Köln – Das Erscheinungsbild des linksrheinischen Rheinufers der Innenstadt wird sich verändern. Schiffe sollen künftig nicht mehr direkt am Ufer anlegen, sondern an Dalben. Das sind mächtige Metallpfeiler, die gut vier Meter vor dem Ufer im Fluss stehen.
Vor dem Rheinauhafen sollen 38 Dalben entstehen, bis zur Bastei weitere 33. Macht insgesamt 71 solcher Pfähle. Die Anlegepunkte, Festmacher im Rheinschiffer-Jargon genannt, in der stellenweise rund 100 Jahre alten Kaimauer sind nicht mehr in der Lage, die immer größer werdenden modernen Schiffe sicher zu halten.
Ins Flussbett eingelassen
Die Dalben sind insgesamt mehr als 40 Meter lang und werden ins Flussbett eingelassen. Die Oberkante schließt mit dem Niveau der Bodenplatten der Uferpromenade ab, auf dem die Passanten gehen. Etwa 1,4 Meter Durchmesser hat jeder der Pfeiler. Die Dalben werden mit kleinen Brücken mit dem einige Meter entfernten Ufer verbunden.
Einige dieser Brücken sollen die Besatzungen der Schiffe nutzen. „Der Landgang der Passagiere erfolgt wie bisher über Landebrücken beziehungsweise schiffseigene Gangways“, ist in einer Mitteilung der Verwaltung die zuständigen Ausschüsse zu lesen, die bereits im vorvergangenen Jahr beraten wurde. Das bedeutet, dass von manchen Dalben aus Brücken zu Pontons – ähnlich der bisherigen schwimmenden Anlegestellen – gehen, an denen die Schiffe festmachen.
Über diese gelangen die Passagiere an Land. Ein Hotelschiff legt dann also an einem Ponton an, der zu einer Dalbe führt, von der aus es weiter ans Ufer geht. Damit tragen die Dalben die Last der Schiffe und nicht das Ufer. Und bei einem Hochwasser wie es aktuell vorherrscht, würde sich an der Anlegesituation der Schiffe nichts ändern.
Wasserschifffahrtsverwaltung, Häfen und Güterverkehr Köln KGK und die Köln-Düsseldorfer (KD) werden die Anlegepfähle aufstellen. Dem Vernehmen kostet die Installation einer Dalbe bis zu 40.000 Euro.
Von Kaimauer losgerissen
Die Dalben am Rheinauhafen waren bereits in der Vergangenheit Thema, weil sich Frachtschiffe, die dort angelegt hatten, aus ihren Festmachern gerissen und die Kaimauer beschädigt hatten. Die öffentlichen Planungen der Dalben weiter stromabwärts blieben bislang ein wenig unbeachtet, wann sie gebaut werden sollen ist ebenfalls noch unklar.
Nun jedoch drängt die Zeit: Grund ist die geplante Sanierung der Kragplatte der Rheinpromenade zwischen Deutzer Brücke und Fischmarkt. Im kommenden Herbst will die Stadt mit ersten Abrissarbeiten beginnen, dann könnten etwa Flusskreuzfahrtschiffe nur eingeschränkt am bisherigen Ufer anlegen. Die Kragplatte so zu erneuern, dass die großen Schiffe wie bisher direkt am Ufer anlegen können, ist nach Angaben der Stadtverwaltung nicht möglich.
Verträge über Landpacht fehlen
Zudem fehlen noch die nötigen Landpachtverträge. Die Reedereien haben für die Wasserfläche auf dem Rhein, der dem Bund gehört und auf dem die Schiffe „parken“, schon lange Verträge abgeschlossen. Dort wo die Stege und Brücken der Dalben an Land aufliegen, müssen die Gesellschaften wiederum mit der Stadt zusätzlich einen Landpachtvertrag abschließen.
Diese Kontrakte stehen für den Bereich nördlich des Rheinauhafens noch aus. „In Kürze bietet die Stadt den weiteren Betreibern (Übergangs)Verträge mit einer Laufzeit von zwei Jahren an. Für die Anleger im Bereich „Am Leystapel“ und „Kragplatte“ werden längerfristige Verträge angeboten“, teil die Verwaltung auf Anfrage mit.
Man befinde sich „mit der Stadt nach wie vor in Verhandlungen“, sagen etwa die HGK. Bevor jedoch die Verträge stehen, möchten HGK und KD noch nicht in die Dalben investieren, ist zu erfahren. Auch die bereits anberaumte Erneuerung der Kragplatte erhöhe den Zeitdruck. KD-Geschäftsführer Achim Schloemer hofft, dass „die Dalben im Frühjahr 2022“ stehen.
Der Gestaltungbeirat, der über das Erscheinungsbild der Stadt befindet, ist mäßig begeistert über die Dalben. Das Gremium bemerkt in einer Stellungnahme, „dass es sich um eine sehr große Anzahl an Dalben und weiteren Einrichtungen wie den Landgängen handelt, die das Stadtbild deutlich verändern werden.“ Der Beirat fügt sich jedoch dem Vorhaben, wenngleich mit etwas verschnupftem Unterton: „Das Projekt wird in diesem Sinne zur Kenntnis genommen, da es auf Basis der Erläuterungen als alternativlos dargestellt wurde.“