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Mord an 15-jährigem SchülerProzess gegen vier junge Männer beginnt vor dem Kölner Landgericht

Lesezeit 2 Minuten
Ein Blumenmeer am Tatort im Mülheimer Hafen, drei Tage nach dem mutmaßlichen Mord an einem 15-jährigen Schüler.

Blumen und Kerzen im Mülheimer Hafen, drei Tage nach dem Mord an einem 15-jährigen Schüler am 10. März 2024.

Die Angeklagten sollen den Jugendlichen im März „aus Wut und Rache“ erstochen haben.

Einer der wohl erschütterndsten Mordfälle der vergangenen Jahre in Köln wird ab Dienstag, 29. Oktober, vor dem Landgericht verhandelt. Die Kölner Staatsanwaltschat hat vier junge Männer angeklagt, die im März einen Jugendlichen im Mülheimer Hafen getötet haben sollen. Ihnen wird gemeinschaftlicher Mord aus niedrigen Beweggründen sowie gemeinschaftliche Freiheitsberaubung mit Todesfolge vorgeworfen. Ihr angebliches Motiv: „Wut und Rache“, wie die Staatsanwaltschaft schreibt.

Zwei Beschuldigte sind 19 Jahre alt, der dritte ist 20, der vierte 27 – alle sitzen seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft. Das 15-Jährige spätere Opfer soll einen von ihnen im Februar in einem Prozess vor dem Amtsgericht belastet haben – wohl um mit einer geringeren Strafe davonzukommen. Denn der 15-Jährige saß auf der Anklagebank, es ging um Drogen.

Köln: Urteile sollen im Januar fallen

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass einer der jetzt Angeklagten sich von dem Jugendlichen deshalb verraten fühlte und sich rächen wollte. Außerdem, so berichten es Ermittler, soll der 15-Jährige einem oder mehreren von ihnen Geld geschuldet und nicht zurückgezahlt haben. Ob das stimmt, soll sich im Prozess herausstellen. Angesetzt sind 16 Verhandlungstage, die Urteile werden im kommenden Jahr erwartet, voraussichtlich Mitte Januar. Wegen des jungen Alters dreier der Angeklagten werden wesentliche Teile des Prozesses möglicherweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt.

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Die vier Angeklagten sollen den Jugendlichen an einem Sonntagmorgen gegen 1.30 Uhr vor einer Gaststätte auf der Danzierstraße entführt, in ein Auto gezerrt und auf die kleine Insel an der „Katzenbuckel“-Brücke geschleppt haben. Dort sollen sie ihn mit mehreren Messerstichen getötet und seine Leiche liegen gelassen haben. Polizisten fanden sie sechseinhalb Stunden später, nachdem der Vater des Opfers seinen Sohn als vermisst gemeldet hatte.

Ob auch eine brisante Aussage des Vaters Thema in einem Prozess sein wird, ist indes noch unklar. Der Mann hatte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ wenige Tage nach der Tat berichtet, die späteren Tatverdächtigen hätten ihm gegenüber Stunden vor dem mutmaßlichen Mord angekündigt, seinen Sohn töten zu wollen. Der Vater will daraufhin die Polizeiwache in Mülheim angerufen haben. Der Beamte oder die Beamtin am Telefon habe aber nur erwidert, telefonisch könne man da nichts unternehmen, der Vater müsse schon auf die Wache kommen und Anzeige erstatten – was der Mann allerdings nicht tat. Die Polizei konnte diesen Anruf im Nachhinein auf Anfrage nicht bestätigen.