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Mülheimer SüdenWie Stadtentwicklung aus Aachen ein Vorbild für Köln sein kann

Lesezeit 3 Minuten
Eine alte Werkhalle im Otto-Langen-Quartier

Blick in eine leerstehende Halle im Otto-Langen-Quartier in Mülheim

Der Stadtentwicklungsausschuss soll am 20. Juni über die Zukunft des Areals entscheiden. Das Land sucht nach Investoren.

Was passiert mit dem Otto-Langen-Quartier im Süden Mülheims? Eine Frage, die sich Politik, Initiativen, Kulturschaffende und viele weitere Betroffene seit geraumer Zeit stellen. Die Politiker im Stadtentwicklungsausschuss sollen in der Sitzung am 20. Juni über Vorgaben für den Bebauungsplan-Entwurf und das Verkaufsverfahren für das Areal entscheiden.

Seit Anfang 2022 befindet sich das Grundstück samt der ehemaligen KHD-Verwaltung im Eigentum der Stadt. Die benachbarte Fläche gehört jedoch der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW Urban. Der Stadtentwicklungsausschuss hatte Anfang Februar zunächst beschlossen, dass die Stadt versuchen soll, NRW Urban das Grundstück abzukaufen.

Bauministerin Ina Scharrenbach erteilt der Stadt Köln eine Absage

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) erteilte dem Ansinnen aber eine Absage, ein Direktkauf sei nicht möglich. Im Rahmen des Bieterverfahrens sollen sich nun stattdessen Investoren mit ihren Konzepten bewerben. Vertreter des Initiativkreises Otto-Langen-Quartier, dem insgesamt 16 Initiativen angehören, haben am Samstag gemeinsam mit Vertretern des Büchel-Projekts der Stadt Aachen über die Zukunft des fünf Hektar großen Grundstücks in Mülheim diskutiert.

Mitglieder des Kreises positionierten sich dabei deutlich gegen den Verkauf an einen Privatinvestor. „Die Investoren dürften mit dem Grundstück und den darauf stehenden Gebäuden im Grund machen, was sie wollen“, sagte Bodo Marciniak. Er setzt sich als Architekt für eine Planung ein, die den Fokus auf eine Gemeinwohlorientierung lenkt.

Markus Ulrich schwärmte am Samstagnachmittag von der Entwicklung, die das Büchel-Projekt in Aachen trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gemacht habe. Es könnte als Vorbild für das Otto-Langen-Quartier in Mülheim dienen. „Da wo früher ein riesiger Klotz von Parkhaus stand, trifft sich heute die ganze Stadt – das ist ein absoluter Traum“, sagte er.

Ulrich selbst sei als beteiligter Architekt seitens des Unternehmens Archigraphus davon überzeugt, dass sich Gebäude sinnvoll für andere Nutzungen umwandeln lassen. Durch das Büchel-Projekt sei es möglich gewesen, in Aachen ein soziokulturelles Zentrum zu errichten, das für das Leben und die Zusammenkunft in der Stadt sorge und nicht mehr – wie das Parkhaus zuvor – den Flair einer Ruine versprühe. Maßgeblich an der Umkonzeptionierung beteiligt ist die städtische Entwicklungsgesellschaft Aachen.

„Wir hatten das Glück, dass sich die Leute in Kooperation mit Stadt und Politik ausprobieren konnten. Bei uns funktioniert das auch wirklich gut“, sagte Projektleiterin Antje Eickhoff. Sie berichtete über die ersten Erfahrungen mit dem neuen Zentrum. Für die Umsetzung der Pläne der Architekten und der Entwicklungsgesellschaft werde in engen Absprachen mit Investoren unter anderem am Projekt „Lust Auf Life“ zusammengearbeitet. Dabei geht es darum, Kultur-, Kunst- und Sportevents in einer Etage eines ehemaligen Kaufhauses in Aachen zu veranstalten.

Vorzeige-Transformation aus Aachen als Inspiration

Von der Vorzeige-Transformation in der Aachener Altstadt fühlt sich der Kölner Initiativkreis für das Otto-Langen-Quartier inspiriert. „In dem Quartier finden sich unglaubliche Schätze. Es könnte Wohnraum geschaffen werden, der flexibel an die Situation der Wohnenden anpassbar gestaltet werden kann, um so wieder bezahlbares Leben in Köln zu fördern“, sagte Architekt Marciniak. Auf Gegenvorschläge und Planungsalternativen des Initiativkreises sei die Stadt Köln bisher nur eingeschränkt eingegangen. Sollte das Land NRW auch nach der Entscheidung am 20. Juni dabei bleiben, ein Wettbewerbsverfahren für Investoren zu bevorzugen, brauche es neue Ansätze aus der Initiative, hieß es.

„Wäre es für Sie nicht ebenso möglich, sich an das Land zu wenden und ihre innovativen Vorschläge dort gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem dann feststehenden Investor umzusetzen“, schlug Markus Ulrich vor. Ein Kommunikationsversuch mit den zuständigen Stellen des Landes habe bisher noch nicht stattgefunden, hieß es aus Reihen des Initiativkreises. Man sei bis zur endgültigen Entscheidung der Politik davon überzeugt, dass sich zunächst ein Kampf für das gemeinwohlorientierte Planungskonzept – das Kulturräume, Wohnraum und Architektur verbindet – lohne. Das Otto-Langen-Quartier soll laut der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung zu einem „lebendigen, gemischt genutzten und urbanen Quartier entwickelt“ werden. Neben Wohnungen sollen Büros und Gewerberäume sowie kulturelle Nutzungen entstehen.