzdem abgeben. „Die Stadt Köln kennt das Problem und hat natürlich großes Verständnis für die Situation der Schulgemeinschaft“, sagt Jutta Doppke-Metz, Pressesprecherin der Stadt Köln, auf Anfrage am Freitag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Schon seit langem versuche die Stadtverwaltung, die Situation in der Schule zu verbessern. Es war geplant, dass sich das Gebäude nachts abkühlt, indem kühle Luft einströmt. „Leider funktioniert im Genoveva-Gymnasium das Zusammenspiel zwischen Gebäudeleittechnik und Lüftungsanlage nicht so, wie es sollte. Alle technischen Möglichkeiten, die Gebäudeautomation zu optimieren, wurden bis heute ausgeschöpft“, heißt es von Doppke-Metz weiter. Ein Ingenieur-Büro sei zurzeit mit der Prüfung aller Möglichkeiten zur Kühlung beauftragt, die Ergebnisse hierzu würden in Kürze erwartet.
„Sollte der Einbau einer Klimaanlage in die Lüftungsanlage laut den Ergebnissen möglich und auch effektiv sein“, würde unverzüglich eine Firma mit dem Einbau beauftragt, so die Sprecherin.
Schulleiterin Gehlen ist für die Zukunft zuversichtlich. „Ich habe Vertrauen, dass der Brief seinen Weg zu Frau Reker findet. Sie kennt die Schule und sie wird sicher ein Herz für uns haben“, sagt Gehlen.