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Musical „Himmel und Kölle“Singen und Tanzen geht nur mit Abstand

Lesezeit 4 Minuten
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Die Spielfreude ist dem Ensemble des Musicals „Himmel und Kölle“ anzumerken – auch wenn sie auf der Bühne nur mit Abstand tanzen und singen dürfen.

  1. Das neue Stück „Himmel und Kölle“ in der Volksbühne am Rudolfplatz erzählt die Geschichte von einem Pfarrer, einer schwangeren Braut einem nächtlichen Weg durch Köln.
  2. Die Darsteller sind in ihrer Performance eingeschränkt: Sie müssen beim Singen zwei Meter Abstand voneinander halten.
  3. Doch die schwierige Ausgangslage dient dem Regisseur und dem Ensemble als Ansporn.

Köln – „Ich freue mich richtig auf diese Produktion. Ich lebe seit 23 Jahren in dieser Stadt, habe bislang aber noch nie in Köln auf einer Bühne gestanden“, sagt Musical-Darsteller Mark Weigel (51), der im neuen Stück „Himmel und Kölle“ mit jeweils unterschiedlichen Dialekten in neun Rollen schlüpft – vom Kardinal und einem FC-Fan bis hin zum genervten Taxifahrer: „Tempo 30 auf den Ringen ist eine Demütigung.“

Doch bedingt durch mehrfach wechselnde Vorschriften und Beschränkungen durch die Corona-Pandemie verliefen die Proben anders, als Weigel es gewohnt war. Zuletzt hatte er in „Evita“ in Bonn, in „Jesus Christ Superstar“ in Oldenburg und in „Das Wunder von Bern“ in Hamburg mitgewirkt. „In einem Musical müssen die Schauspieler ja auch singen und tanzen. Und das geht diesmal nur mit Abstand“, sagt Weigel.

Zwei Meter Abstand und Corona-Tests

Neben Corona-Tests vor dem Beginn der Proben, täglichem Temperaturmessen bei allen Darstellern sowie Mundschutzpflicht vor und hinter den Kulissen sei das Einhalten der Mindestabstände – beim Gesang müssen es sogar zwei Meter sein – auf der Bühne eine der größten Herausforderungen, sind sich Regisseur Gil Mehmert und Tanz-Choreographin Yara Hassan einig. „Der künstlerische Anspruch ist ja da. Von den Einschränkungen soll das Publikum möglichst wenig merken. Da gab es schon einige knifflige Momente“, sagt Hassan.

Manches sei regelrecht Zentimeterarbeit. Meterleisten und Bodenmarkierungen auf der Bühne weisen die Akteure auf die Abstände hin. „Alles viel Rechenarbeit. Die Kunst wird beschnitten, Tanzen geht ja nur ohne Anfassen. Ohne Corona ist es einfacher, die Bilder, die man im Kopf hat, umzusetzen. Aber den Umständen entsprechend machen wir das Beste draus. Damit bin ich zufrieden.“

Beschränkungen stacheln Ehrgeiz an

Das sieht Mehmert, deutschlandweit der gefragteste Musical-Regisseur, ähnlich. „Man muss bestimmte Formationen halt ganz anders einstudieren und eher raumgreifende Bilder gestalten. Bei Spiel und Dialogen dürfen sich die Schauspieler nach geltendem Hygienekonzept durchaus etwas näherkommen. Beim Singen aber nicht. Dabei ist Gesang in einem Musical doch etwas anderes als wenn eine Wagner-Matrone meterweit ihre Vokale ins Opernpublikum spuckt.“

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Yara Hassan und Regisseur Gil Mehmert

Doch die verschiedenartigen Beschränkungen stacheln nur seinen Ehrgeiz an. Mehmert ist von dem Stück („Kein Text mit ein paar Liedchen, sondern mit Substanz“) von Moritz Netenjakob und Dietmar Jacobs überzeugt.Schließlich sind die beiden Kölner Autoren auch regelmäßig für die „Mitternachtsspitzen“ und die „Stunksitzung“ tätig und haben an mehreren Fernseh-Formaten wie „Stromberg“ – dafür erhielten sie den Grimme-Preis – „Pastewka“, „Anke“, „Switch“, „Heute-Show“ und anderen mitgewirkt.

Ein Musical ist für beide allerdings eine Premiere, aber, sagt Netenjakob, „man schreibt doch gerne über Dinge, die man gut kennt“. Und die Stadt mit all ihren Facetten zwischen Kirche und Karneval, FC und CSD ist den Autoren vertraut.

Ein Nacht der Gegensätze in Köln

Garniert mit eingängigen Popsongs und gefühlvollen Balladen wird die Geschichte eines jungen und leicht naiven katholischen Pfarrers Elmar (gespielt von Markus Schneider) erzählt, der aus der Provinz nach Köln versetzt wird und gleich bei seiner Ankunft in einen feierwütigen Junggesellinnen-Abschied der angehenden Braut Kathy (Karen Müller) gerät. Die ist schwanger, aber nicht von ihrem Bräutigam.

Auf der Suche nach Lösungen zieht der Pfarrer mit ihr durch die kölsche Nacht – vorbei an den Liebesschlössern auf der Hohenzollernbrücke, durch Brauhaus, Shisha-Bar und Dom bis zum Brüsseler Platz. „Köln gibt doch so viel her, im positiven wie im negativen Sinne“, sagt Autor Netenjakob. „Das reicht von Huldigung und Beweihräucherung bis zu bissiger Kritik.“

Ein Musical, auf das man sich freuen kann

Und all das lässt Regisseur und Perfektionist Mehmert die Zuschauer auch spüren. Er will Qualität auf die Bühne bringen. Das merkt man ihm bei allen Proben an, die nach dem Auftakt in der Live Music Hall inzwischen in der Volksbühne stattfinden.

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Und das mit einer Live-Band um Komponist Andreas Schnermann sowie teilweise auch schon im Kostüm und mit allen Requisiten. Und die werden – um weitere Menschenansammlungen auf dem Podium zu vermeiden – weitgehend von den Darstellern selbst auf- und abgebaut. Aber auch das hat Charme. Auf dieses Musical können sich die Kölner freuen. Sie sollten aber auch hingehen.

„Himmel und Kölle“ feiert am 29. Oktober Premiere und soll dann bis 7. Februar 56-mal (jeweils Donnerstag bis Sonntag) in der Volksbühne am Rudolfplatz laufen. Karten kosten ab 39 Euro und sind erhältlich bei Köln-Ticket, an der Theaterkasse sowie anderen Vorverkaufsstellen. Nach aktuellem Stand können pro Show 125 Zuschauer dabeisein – die ersten beiden Reihen müssen komplett frei bleiben. www.himmelundkoelle.de