Sie mussten als erste ihre Tätigkeit einstellen: Die Betreiber der Kölner Konzert- und Veranstaltungshallen blicken in eine ungewisse Zukunft.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat mit einigen von ihnen gesprochen – bei uns berichten sie über die aktuelle Lage, über ihre Ideen und ihre Hoffnungen für die Zeit nach der Pandemie.
Köln – Ein Provisorium ist eine Übergangslösung. Etwas, das nicht von Dauer ist. Der Musical Dome in Köln war eigentlich mal als Provisorium gedacht. Nun steht er schon seit bald 25 Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hauptbahnhof und Kölner Dom. Mehr als ein Jahr davon befindet sich die Bühne, auf der Musicals wie „We will Rock you“ oder Hairspray“ Premieren feierten, nun in coronabedingter Zwangspause. Dabei hatten viele auch diesen Zustand des Stillstands im März 2020 zunächst für etwas Vorübergehendes gehalten, das nicht von einer solchen Dauer sein würde.
„Als wir vor über einem Jahr schließen mussten, kam das für uns ziemlich plötzlich. Keiner konnte da das Ausmaß dieser Pandemie auch nur erahnen“, sagt Henning Pillekamp, Theaterleiter des Musical Dome. Und noch immer könne niemand realistisch abschätzen, wie lange dieser Zustand für die Veranstaltungsbranche noch anhalten werde: „Es fehlt weiterhin eine Perspektive, eine Planungssicherheit“, beklagt der 41-Jährige. Genau dieses Planungssicherheit sei aber nötig, wenn es darum gehe, aufwändige, internationale Musical-Produktionen nach Köln zu holen. Bestimmte Kapazitätsgrenzen seien da nicht wirtschaftlich: „Wir brauchen eine Zuschauer-Auslastung von 50 bis 70 Prozent.“
Keine Einnahmen bei laufenden Kosten
Während das Showgeschäft weitgehend ruht, laufen hinter den Kulissen vor allem bürokratische und organisatorische Arbeiten weiter: Kunden wollen Tickets erstattet bekommen, Veranstalter fragen Termine an, Mitarbeiter versuchen Fördergelder einzutreiben. „Für uns als nicht-subventioniertes, privates Theater war es eine Katastrophe, als von einem auf den anderen Tag die Einnahmen komplett wegbrachen“, sagt Henning Pillekamp. Kosten etwa für Miete oder Personal liefen hingegen weiter, auch wenn die Mitarbeiter größtenteils in Kurzarbeit seien. Zudem hätte der Musical Dome auch in Hygiene- und Umbaumaßnahmen investiert und etwa die Lüftungsanlage optimiert, Desinfektionsmittel-Spender und Plexiglasscheiben angeschafft.
Es gehe aber nicht nur um die finanziellen Einbußen. Es sei auch psychologisch eine Herausforderung für die Kolleginnen und Kollegen, wenn man über einen so langen Zeitraum nicht gebraucht werde und Berufsverbot habe. „Deshalb ist es mir wichtig, den Kontakt zu halten, regelmäßig zu telefonieren und sich über das Befinden auszutauschen“, sagt der Theaterleiter. Als „kleine Lichtblicke“ bezeichnet der 41-Jährige die seltenen Veranstaltungen, die dann doch stattfinden konnten: Videodrehs, Fernsehaufzeichnungen, Internet-Streamings. Solche Aktivitäten seien „ungeheuer wichtig“, um zumindest punktuell die Mitarbeitenden zu motivieren. „Das tut allen gut, wenn endlich wieder Leben auf der Bühne ist, das Licht angeht und das Haus erstrahlt.“
Große Sehnsucht nach Theaterbesuch
Im Oktober kamen zur Show „Abba Gold“ 650 Zuschauer. „Das war für uns ein guter Testlauf, der gezeigt hat, dass unser Hygienekonzept funktioniert“, sagt Henning Pillekamp. Momentan seien solche Szenarien noch schwer vorstellbar. Doch der Theaterleiter setzt auf allmähliche Öffnungsschritte in eine „neue Normalität. Und dann wird es irgendwann heißen: The show must go on. Darauf freuen wir uns schon sehr“.
Konkret plant das Musical-Dome-Team erst mit der Premiere der „Rocky Horror Show“ am 2.11.: „Ich vertraue darauf, dass wir bis dahin einen Weg gefunden haben werden, der einen sicheren und unbeschwerten Showbesuch wieder möglich macht.“ Henning Pillekamp rechnet mit einem enormen Andrang, wenn es soweit ist. „Die Sehnsucht und das Bedürfnis danach, wieder ins Theater zu gehen sind groß.“ Persönlich freue er sich darauf, „da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben – große internationale Shows nach Köln zu holen. Wir haben noch viel vor!“