Schallprognose eingereichtDitib will schon bald Muezzinruf in Ehrenfeld
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Köln – An der Kölner Zentralmoschee könnte die Türkisch-Islamische Union Ditib ab Mitte Oktober den Muezzin per Lautsprecher zum Gebet rufen lassen. Eine Sprecherin der Stadt Köln bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Sonntag, dass die Ditib eine Schallprognose eingereicht habe, die „nur noch in einigen Punkten nachgebessert werden muss“. Die Konkretisierungen könnten „kurzfristig erledigt werden“.
Formale Voraussetzung für den Muezzinruf ist nun noch ein öffentlich-rechtlicher Vertrag zwischen Stadt und Ditib. Sollte der unterschrieben werden, könnten die ersten Muezzinrufe, wie von der Ditib gewünscht, ab dem 14. Oktober in Köln erschallen. Erlaubt wäre das dann immer freitags in der Zeit zwischen 12 und 15 Uhr für fünf Minuten.
Zehn Kölner Moscheegemeinden beantragen Muezzinruf
Die Stadt hatte Anfang Oktober 2021 erklärt, dass Moscheegemeinden auf Antrag und unter Auflagen ihre Gläubigen zum mittäglichen Freitagsgebet rufen dürften. So darf der Gebetsruf nicht länger als fünf Minuten dauern. Für die Lautstärke gibt es eine Höchstgrenze, die je nach Lage der Moschee festgelegt wird. Außerdem muss die jeweilige Moscheegemeinde die Nachbarschaft mit Flyern informieren und eine Ansprechperson benennen, die Fragen beantworten oder Beschwerden entgegennehmen kann.
In Köln hatten zehn Moscheegemeinden beantragt, per Muezzinruf zum Gebet bitten zu dürfen. „Bislang hat nur die Ditib die Schallprognose eingereicht“, teilte die Stadt-Sprecherin mit. Das Modellprojekt ist zunächst auf zwei Jahre befristet.
Kölns OB Henriette Reker befürwortet Muezzinruf
Die Erlaubnis ist umstritten. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und der Kölner Stadtdechant Robert Kleine befürworteten das Muezzin-Projekt. Das Grundrecht auf freie Religionsausübung stehe auch „den islamischen Gemeinden in Form des Muezzinrufes“ zu, sagte Kleine im Mai. „Es geht dabei um ein verfassungsmäßiges Recht, das auch nicht mit dem Hinweis auf religiöse Intoleranz oder die politische Instrumentalisierung der Religion in anderen Teilen der Welt relativiert werden darf.“
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) äußerte dagegen Kritik. Er fürchtet um den gesellschaftlichen Frieden, wenn viele Moscheegemeinden entsprechende Anträge stellen. (uk, kna)